Rückblick auf 22 Jahre Josef Pühringer

Vor fast genau 22 Jahren ist Josef Pühringer erstmals zum Landeshauptmann gewählt worden. 22 Jahre, in denen er Höhen und Tiefen eines politischen Lebens miterlebt, mehrere politische Partner kommen und gehen gesehen hat und die Richtung des Landes maßgeblich bestimmt hat.

Eigentlich wollte der junge Josef Pühringer Maurer oder Pfarrer werden. Dass es letztlich der Landeshauptmann von Oberösterreich wurde, war dem Elternhaus geschuldet. Der Vater Schneider, ÖVP Ortsparteiobmann in Traun, Wirtschaftskammerfunktionär.

1967 wird Josef Pühringer ÖVP Mitglied. Der Aufstieg verläuft ganz nach Plan. Zuerst die Kommunalpolitik in Traun, dann Landesobmann der Jungen ÖVP, 1976 der Einzug in den Landtag. Die klassische Parteikarriere: Landesparteisekretär, 1987 holt ihn Josef Ratzenböck dann als Bau- und Umweltlandesrat in die Regierung. Pühringer lernt die Schattenseiten der Politik kennen. Offene Anfeindung und Demonstrationen, wie etwa jene für eine Sondermülldeponie in Bachmanning 1991. Am 2. März 1995 wird er Nachfolger von Josef Ratzenböck als Landeshauptmann.

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Politkarriere statt Maurer

ORF-Redakteur Gernot Ecker hat den Werdegang von Josef Pühringer für OÖ heute zusammengefasst.

Wie als Landesrat hatte Pühringer auch als Landeshauptmann gleich zu Beginn eine Feuerprobe zu bestehen. Der Bau eines Kraftwerks in den Traunauen bei Lambach spaltete das Land. Kraftwerksgegner besetzten die Baustelle. Darunter auch einer, mit dem Pühringer Jahre später regieren wird: Rudi Anschober. Die Gendarmerie räumte die Baustelle, ein monatelanger Baustopp wurde verhängt uns Gerichte eingeschaltet. Pühringer blieb unbeeindruckt und setzt sich durch. Das Kraftwerk wurde gebaut.

Leitl Pühringer

ORF

Josef Pühringer und Christoph Leitl: Ein nicht immer konfliktfreies Verhältnis an der Doppelspitze

Politisch waren diese Jahre von einer ÖVP Doppelspitze Josef Pühringer und Wirtschaftslandesrat Christoph Leitl geprägt. Ihnen gelang es, das Land aus den Schulden zu führen. Das Verhältnis der beiden ist allerdings bis zuletzt nicht immer konfliktfrei und erinnert stark an die aktuelle Nachfolgeregelung.

Politisch turbulente Zeiten

Politisch turbulente Zeiten erwarten Pühringer dann im neuen Jahrtausend. Die wochenlangen Grenzblockaden gegen das südböhmische Atomkraftwerk Temelin belasten die ohnehin schwierigen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Tschechien.

Atomkraftwerk Temelin

APA/Alois Litzlbauer

Temelin wird zur Zerreißprobe zwischen Tschechien und Oberösterreich

Der Plan, in Linz ein Musiktheater unterhalb des Schlosses an der Donau zu bauen, rief die FPÖ auf den Plan. Sie initiierte im November 2000 eine Volksbefragung gegen Josef Pühringers Plan eines „Theaters am Berg“. Das Musiktheater kam dennoch - allerdings nicht am Fuße des Schlossbergs und auch erst 13 Jahre nach der Volksbefragung.

Musiktheater Linz, Volksgarten

ORF

Das Linzer Musiktheater kam trotzdem - wenn auch nicht an der Donau.

Das Jahr 2003 wurde zu einem der landspolitisch wohl spannendsten in der 2. Republik. Der Landtagswahlkampf wurde zu einer Schlammschlacht verbaler Untergriffe, gegenseitiger Beschuldigungen und persönlicher Verunglimpfungen zwischen ÖVP und SPÖ. Zentrales Thema war die Privatisierung der voest durch die schwarz-blaue Bundesregierung. Das Ergebnis war letztlich ein herber Schlag für die ÖVP. Sie konnte nur einige wenige Zehntel Prozent dazu gewinnen. Die SPÖ legte hingegen stark dazu. Pühringer verhandelte erfolglos mit den Roten über eine Koalition und holte dann erstmals in der Geschichte Österreichs die Grünen in eine Landesregierung. Schwarz-Grün in Oberösterreich wurde zum Modell für künftige derartige Politehen in und außerhalb Österreichs. Eine Zusammenarbeit, die zwölf Jahre halten soll.

2009 Triumph bei Landtagswahlen

Einen neuen Stil, neue Themen und neue Herausforderungen brachte die Zeit ab 2003: Neue Wege in der Energiepolitik, die Osterweiterung der EU, zwei große Spitalsreformen aber auch die größte Wirtschaftskrise in der Zweiten Republik. 2009 brachte den großen Triumph des Josef Pühringer. Bei der Wahl stürzte die SPÖ ab, die FPÖ gewann deutlich dazu. Die ÖVP erreichte sogar wieder die Mandats-Mehrheit im Landtag.

Rudi Anschober und Josef Pühringer

APA/Rubra

Eine politische Ehe mit den Grünen, die zwölf Jahre lang halten sollte

Pühringer setzte sechs weitere Jahre auf eine Zusammenarbeit mit den Grünen. Er trieb in dieser Zeit seine persönlichen Leitprojekte voran und brachte sie zur Fertigstellung: 2013 eröffnete das Musiktheater auf der Blumau in Linz. Ein Jahr später die Gründungsfeier für Pühringers wichtigstes Zukunftsprojekt: die Medizin Uni in Linz. 2015 eröffnete die Anton Bruckner Privatuniversität am Fuße des Pöstlingbergs.

Landeshauptmann Josef Pühringer in Wien

APA/HERBERT NEUBAUER

Auch auf Bundesebene hält Pühringer seinen Einfluss

Auf Bundesebene zählte Pühringer in diesen Jahren zu den wichtigsten ÖVP Politikern Österreichs und war einer der Chefverhandler bei Koalitionspokern oder Finanzausgleichen. Schwarz-Blau auf Bundesebene sah er Anfang der 2000er Jahre noch sehr kritisch. Die Landtagswahl 2015 - dominiert von Asyldebatten und Flüchtlingsströmen - zwangen Josef Pühringer dann schließlich selbst in so eine schwarz-blaue Zusammenarbeit. Die ÖVP verlor, die FPÖ gewann stark - Pühringer musste neue politische Partner akzeptieren. Anfangs eher widerwillig, zuletzt pragmatisch sachlich.

Günter Steinkellner, Manfred Naimbuchner, Josef Pühringer bei Gespräch

ORF

Nach 2015 musste Pühringer nach neuen politischen Partnern suchen: Der Beginn der schwarz-blauen Zusammenarbeit.

Aus dem jungen Landeshauptmann, dem angeblich die Schuhe eines Josef Ratzenböck nicht gepasst hätten, ist doch ein Landesvater geworden.

Gernot Ecker / ooe.ORF.at

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