Doris Hummer nennt Abgang „Rückschlag“

Nachdem klar geworden ist, dass die neue Landesregierung OÖ keine Frau mehr haben wird, hat die bisherige Landesrätin Doris Hummer (ÖVP) in einer ersten Reaktion von einem Rückschlag gesprochen. Am Nachmittag sagte sie, sie bleibe weiter Abgeordnete.

TV-Hinweis

Der ORF OÖ überträgt die konstituierende Landtagssitzung am Freitag in einem Lokalausstieg in ORF2 ab 10.15 Uhr live.

Weder die ÖVP noch die FPÖ, die SPÖ oder die Grünen werden in der neuen Landesregierung durch eine Frau vertreten. Das ist vor der konstituierenden Sitzung des Landtags am Freitag fix. Während die Frauenfrage in den anderen Parteien schon länger geklärt ist, bestand bei den ÖVP-Frauen zumindest bis Mittwoch noch Hoffnung. Der Landesparteivorstand wählte am Mittwoch neben den vier (männlichen) Regierungsmitgliedern auch Viktor Sigl zum Landtagspräsidenten.

Doch die Entscheidung im Parteivorstand ging zugunsten von Max Hiegelsberger und Michael Strugl aus. Hummer sagte Donnerstagfrüh im ORF-Interview, sie finde es sehr enttäuschend für alle Frauen, „ein Rückschlag, weil wir nicht mehr repräsentiert sind“.

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Hummer zur Frauenquote

Doris Hummer verliert Regierungssitz

fotokerschi.at/Kerschbaummayr

Doris Hummer

Das Bewusstsein für Frauenfragen in der ÖVP scheine nicht sehr ausgeprägt zu sein. Sie habe alles gemacht, was eine Frau in so einer Position machen kann. Trotz Mentorings und Bewusstseinskampagnen sei die Realität in Oberösterreich leider immer noch traditionell eine andere, so Hummer.

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Hummer zur Stellung der Frau in der Partei

„Ich brauch’ keine Trostpreise"

Zum angebotenen Posten der ÖVP-Klubchefin im Landtag sagte Hummer, dass sie darauf nicht angewiesen sei: „Ich brauch’ keine Trostpreise und Versorgungsjobs.“

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Hummer auf Job nicht angewiesen

Entscheidet sich Hummer, ÖVP-Klubchefin zu werden, wäre sie übrigens die einzige Frau in dieser Funktion, die anderen Parteien haben männliche Klubchefs.

Kritik von Parteien und Organisationen

Kaum war bekanntgeworden, dass sich Hummer in einer parteiinternen Abstimmung nicht gegen ihre männlichen Herausforderer durchsetzen konnte, regnete es Kritik auf die ÖVP nieder. Und das durchaus auch aus den eigenen Reihen. Die bundesweite ÖVP-Frauen-Chefin, Dorothea Schittenhelm, zeigte sich entsetzt und fassungslos, auch Claudia Durchschlag, die Chefin der ÖVP-Frauen in Oberösterreich, befand, dass es eigentlich unglaublich sei, dass das im 21. Jahrhundert noch möglich ist.

„Wenig Zukunftsorientierung“

Wenig Zukunftsorientierung sehen die ÖVP-nahen Freien Christlichen Gewerkschafterinnen in der Entscheidung der Volkspartei. Mit Kritik hielten aber natürlich auch die Vertreterinnen der anderen Parteien hinter dem Berg. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek spricht davon, dass Schwarz-Blau nicht nur Chaos, Hetze und Unfrieden, sondern auch einen enormen Rückschritt in der Frauenpolitik bedeutet, die Landeschefin der SPÖ-Frauen, Sabine Promberger, sieht ein Armutszeugnis für ÖVP und FPÖ.

„Rückwärtsgewandt und männerbündisch“

Als „rückwärtsgewandt und männerbündisch“ bezeichnet die Chefin der Grünen, Eva Glawischnig, die schwarz-blaue Regierung. Zu Wort meldete sich auch die Katholische Aktion, die ein „äußert bedenkliches Signal“ und eine „Provokation“ für sehr viele Frauen erkennt. Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) hat wohl schon solche Reaktionen kommen sehen, als er gestern von einer „unangenehmen“ Entscheidung sprach.

„Interessen der Herrschenden und Mächtigen“

Die Jugendorganisationen der SPÖ bezeichnen die künftige Zusammenarbeit von ÖVP und FPÖ als eine rechts-konservative Regierung, die die Interessen der Herrschenden und Mächtigen vertritt. Dass von ihr auch in der Frauenpolitik kein Fortschritt zu erwarten sei, sei klar. Da aber auch mit Rot und Grün zwei linke Parteien in der Regierung seien, wäre es das mindeste, so die Roten Jugendorganisationen, dass zumindest sie ihren Regierungssitz einer Frau überlassen sollten. Ausreden, dass keine geeigneten Kandidatinnen zu finden seien oder keine wollte, seien im Jahr 2015 fadenscheinig.

Keine Frauen auch an der Spitze von FPÖ, SPÖ, Grünen

Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass auch weder die FPÖ mit ihren drei Regierungssitzen noch die SPÖ und die Grünen mit jeweils einem Sitz Frauen einen Platz eingeräumt haben. Und das gilt, soweit bisher bekannt, auch für die Runde der Klubobleute aller Parteien.

ÖVP garantiert weiblichen Regierungssitz

In einer Medienaussendung Donnerstagmittag von Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer garantiere die ÖVP OÖ einen weiblichen Regierungssitz bei nächster Regierungsumbildung. Landesrätin Hummer hat auf den nächsten frei werdenden Regierungssitz ein Rückkehrrecht. Weiters wurde ihr die Position der Vorsitzenden des OÖVP-Landtagsklubs angeboten – Hummer erbat sich für diese Entscheidung Bedenkzeit.

Außerdem stelle die ÖVP die meisten Frauen im oö. Landtag, so die Aussendung. Mit der Angelobung der ÖVP-Landtagsfraktion am Freitag werde es einen Frauenanteil von 38 Prozent geben. Aufgrund der am Mittwoch fixierten Teilzeitlösungen für sechs Mandatare ist davon auszugehen, dass im Laufe der Periode ein Frauenanteil von 48 Prozent erreicht werden kann.

Doris Hummer

APA/Barbara Gindl

Doris Hummer werde „als Abgeordnete im oö. Landtag bleiben“

Hummers Entscheidung am Freitag

Sofort nach der Präsentation des Arbeitsabkommens nahm Hummer in einer eigenen Pressekonferenz offiziell Stellung zu ihrem Ausscheiden aus der Landesregierung. Sie werde als Abgeordnete im Landtag bleiben. Ob sie das Angebot ihrer Partei, Klubobfrau zu werden, annimmt, ließ sie weiterhin offen. Diese Entscheidung werde sie erst morgen Früh in der Klubsitzung bekanntgeben. Hummer muss ja nach einer Kampfabstimmung innerhalb der ÖVP ihren Platz in der Regierung räumen, weil die Volkspartei einen solchen Regierungssitz bei den Wahlen verloren hat.

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