Thomas Drozda neuer Kulturminister

Mit Thomas Drozda (50), gebürtig aus Kematen an der Krems, wird ein langjähriger Theatermanager, der Erfahrung als Politikberater und ORF-Stiftungsrat aufweisen kann, neuer Kulturminister.

In den 90er-Jahren hat er SPÖ-Kanzler kulturpolitisch beraten, 2007 machte ihn Alfred Gusenbauer zum ORF-Stiftungsrat. Der neue SPÖ-Regierungschef Christian Kern holte den Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien (VBW) jetzt in die Regierung. Das kommt - zumindest wenn man nachliest - einigermaßen überraschend. Denn noch im Sommer des Vorjahres sagte Drozda in einem Interview mit den „Oberösterreichischen Nachrichten“, dass er mit der Politik abgeschlossen habe: „Höchste Exponiertheit bei einem Sozialprestige gegen null, das würde ich weder wollen noch aushalten.“

Drozda

APA/Helmut Fohringer

Wirtschafts- und kulturpolitischer Berater

Ab 1993 fungierte Drozda für die SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky und Viktor Klima als wirtschafts- und kulturpolitischer Berater, bevor der studierte Betriebs- und Volkswirt 1998 als kaufmännischer Geschäftsführer ins Burgtheater wechselte. 2008 übernahm der gebürtige Oberösterreicher von Franz Häußler die Leitung der VBW und bescherte dem Unternehmen bereits zwei Jahre später sein bis dahin erfolgreichstes Geschäftsjahr. Diesen Erfolg konnte er jedoch nicht dauerhaft halten. Drozdas Vertrag wäre 2018 ausgelaufen, im Vorjahr hatte er betont, sich erneut bewerben zu wollen.

„Restrukturierung der Vereinigten Bühnen“

Anlässlich seiner Funktionsübernahme bei den VBW hatte ihm die Stadt Wien attestiert, im Burgtheater ein komplexes Programm zur Restrukturierung und Neupositionierung erfolgreich umgesetzt zu haben. Im Zug der Affäre um Silvia Stantejsky, die an der Burg seine Prokuristin und Stellvertreterin war, wurde jedoch mitunter auch eine mögliche Mitverantwortung Drozdas ins Spiel gebracht. Für seine Position bei den Vereinigten Bühnen wünschte sich die Stadt Wien unter anderem eine verstärkte internationale Vermarktung von Produktionen und den Ausbau der Eigenfinanzierung durch „ein effektives Kosten- und Ertragsmanagement“.

Als Generaldirektor der Vereinigten Bühnen steht Drozda dem Opernhaus Theater an der Wien sowie den Musicalbühnen Raimund Theater und Ronacher vor. Als Musical-Intendant fungiert Christian Struppeck, das Theater an der Wien leitet Intendant Roland Geyer. In den Jahren nach Drozdas Bestellung kürzte die Stadt Wien die Subventionen für das Unternehmen zunächst kontinuierlich, zuletzt wurde sie in einem Dreijahresabkommen für 2015 von 37,1 Mio. Euro auf 42 Mio. Euro angehoben. 2016 sank diese wieder auf 41 Mio., für 2017 auf 40 Mio. Euro.

Im vergangenen Herbst standen die VBW wegen ihres Vergabemodus’ für Bühnenbilder und Kostüme in Kritik. Drozda betonte damals jedoch, dass man das Vergabegesetz stets eingehalten habe. Kritisiert worden war der Umstand, dass Leistungen nicht wie gesetzlich vorgeschrieben ausgeschrieben, sondern lediglich mindestens drei Angebote von Firmen, mit denen man „gute Erfahrungen“ gemacht hat, eingeholt würden. Laut Bundesvergabegesetz müssen Aufträge über 100.000 Euro national, ab 207.000 Euro europaweit ausgeschrieben werden. Bei Bühnenbildern und Kostümen handle es sich laut Drozda jedoch um künstlerische Leistungen: „Klar ist, dass wir bei unseren Vergaben von Ausstattungen künstlerische Leistungen erwarten und nicht die vielzitierten standardisierten Leistungen.“

Die VBW sind Teil der Kulturbetriebe der Wien Holding, zu denen auch die Stadthallen-Gruppe, das Haus der Musik, das Jüdische Museum, das Mozarthaus und das KunstHausWien gehören. Seit 2009 ist Drozda auch Präsident des Wiener Bühnenvereins.

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