Seltene Pilze auf ältester Holzstiege entdeckt

Bei einer Untersuchung der ältesten Holzstiege Europas, die 2013 in Hallstatt gefunden wurde, haben Wissenschaftler jetzt seltene Schimmelpilze entdeckt, die offenbar die hohe Salzkonzentration im Bergwerk nicht nur ausgehalten, sondern sogar gebraucht haben.

Die besonderen Bedingungen im prähistorischen Salzbergwerk Hallstatt (OÖ) machten es möglich, dass eine Holzstiege dort 3.350 Jahre überdauerte. Im Zuge der Untersuchung ging es den Forschern in Zusammenarbeit mit Kollegen von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien darum, herauszufinden, „wie die Stiege in Zukunft sicher gelagert werden kann, ohne dass diese Pilze aggressiv oder schädlich werden“, hieß es dazu in einem Artikel im Fachblatt „PLOS one“.

Die älteste Treppe Europas

Naturhistorisches Museum Wien

Die Holzstiege wurde in einer bronzezeitlichen Salzabbaukammer in Hallstatt in 100 Metern Tiefe entdeckt

Trockene Lagerung wichtig

Für die Mikroben gelte, dass sie vor allem dann gut gedeihen, wenn ihnen genug Feuchtigkeit zur Verfügung steht. Hans Reschreiter, von der prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien stellte fest: „Je trockener, desto inaktiver sind sie.“ Dementsprechend war klar, dass die Kammer im Schaubergwerk vor allem trocken sein muss. Unter den derzeit optimalen Lagerungsbedingungen bestehe aber keine Gefahr für die Stiege, so die Forscher.

Mehr als 20 Pilzarten

Bei weiteren Analysen des Pilzbefalls fanden die Wissenschaftler auch Arten, die sehr selten sind. Unter den insgesamt mehr als 20 Pilzarten waren nicht nur solche, die die hohen Salzkonzentrationen im Bergwerk aushalten, sondern auch solche, die auf Salz angewiesen sind. Da im Salz selten Pilze untersucht würden, fanden sich im Hallstätter Bergwerk nur wenig bekannte Arten. Einige der Mikroben waren vermutlich schon immer im prähistorischen Bergwerk aktiv, andere könnten die Forscher beim Freilegen der Stiege unabsichtlich von der Oberfläche mitgebracht haben.

Als besonders problematisch erwiesen sich jene Mikroorganismen, die sich von Zellulose - dem Hauptbestandteil von Holz - ernähren. „Die sind eigentlich nicht zu vernichten, aber bei stabilem, trockenen Klima können wir sie weitgehend inaktiv halten“, sagte Reschreiter. Gefährlich für die Stiege würde es ab einer Luftfeuchtigkeit von exakt 74,6 Prozent, da dann die Salze im Holz von der kristallinen in die gelöste Form wechseln und das Material feucht würde.

Älteste Stiege Treppe Europas

Naturhistorisches Museum Wien

Die besonderen Bedingungen im prähistorischen Salzbergwerk machten es möglich, dass eine Holzstiege dort 3.350 Jahre überdauerte

2002 in Hallstatt gefunden

Aufgrund des Bergdrucks an ihrem Fundort musste die 2002 in einer bronzezeitlichen Salzabbaukammer in 100 Metern Tiefe entdeckte älteste Holzstiege Europas 2013 fachmännisch zerlegt und getrocknet werden. Bereits an der Originalfundstelle der Stiege im Hallstätter Bergwerk fiel den Wissenschaftlern Schimmelbefall auf. Seit vergangenem Jahr ist die Stiege wieder in einer eigenen Kammer im Schaubergwerk „Salzwelten“ zu sehen.

In einer eigenen Kammer ist der wertvolle Fund vom Besucherraum durch eine spezielle Folie abgetrennt, um sie vor Schwankungen der Temperatur und Luftfeuchtigkeit zu schützen.

Die Erkenntnisse zu den idealen Aufbewahrungsbedingungen für die Stiege seien auch für die Lagerung aller anderen Fundstücke aus dem Bergwerk wichtig. Denn im Depot des NHM liegen Hunderte bedeutende Funde aus der Hallstattzeit aus organischem Material, wie Holz, Leder oder Stoffe, die ebenfalls mit Mikroben behaftet sind, hieß es.