Reaktionen der Spitzenkandidaten

Gedrückte Stimmung hat nach den Hochrechnungen bei den Spitzenkandidaten von ÖVP und SPÖ geherrscht. Auch die Grünen und NEOS versuchten Ursachen für den Wahlausgang zu finden. Die FPÖ dagegen feierte ihre Gewinne.

Daten zur Wahl

Hintergründe und Daten zur Wahl im ORF.at-Wahlschwerpunkt Wahl ’15.

Die Wahl-App von ORF.at präsentiert Ergebnisse und Analysen auch mobil, aktuell und übersichtlich.

ÖVP-Spitzenkandidat Josef Pühringer sagte auf die Frage, ob er auch mit der FPÖ reden werde: „Ich rede immer mit allen, das war mein Markenzeichen. Aber wir reden über Oberösterreich und seine Themen, denn die heutige Abstimmung hat nicht über Oberösterreich stattgefunden, sondern über ein Thema, nämlich Asyl.“

„Das Ergebnis ist bitter, keine Frage. Aber ich habe das Beste gegeben, genauso wie meine Mitkämpfer. Ich zahle einen Preis für etwas, was ich nicht verschuldet habe. Das ist relativ klar. Ergebnisse kommentiere ich erst, wenn es Endergebnisse gibt.“

Josef Pühringer

„Die heutige Abstimmung hat nicht über Oberösterreich stattgefunden, sondern über ein Thema, nämlich Asyl.“

Entholzer: „Mit Hetzparolen gepunktet“

In der Zentrale der SPÖ Oberösterreich an der Landstraße in Linz herrschte Sonntagnachmittag gedrückte Stimmung. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte der Landesvorsitzende Reinhold Entholzer in einer ersten Reaktion. Infrastrukturminister Alois Stöger verschwand bereits kurz nach den ersten Hochrechnungen wieder aus der Landesparteizentrale.

Reinhold Entholzer

„Damit habe ich nicht gerechnet.“

Offenbar sei die Angst im Land vor Flüchtlingen und Asylwerbern so groß, dass die Hetzparolen der FPÖ „auf fruchtbaren Boden gefallen“ seien, analysierte Entholzer. Auf die Frage, wie es weitergeht, wollte er vorerst nicht antworten. Rund um ihn herrschte gedrückte Stimmung. Es gab lange Gesichter, Sprach- und Ratlosigkeit dominierten. Von den ursprünglich 150 Funktionären waren bereits nach der ersten Stunde etliche wieder gegangen. Entholzer dankte trotz allem den Wahlhelfern für ihren unermüdlichen Einsatz.

Josef Pühringer, Reinhold Entholzer, Manfred Haimbuchner, Rudi Anschober und Judith Raab

APA/Helmut Fohringer

Die Spitzenkandidaten der Parteien

Haimbuchner: „Auf Augenhöhe verhandeln“

Der FPÖ-Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner gab sich bei der blauen Wahlfeier im Ars Electronica Center (AEC) in Linz bescheiden. Er nehme das Wahlergebnis „mit Demut“ entgegen, „mit einem derart massiven Wahlsieg“ habe er nicht gerechnet.

Manfred Haimbuchner

Nicht mit einem „derart massiven Wahlsieg“ gerechnet.

Er habe nur ein Wahlergebnis deutlich über 25 Prozent erwartet, so Haimbuchner. Er wolle nun mit allen eine gute Zusammenarbeit und „auf Augenhöhe verhandeln“. „Ich werde mit allen reden“, sagte Haimbuchner. Er werde aber nicht den Zweiten oder den Dritten zum Landeshauptmann machen: „Was ich vor der Wahl gesagt habe, gilt auch nach der Wahl.“ Die FPÖ solle mit „wirklicher Verantwortung ausgestattet“ werden, es gebe viel abzuarbeiten.

Anschober: „Wird sich noch etwas bewegen“

Rudi Anschober, Spitzenkandidat der Grünen, sagte: „Es gibt noch viele Sprengel, die noch nicht ausgezählt sind. Ich gehe davon aus, dass sich da noch etwas zu unseren Gunsten bewegt. Wir müssen jetzt mal abwarten."

Rudi Anschober

„Solche Erdrutschbewegungen hat es noch nie gegeben.“

„Ich bin jedenfalls glücklich darüber, dass es in diesem schwersten Wahlkampf, den es je für die Grünen gegeben hat, gelungen ist, mit einer glasklaren Linie auch Wahlen zu gewinnen. Solche Erdrutschbewegungen hat es noch nie gegeben. Es hat ein Thema gegeben, wo seitens der FPÖ mit Angst gearbeitet wurde, wo gehetzt und Stimmung gemacht wurde.“

Raab: „Veränderung erkennbar“

NEOS-Chefin Judith Raab trug am frühen Abend immer noch Optimismus zur Schau.

Judith Raab

„Es ist ein Wunsch nach Veränderung erkennbar.“

Auch nachdem klar war, dass NEOS nicht in den Landtag einziehen würde, war Raab positiv gestimmt: „Es ist ein Wunsch nach Veränderung erkennbar. Mindestens 30.000 Leute haben die Pinken gewählt“.

Bundeskanzler Werner Faymann „enttäuscht“

„Enttäuscht“ über das SPÖ-Ergebnis hat sich Bundesparteichef und Bundeskanzler Werner Faymann gezeigt. Faymann verwies darauf, dass das Flüchtlingsthema alle anderen Themen verdrängt habe. Viele Ängste hätten ein große Rolle gespielt und davon hätten am meisten jene profitiert, „die die Leute aufhetzen“. Faymann betonte, dass die Flüchtlingsströme „nicht deshalb entstanden sind, weil wir in der Innenpolitik etwas falsches gemacht haben“. Seine Linie will Faymann jetzt nicht ändern.

Reaktion von Werner Faymann

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) ist in einer ersten Reaktion enttäuscht von dem Ergebnis. Das Flüchtlingsthema mit vielen Ängsten der Menschen habe die anderen Themen verdrängt.

„Im Gegenteil. Ich bin fest davon überzeugt, dass es jetzt um Anständigkeit und Charakter geht. Das heißt: Kontrolle, ja, Ordnung, ja, aber Menschlichkeit muss es dabei unbedingt geben. Jemand, der Menschenrechte einfach über Bord wirft, ist nicht berechenbar. Da fragt man sich, welches Menschenrecht er als nächstes über Bord wirft. Jetzt geht es darum zu beweisen und zu zeigen, dass wenn der Wind einem ins Gesicht bläst, man Haltung hat.“

Reaktion von Reinhold Mitterlehner

ÖVP-Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner sieht das Ergebnis als ein „problematisches“, jedoch findet er auch etwas Positives daran.

Gratulation von Heinz-Christian Strache

FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache sprach in einer ersten Reaktion von einem „überwältigenden Vertrauensbeweis“ der Oberösterreicher. Das Ergebnis der Landtagswahl zeige, dass Haimbuchner die Sorgen der Menschen ernst genommen und verstanden habe, so Strache in einer Aussendung.

Reaktion von Heinz-Christian Strache

Es sei ein überwältigender Zuspruch, der über allen optimistischen Erwartungen als Ergebnis vorliege, sagte Strache.

Der "Politik der Ausgrenzung habe die Bevölkerung damit eine „klare Absage“ erteilt, so Strache. Er gratulierte Haimbuchner und den „oberösterreichischen Freunden herzlichst“. Und er freue sich schon auf die Wahl in der Bundeshauptstadt. „In Wien ist alles möglich.“ Die FPÖ könne stärkste Kraft werden, sagte er am Sonntag in Linz. Er forderte zudem ein Ende „der Ausgrenzung“.

Glawischnig für „Koalition ohne blaue Beteiligung“

Die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig plädiert trotz der massiven Zugewinne der FPÖ für eine oberösterreichische Regierungskoalition ohne blaue Beteiligung. Glawischnig betonte, die Grünen stünden für eine „Zusammenarbeit jenseits von Blau“ weiter zur Verfügung. Auch wenn sich Schwarz-Grün nicht mehr ausgehe, sollte man sich andere Mehrheiten ohne FPÖ suchen.

Dass die Grünen in Oberösterreich als regierende Partei gestärkt wurden, findet die Bundessprecherin „sehr positiv“. „Sehr besorgt“ ist sie bezüglich der starken Gewinne der FPÖ. Das Flüchtlingsthema sei „extrem dominant“ gewesen, meinte Glawischnig. Sie könne sich an keine Wahl erinnern, die so stark von einem Thema überlagert worden sei.

Runder Tisch der Klubobleute

Runder Tisch mit Reinhold Lopatka (Klubobmann ÖVP), Andreas Schieder (Klubobmann SPÖ), Matthias Strolz (Klubobmann NEOS), Eva Glawischnig (Klubobfrau Die Grünen) und Norbert Hofer (stv. Bundesparteiobmann FPÖ).

Strolz: „Ein guter Zwischenschritt“

NEOS-Parteichef Matthias Strolz hoffte am Sonntagnachmittag noch auf die Wahlergebnisse aus den oberösterreichischen Städten. Rein rechnerisch könne sich der Einzug in den Landtag noch ausgehen. Sollte das nicht der Fall sein, wäre das „natürlich bitter“, räumte Strolz ein. „Natürlich ist es bitter, den Einzug so knapp zu verfehlen“, meinte Strolz, sei man doch angetreten, um Reformen in das politische System zu bringen. „Es ist ein guter Zwischenschritt, ich hätte mir gewünscht, dass er größer ausfällt.“ Für NEOS gehe es aber in die richtige Richtung. Strolz sprach sich dafür aus, dass Raab unabhängig vom Landtagseinzug oberösterreichische Landesparteichefin bleibt.

ÖVP: „Nicht an Wahl 2009 messen“

Bereits am Nachmittag stellte der Landesgeschäftsführer der ÖVP Oberösterreich, Wolfgang Hattmannsdorfer, in einer ersten Reaktion auf die Hochrechnungsergebnisse fest, man dürfe diese Wahl nicht an 2009 messen - „das wäre wie Äpfel mit Birnen vergleichen“. Hattmannsdorfer: „Das war eine Wahl im Ausnahmezustand. Das war eine Abstimmung über das Asylthema. Es ist uns gelungen, in einem Kraftakt den ersten Platz zu verteidigen. Aber es war eine Abstimmung über ein internationales Thema. Fakt ist, man kann die Wahl 2015 nicht mit 2009 vergleichen, da es mittlerweile einen politischen Umbruch gegeben hat.“

Stimmungslage in ÖVP-Zentrale

In der ÖVP-Zentrale OÖ ist die Stimmung am Boden. „Über so ein Ergebnis kann man sich ganz und gar nicht freuen“, sagte Klubobmann Thomas Stelzer.

SPÖ: „Sachorientierten Wahlkampf gemacht“

Sprachlosigkeit herrschte bei der SPÖ nach den ersten Hochrechnungen. Der vorhergesagte Stimmenverlust war nicht zu verhindern. Auch Platz zwei im Land werden künftig nicht mehr die Roten, sondern die Blauen einnehmen. In einer ersten Stellungnahme meinte Landesgeschäftsführer Peter Binder: „Eine schmerzliche Niederlage für SPÖ und ÖVP.“ Binder bedauerte es zutiefst, dass seine Partei „keinen Aufwärtstrend geschafft hat“. Dass sogar die 20 Prozent verfehlt wurden, trifft die Sozialdemokraten hart. Auf die Frage, wie es jetzt mit der Partei weitergehen wird, wusste er keine Antwort.

Stimmungslage in SPÖ-Zentrale

Schock und Kopfschütteln bei der SPÖ: „Die Umfragen haben es zwar vorausgesagt, wir konnten und wollten es in dieser Dimension nicht glauben“, sagt Klubobmann Christian Makor.

FPÖ: „Mit Glaubwürdigkeit gepunktet“

Feierlaune herrschte bei der FPÖ schon vor der ersten Hochrechnung. Denn dass die Freiheitlichen die Gewinner der Wahl würden, stand außer Streit. Sogar eine Verdoppelung ihres Stimmanteils von 15 Prozent dürften die Blauen übertreffen. Landesparteigeneralsekretär Erwin Schreiner sprach von einem „historischen Ergebnis, das man nicht einmal zu träumen gewagt hat.“ Den großen Wählerzuspruch führte Schreiner auch darauf zurück, dass die FPÖ die einzige Partei gewesen sei, die beim „Thema Asyl die Wahrheit gesagt hat“. Da habe man mit „Glaubwürdigkeit“ punkten können. Gleichzeitig stellte er klar, dass seine Partei als Nummer zwei keinen Anspruch auf den Landeshauptmannsessel stellen werde. Wie Spitzenkandidat Manfred Haimbuchner angekündigt habe, würden die Blauen Landeshauptmann Josef Pühringer in dieser Funktion wiederwählen.

Stimmungslage in FPÖ-Zentrale

Partystimmung in der FPÖ-Zentrale: Das Thema Asylpolitik habe alles überschattet, aber nicht allein zu diesem Ergebnis beigetragen, sagt Landesgeschäftsführer Hubert Schreiner.

Grüne: „Fluchtbewegung hat alles überlagert“

Die Landesgeschäftsführerin der Grünen, Michaela Heinisch, stellte ebenfalls fest, die Wahl sei ganz klar von der Fluchtbewegung aus Syrien überlagert worden. „Die Grünen werden auf jeden Fall weiterhin die Menschlichkeit in Oberösterreich verkörpern, für ein weltoffenes Oberösterreich und konstruktive Zusammenarbeit eintreten“, sagte Heinisch.

Links: