Zeitungen schreiben von tiefer Spaltung

Einige Zeitungen titeln nach der gestrigen BP-Wahl riesige Fragezeichen. Andere sind in Fußball-Metaphern geflüchtet und schreiben vom „Elferschießen um die Hofburg“. Vor allem wird aber von einer Spaltung des Landes geschrieben.

Das Thema der Spaltung dominiert den Kommentar von Klaus Herrmann in der „Kronen Zeitung“: "Österreich ist nicht blau, es ist nicht grün und schon gar nicht Braun (auch wenn das gerade erst der deutsche „Spiegel" anklingen ließ). Nein, Österreich ist gespalten! Und auch das am wenigsten zwischen Grün und Blau, wie es die Wahl am Sonntag auf den ersten Blick nahelegen würde. Sondern vielmehr zwischen Stadt und Land, zwischen Rot-Blau und Schwarz-Grün und, und, und.“

Politische Risse

Im „Kurier“ sieht es Helmut Brandstätter ähnlich:
„Die Illusion, man könne sich auf SPÖ und ÖVP verlassen, ist Geschichte. So gespalten, wie das Land sich repräsentiert, sind auch die Erwartungen an die Politik. Aber hier verlaufen die Trennlinien nicht unbedingt zwischen Blau auf der einen Seite und Rot-Schwarz-Grün auf der anderen.“

Presse BP-Wahl

ooe.orf.at

Gerald Mandlbauer analysiert in den „Oberösterreichischen Nachrichten“, dass Österreich nach diesem Kopf-an-Kopf-Rennen politisch in sich zerrissen und hoch politisiert sei. Er schreibt:

„Österreich ist nach rechts gerückt. Nahezu die Hälfte derer, die gestern gewählt haben, hat diese Wahl als Abrechnung mit dem bestehenden System verstanden. (...) Zwei unterschiedliche Weltbilder halten damit einander die Waage.“

„Gefahr für gesellschaftlichen Frieden“

Und Alexandra Föderl-Schmid vom „Der Standard“, spricht ebenfalls von einer großen Polarisierung. „Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer waren zwei Kandidaten, die unterschiedlicher nicht sein konnten. (...) Aber auch wenn die Auseinandersetzung hart war, das Land ist nicht gespalten, sondern politisiert.“

Rainer Nowak, Chefredakteur von „Die Presse“ spricht von einer gesellschaftspolitischen Herkulesaufgabe, die der neue Präsident vor sich habe, um Brücken über den Graben durch Österreich zu bauen. Und: „Das alte Argument, wer FPÖ wähle, stimme für den Protest, denn in eine Regierung käme sie ohnehin nicht, ist Geschichte. Knapp oder mehr als die Hälfte will eine blaue Hofburg und einen Mann, der klar gesagt hat, gegebenenfalls auch Regierungen abzuberufen.“

Und gar eine mögliche Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden sieht Christian Haubner in seinem Kommentar im „Neuen Volksblatt“: „Denn der knappe Wahlausgang zeigt, wie polarisiert und gespalten die Gesellschaft ist. Darin liegt auch die wahre Herausforderung für jenen, der letztlich Bundespräsident wird. (...) So oder so: Es braucht nun besonnenes Vorgehen, denn diese Wahl ist ein potenzieller gesellschaftlicher Spaltpilz.“

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