Ansturm auf Finanzämter nach Falschmeldung

Eine Falschmeldung im Internet hat am Montag in Finanzämtern Chaos ausgelöst. Unbekannte hatten in Sozialen Netzwerken behauptet, dass zu wenig Familienbeihilfe ausgezahlt worden sei.

Der letzte Tag für eine Neuberechnung der Familienbeihilfe sei der 28. November, so die Falschmeldung, die vor allem auf Türkisch verbreitet wurde. Tausende besorgte Türken hätten daraufhin Finanzämter aufgesucht, viele auch mit selbst gebastelten Formularen, wie es aus dem Finanzministerium Dienstagfrüh gegenüber dem ORF Oberösterreich hieß. Mit Flugzetteln versuchten die Finanzamtsmitarbeiter, die Lage zu beruhigen.

„Hatte 40.000 Zugriffe auf geteilte Meldung“

Mustafa Iscel, ÖVP-Funktionär aus Wien, hatte gerade die Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs zur Neuberechnung von Arbeitslosenbezügen im Internet verarbeitet. Und dabei kam ihm die Meldung über die Familienbeihilfe unter, wie er gegenüber dem ORF Oberösterreich schilderte: „Ich habe das gelesen und auch gepostet. Danach habe ich recherchiert und festgestellt, dass dies nicht stimmt. Ich habe die Meldung dann sofort rausgenommen, aber inzwischen hatte ich schon über 40.000 Zugriffe.“

Iscel machte im Sozialen Netzwerk Facebook sofort auf diese Falschmeldung aufmerksam: „Ich habe dann sofort geschrieben, dass man nicht zum Finanzamt gehen soll. Ich habe aber bemerkt, dass die Leute trotzdem hingegangen sind, weil es ja vielleicht doch stimmt.“ Doch die Welle der Anfragenden war nicht mehr zu stoppen.

Nicht genügend Dolmetscher zur Verfügung

Auch im Finanzamt Wels seien bereits Montagfrüh Hunderte Menschen aufgetaucht, wie Augenzeugen berichteten. Der Parkplatz sei komplett ausgelastet gewesen, im Gebäude habe Chaos geherrscht, auch weil nicht genügend Dolmetscher da gewesen seien, um die Situation zu berichtigen, so die Augenzeugen.

Bis zu 2.000 Menschen am Linzer Finanzamt

„Alleine beim Finanzamt Linz standen am Vormittag 1.500 bis 2.000 Menschen Schlange, um die vermeintlichen Anträge abzugeben“, so Regionalleiter Siegfried Manhal: „Montagmorgen kam es zu einem noch nie da gewesenen Ansturm in den Infocentern der Finanzämter Linz, Freistadt, Rohrbach und Urfahr, wo vor allem Mitbürger türkischer Herkunft eine Neuberechnung der Familienbeihilfe forderten. Unsere Mitarbeiter haben das sehr gut bewältigt. Sie haben von den Menschen, die das teilweise nicht verstanden haben, ihre Anträge, die auch per Soziale Medien mitgeliefert wurden, entgegengenommen. In Summe waren es rund 1.000 Anträge von rund 1.500 bis 2.000 Menschen.“

Richtigstellung auf Deutsch und Türkisch

Seit Montagvormittag berichtigt das Ministerium die Falschmeldung - sowohl in Sozialen Netzwerken als auch in den Finanzämtern selbst. Das Finanzministerium hat auf seiner Website inzwischen auch eine Richtigstellung auf Deutsch und Türkisch veröffentlicht. Die Nachwirkungen sind aber enorm: Die Beamten müssen Tausende E-Mails beantworten.

Falschmeldung Finanzamt türkisch

Screenshot

Die veröffentlichte Richtigstellung des Finanzministeriums

Quelle der Falschmeldung noch völlig unklar

Über eine Anzeige gegen die Verursacher denkt im Finanzministerium derzeit niemand nach. Vor allem auch deshalb, weil der Quelle dieser falschen Information noch völlig unklar ist. Jetzt geht es um Beruhigung der Lage für das Ministerium, aber auch für den ÖVP-Funktionär, der auf die Falschmeldung reingefallen ist. Denn bei ihm steht das Telefon seit Montagfrüh nicht mehr still.

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