Mitsubishi übernimmt Siemens VAI

Jetzt ist es fix: Der japanische Mitsubishi-Konzern übernimmt 51 Prozent an Siemens VAI Linz. Das Gemeinschaftsunternehmen soll im Jänner 2015 seinen Betrieb aufnehmen - und zwar mit Firmenzentrale in Großbritannien, wie es am Mittwoch in einer gemeinsamen Mitteilung hieß.

9.000 Mitarbeiter soll das Joint Venture aus der Linzer Siemens VAI und Mitsubishi haben. Ein Preis für die Transaktion wurde nicht genannt. Im Rahmen des Vertrags wurden Liefervereinbarungen für die Divisionen Industry Automation und Drive Technologies von Siemens getroffen. Die Firmen bringen ihre metallurgischen Industriegeschäfte in das Joint Venture ein.

Starke Konzentration auf Metallgeschäft

In das neue Gemeinschaftsunternehmen wird das Joint Venture Mitsubishi-Hitachi Metals Machinery, Inc. (MHI) eingebracht - ein von MHI konsolidiertes Unternehmen mit den Anteilseignern Hitachi, Ltd. und IHI Corporation. Die entstehende Firma werde sich voll aufs Geschäft mit der Eisen, Stahl und Aluminium produzierenden Industrie konzentrieren. Die Hoffnung ist, künftig „Marktschwankungen besser zu begegnen“.

Hoffen auf Ergänzung

Die Österreicher hoffen zudem, sich „in idealer Weise“ mit MHI zu ergänzen - „hinsichtlich Produktportfolio, Fertigungs-Know-How“ und auch bei der geografischen Präsenz, die durch die japanische MHI Asien mit abdeckt. Während MHI vor allem im Warm- und Kaltwalzen und bei Bandbehandlungslinien Stärken habe, würden diese von bei Siemens VAI vor allem in der Eisen- und Stahlerzeugung, beim Stranggießen und bei der Automatisierungstechnik liegen, teilten die Konzernmutter von Siemens Österreich aus München und Mitsubishi gemeinsam mit.

Unsicherheit beim Standort Linz

Die Siemens VAI alleine hatte zuletzt laut Firmenkompass rund 1.600 Mitarbeiter und 2012 einen Umsatz von rund 550 Mio. Euro bei negativem EGT von 22,2 Mio. Euro. Wie es mit dem Standort in Linz ganz konkret weitergeht, war vorerst nicht zu erfahren. Dem Vernehmen nach wissen die VAI-Mitarbeiter selbst noch nicht ganz genau, was es für Planungen gibt.

Information der Belegschaft und gemeinsamer Marsch

„Linz wird Teil einer Gesamteinheit“, bestätigte der Vorsitzende des Angestelltenbetriebsrats, Gerhard Bayer. Die personellen Auswirkungen seien noch nicht absehbar. Nach den Meldungen der vergangenen Wochen über einen möglichen Verkauf wurde die Linzer Belegschaft am Mittwoch um 7.00 Uhr in einer internen Mitteilung offiziell über den Verkauf informiert. Details sollen der Belegschaft am Donnerstag um 10.00 Uhr in einer Informationsveranstaltung im Linzer Design Center mitgeteilt werden.

Bayer kündigte einen Marsch von Mitarbeitern, beginnend um 8.30 Uhr bei der VAI, an. Dass der Deal erst jetzt bestätigt wurde, bezeichnete er als „höchst unangenehm“. Seit Jänner habe der Betriebsrat die Siemens-Konzernleitung in München wiederholt kontaktiert, aber weder die Belegschaftsvertretung noch die Linzer Führungskräfte hätten Informationen erhalten. Das sei ärgerlich, kritisierte Bayer erneut die Vorgehensweise.

Gespräch zwischen Vorstand und Landesregierung

Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun informiert am Donnerstag nicht nur die Belegschaft der VAI über die mehrheitliche Übernahme durch Mitsubishi, sondern auch die Landesregierung. Dabei werde es vor allem um die künftige Rolle des Linzer Standorts mit rund 1.600 Stamm-Mitarbeitern gehen, so LH Josef Pühringer (ÖVP), der gegen eine Verlegung der Zentrale nach Großbritannien ist, am Mittwoch.

„Wir haben im Vorfeld des Verkaufs immer wieder darauf hingewiesen, dass am Standort Linz Know-how gebündelt ist und dieser daher auch im künftigen Gemeinschaftsunternehmen eine wichtige Rolle spielen muss“, betonten Pühringer, LH-Stv. Reinhold Entholzer (SPÖ) und Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP) in einer Aussendung. Dass die Zentrale des Joint Ventures von Mitsubishi Heavy Industries und der VAI künftig in Großbritannien angesiedelt sein soll, sei ein Nachteil für Oberösterreich.

„Rasche und umfassende Information für Mitarbeiter“

Für Strugl ist entscheidend, dass Linz als Kompetenzzentrum ausreichend Entscheidungsspielräume und Eigenständigkeit erhalte. Ein wichtiges Ziel des Gipfeltreffens, an dem auch die Landesräte Manfred Haimbuchner (FPÖ) und Rudi Anschober (Grüne) teilnehmen, müsse sein, dass alle Mitarbeiter eine rasche und umfassende Information bekommen, erklärte Entholzer. Die Landespolitiker verlangen zudem möglichst rasch ein persönliches Gespräch mit dem neuen Mehrheitseigentümer.

Haimbuchner sieht in dem Verkauf einen „mehr als deutlichen Weckruf an die Politik“. Die Abwanderung wesentlicher Sparten müsse durch den Abbau von Bürokratie, die Senkung von Steuern und die Leistbarmachung von Energie verhindert werden, betonte er in einer Aussendung seiner Partei.

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