Viele halten Arbeiten bis 65 für unmöglich

53 Prozent der über 45-Jährigen können sich nicht vorstellen, unter unveränderten Bedingungen bis zum offiziellen Pensionsantrittsalter von 65 Jahren zu arbeiten. Sogar unter den 36- bis 45-Jährigen kann sich das die Hälfte der im Arbeitsklima-Index der AK Befragten nicht vorstellen.

AK-Oberösterreich-Präsident Johann Kalliauer spricht angesichts dieser Umfragedaten von einem Alarmsignal. Der Österreichische Arbeitsklimaindex wird von den Instituten SORA und IFES im Auftrag der AK Oberösterreich (AKOÖ) erhoben. Demnach können sich von den Menschen, die unter Zeitdruck arbeiten, sogar zwei Drittel nicht vorstellen, bis zum offiziellen Pensionsantrittsalter weiterzumachen.

Pessimismus in Sachen Jobaussichten

Ältere Beschäftigte sind auch pessimistisch, was ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt angeht: Insgesamt glauben nur 27 Prozent der über 45-Jährigen, sie würden leicht wieder einen neuen Job finden, wenn sie ihren jetzigen verlieren, darunter sind nur fünf Prozent, die „sehr leicht“ sagen. Am schlechtesten schätzen ältere Arbeiter und niedrigqualifizierte Personen über 45 ihre Jobchancen ein.

Chancen am Arbeitsmarkt - Ältere pessimistisch

APA/Martin Hirsch

Diese Zahlen zeigen aus Kalliauers Sicht einen „groben Widerspruch“ zum gesellschaftspolitischen Ziel, Menschen länger in der Arbeit zu halten: „Die verkürzte Formel ‚Menschen müssen länger arbeiten‘ ist falsch.“ Die Betriebe seien daher gefordert, sich um Arbeitsbedingungen zu bemühen, die älteren Menschen überhaupt ermöglichen, bis 65 zu arbeiten.

Erneuerte Forderung nach Bonus-Malus-System

Einfache Lösungen gebe es aber nicht, auch ein Kündigungsschutz sei nur „ein Mosaiksteinchen“. Die Einführung eines Bonus-Malus-Systems wäre hingegen immerhin schon eine „Mosaikplatte“. Das von den Sozialpartnern schon länger verhandelte System würde Gutschriften für Firmen vorsehen, die überdurchschnittlich viele ältere Menschen beschäftigen, und Strafzahlungen, wenn ein Unternehmen wenig Ältere in der Belegschaft hat. Aber auch das werde nicht funktionieren, wenn die Arbeitsbedingungen eine Beschäftigung bis zur Pension verhindern. Mehr dazu in AK kritisiert Arbeitsbedingungen in Oberösterreich und Arbeiter psychisch stark belastet.

Hoffen auf Einigung der Sozialpartner

Die Sozialpartner sollten in der Lage sein, im Frühjahr eine Einigung zum Bonus-Malus-System zu erzielen, glaubt Kalliauer. Ein Beschluss im Parlament sei dann im Herbst denkbar. Der Bonus bzw. Malus müsse jedenfalls so hoch sein, dass ihn Firmen spüren. Die AKOÖ selber hat einmal mit 900 Euro pro Mitarbeiter gerechnet, so Kalliauer. Aber zunächst müsse man erst klären, wie überhaupt der Durchschnitt berechnet wird: Die Berechnung nach Branchen biete sich an, aber dann würden Branchen, die insgesamt kaum ältere Menschen beschäftigen, nicht erfasst. Auch das ist für Kalliauer „gesellschaftspolitisch kritisch“.

Keine Lockerung der Kündigungsbestimmungen

Auch von einer Lockerung der Kündigungsbestimmungen für Ältere hält Kalliauer wenig. Der Kündigungsschutz in Österreich sei ohnehin relativ schwach ausgebildet, und in der Praxis werde praktisch nie wegen Alters gekündigt. Auch habe der Wegfall des Kündigungsschutzes für Behinderte nicht zu einer höheren Beschäftigung geführt.

Jedenfalls seien pauschale Schuldzuweisungen, wonach ältere Menschen nicht arbeiten wollen, falsch. Solange es zu wenige Jobs im Land gebe, würden keine Maßnahmen helfen, schon gar nicht die Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen.

So wird der Arbeitsklimaindex erhoben

Die AKOÖ lässt viermal im Jahr je 1.000 unselbstständig Erwerbstätige von IFES/SORA befragen. Die 25 Fragen, aus denen der Index berechnet wird, haben sich seit 17 Jahren nicht verändert. Zweimal im Jahr wird der Arbeitsklimaindex präsentiert, dazwischen gibt es Sonderauswertungen, auch mit zusätzlichen Fragen. Die AKOÖ hat auf ihrer Website einen Selbsttest zugänglich gemacht, um die eigene Arbeitszufriedenheit abzutesten und mit der Alters- und Ausbildungsgruppe zu vergleichen. Außerdem sind die historischen Daten seit Februar 1997 auf der Website der Arbeiterkammer verfügbar.

Der Index startete damals mit 100 Punkten. Seit 2010 liegt er weitgehend stabil bei 107 bis 108 Punkten, im August lag er bei 107. Auch historisch lag der Index seit dem Jahr 2000 mit Ausnahme eines Hochs 2007/08 immer zwischen 105 und 109 Punkten.

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