Luger an Kritiker: „Mit mir hat niemand geredet“

Parteifreunde nehmen es dem Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger mehr als nur übel, dass er den Dialog mit dem türkischen Kulturverein Avrasia gesucht hat. Luger aber sagt im ORF-Interview, mit ihm habe keiner der Kritiker gesprochen

Die Kritiker unterstellen der Organisation ein Naheverhältnis zu den rechtsextremen Grauen Wölfen und fordern den Linzer Stadtchef öffentlich auf, sich von Avrasya zu distanzieren. Der Verein selbst hatte sich bisher mit Wortmeldungen zurückgehalten. Jetzt geht er aber mit scharfen Vorwürfen an die Öffentlichkeit. Man beklagt, dass man in den letzten Wochen Zielscheibe einer beispiellosen Hetzkampagne geworden sei.

Faschisten, Rechtsextreme und Terror-Sympathisanten

Die Mitglieder seien als Faschisten, Rechtsextreme und Terror-Sympathisanten dargestellt worden. Keiner dieser Vorwürfe treffe zu, schreibt Vereinsobmann Davut Güvenc in einem Brief an den Linzer Bürgermeister. Man halte nochmals fest, dass man sich zur Demokratie und den Menschenrechten bekenne, dass man ein unbescholtener Kulturverein sei und Gewalt ablehne. Ziel sei das friedliche und respektvolle Zusammenleben.

Verein beim Maiaufmarsch nicht dabei

Bei Avrasya vermutet man, dass die Gegner des Vereines für den Aufmarsch am 1. Mai einen Höhepunkt der Eskalation geplant hätten. Die Initiatoren der Hetzkampagne, so heißt es in dem Brief, würden damit bewusst zur Spaltung der Gesellschaft beitragen. Dabei gehe es doch am 1. Mai darum, dass Werktätige unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Schichten, womöglich auch unterschiedlicher Weltanschauungen gemeinsam auf die Straße gehen, um für ihre Rechte gemeinsam einzutreten.

Man habe bisher nicht auf Provokationen reagiert und die Gegner zum Teil sogar zu einem persönlichen Kennenlernen eingeladen - etwa die stellvertretende SPÖ-Vorsitzende Fiona Kaiser, die der Einladung aber nicht nachgekommen sei. Unter den gegebenen Bedingungen trage die Mai-Kundgebung nicht zum Zusammenhalt bei, so Obmann Güvenc. Der Verein Avrasya sage daher unter Protest die Teilnahme am heurigen 1. Mai ab, bitte den Linzer Bürgermeister aber weiterhin um eine korrekte Zusammenarbeit.

Luger betont Gesprächsbereitschaft

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger sagte im Interview mit dem ORF Oberösterreich, dass mit ihm keiner der Kritiker gesprochen habe. Es habe niemand auf seine Gesprächsangebote reagiert, auch der türkische Kulturverein sei auf die Kritiker zugegangen, jedoch ohne Erfolg.

Kein Showdown am 1. Mai

Luger ist zumindest erleichtert, dass es am 1. Mai nicht zu einem öffentlichen Showdown kommt. Er mit seinen Kritikern aber auch hart ins Gericht: „Unsere Stadt wird nur dann gut funktionieren, wenn wir auch mit jenen, mit denen wir nicht einer Meinung sind, eine Gesprächskultur haben.

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Das sollten sich alle diejenigen ganz besonders in ihr politisches Stammbuch schreiben, die ansonsten nicht müde werden, gerade in diesen Tagen sich über die Befreiung vom Nationalsozialismus zu freuen – wie auch ich das machen. Dazu gehört aber auch, Lehren zu ziehen. Und eine der Lehren ist, dass man auch mit politischen Parteien, die eine andere Linie verfolgen, gesprächsbereit sein soll.“

„Unterschiedliche Meinungen in der Sozialdemokratie“

Mit ihm persönlich habe keiner der Kritiker gesprochen, so Luger, der sagt, dass er Gespräche angeboten habe. Diese seien aber so, wie die Gesprächsangebote des Vereins Avrasya nicht angenommen worden: „Das lässt darauf schließen, dass es vielleicht gar nicht so sehr um den einen Verein oder um mich als Bürgermeister geht, sondern um grundsätzliche Einstellungen zur Integrationspolitik.“ Da habe auch die Sozialdemokratie unterschiedliche Meinungen, wie man mit jemandem umgeht, so Luger, der betont, dass er bei seiner Linie bleibe und weiterhin gesprächsbereit sei.

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