Luchs in Tiefkühltruhe ist älteres Tier

Seit Monaten streiten Naturschützer und Jäger über den Verbleib mehrerer Luchse im Nationalpark Kalkalpen. Auch das LKA ermittelt. Jetzt wurde ein toter Luchs in der Tiefkühltruhe eines Präparators gefunden. Es handelt sich um ein älteres Tier.

Die Polizei fand nach einem Tipp aus der Bevölkerung in der Tiefkühltruhe eines Präparators im Raum Linz den in Plastik verpackten toten Luchs. Aufgrund der Beschriftung des Sacks geht Nationalparkdirektor Erich Mayrhofer davon aus, dass es sich bei dem Tier um Klaus oder Pankraz handelt. Neben diesen beiden Kudern sind noch Jago und Juro abgängig. Endgültige Klarheit soll bis Mitte Mai eine DNA-Analyse bringen. Mayrhofer fürchtet, dass auch die anderen verschwundenen Luchse des Nationalparks ein ähnlich tragisches Ende gefunden haben.

Der fotografierte Jungluchs im Nationalpark Kalkalpen

Nationalpark Kalkalpen/Christian Fuxjäger

Ermittlungen gegen 64-jährigen Jäger

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Steyr, Andreas Pechatschek, bestätigte, dass gegen einen 64-jährigen Jäger ermittelt werde, der den Luchs abgeschossen haben soll. Er soll ein Freund des Präparators gewesen sein. Ihm wird neben Wilderei auch die Schädigung des Tier- und Pflanzenbestandes vorgeworfen. Der Strafrahmen liegt bei bis zu drei Jahren. Unklar ist noch, ob es auch gegen den Präparator ein Verfahren geben wird. Möglicherweise komme hier der Tatbestand der Hehlerei in Betracht, so Pechatschek. Man müsse aber erst die Einvernahmen abwarten.

Gerüchte über ausländische Jagdgäste

Gerüchte über illustre ausländische Jagdgäste im Revier des Verdächtigen, über die die „Oberösterreichischen Nachrichten“ am Mittwoch berichteten, „sind bei uns nicht aktenkundig“, so Pechatschek. Mayrhofer sagte allerdings, diese Erzählungen seien ihm auch schon zu Ohren gekommen. Laut Mayrhofer arbeiten die Ermittler derzeit noch weitere Hinweise ab. Er rechnet damit, dass mehr illegale Abschüsse erfolgt sind. „Es wird viel gemunkelt“, räumte auch Landesjägermeister Sepp Brandmayr ein, der am Mittwoch die Tat scharf verurteilte, „aber man kann nichts sagen, wenn man nichts beweisen kann“. Die Jägerschaft werde jedenfalls eine Kursänderung machen müssen, so der Landesjägermeister.

Schadenssumme im sechsstelligen Bereich

Der anhaltende Schwund an Männchen gefährdet das Wiederansiedlungsprojekt. Weil derzeit bereits die Söhne ihre Mütter decken und nicht bekannt ist, wie sich Inzucht bei den Luchsen auswirkt, droht dem Luchsprojekt das Aus. Der Nationalpark, der die Kosten dafür trägt, plant rechtliche Schritte. Der „Materialwert“ eines Luchses liege zwar nur bei 1.400 Euro, so Mayrhofer. Aber man müsse bedenken, dass an einer Auswilderung zehn Personen beteiligt seien, „das ist ein irrer Aufwand“, hinzu komme der wissenschaftliche Wert des Projektes. Eine Schadenssumme im sechsstelligen Euro-Bereich hält er für realistisch.

Kurskorrektur angekündigt

Am Mittwoch tagte erneut die Arbeitsgruppe „LUKA“ (Luchs Kalkalpen), bestehend aus Naturschutzbund, Jägerschaft, Nationalpark, Bundesforsten und WWF. Zuletzt war die Auswilderung eines weiteren Luchsmännchens an der Jägerschaft gescheitert. Diese wollte nach dem Verschwinden mehrerer Tiere noch abwarten, ob sie wieder auftauchen.

Nun kündigte Brandmayr aber eine Kurskorrektur an. Eine Bestandsaufstockung werde wohl nötig sein, denn „es gibt Beweise, dass ein Luchs weg ist, und es wird vermutet, dass es mehrere sind“. Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) sprach sich am Mittwoch für einen Neubeginn des Dialogs zwischen Jägerschaft und Nationalpark aus. „Dieser Kriminalfall muss aufrütteln und die vernünftigen Kräfte zu einem Neubeginn für die Umsetzung eines Wiederansiedlungsprojekts zusammenführen.“

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