Dringender Appell an rauchende Eltern

Mit einem drastischen Appell richten sich die Ärztekammer und ein Welser Lungenprimar an alle rauchenden Eltern. Der blaue Dunst schade den Kindern noch weitaus mehr, als den meisten bewusst sei. Die Infektionsrate bei Kindern sei deutlich höher.

Allergien, chronischer Sauerstoffmangel oder auch eine höhere Anfälligkeit für Mittelohrentzündungen seien eindeutige Folge des Passivrauchens bei Kindern. Wer in der Schwangerschaft rauche, setze sein ungeborenes Kind einer permanenten Kohlenmonoxidvergiftung aus. Auch mit der laschen Gesetzgebung in Österreich gehen die Mediziner hart ins Gericht.

„Österreich als Schlaraffenland für Raucher“

Österreich sei der Aschenbecher Europas, sagt Lungenexperte Josef Eckmayr, Primar am Klinikum Wels, einem der größten Ordensspitäler Europas. Ein regelrechtes Schlaraffenland für Raucher sei die Alpenrepublik. In kaum einem OECD-Land gebe es zum Beispiel mehr jugendliche Raucher als hier. Schuld daran sei die heimische Gesetzeslandschaft, und die Leidtragenden seien vor allem die Kinder. Sie seien Opfer, die endlich geschützt werden müssen, meint Eckmayr und macht einen drastischen Vergleich: Wenn sich ein Kind vier Stunden lang in einem geschlossenen Raum aufhält, in dem geraucht wird, dann sei das so, als würde das Kind selbst vier bis neun Zigaretten rauchen.

Eckmayr: „Dass es für Kinder nicht gut ist, wissen die meisten, aber die Tragweite ist nicht ganz bewusst. Das kindliche Immun- und Atemsystem sind sehr empfindlich auf Schadstoffe. Wir verbringen 95 Prozent unserer Lebenszeit in Innenräumen. Damit bedeutet das schon, dass sie geschädigt werden können.“

Stoßlüften beseitigt Gefahr des Passivrauchens nicht

Beinahe die Hälfte der Kinder im Land sei regelmäßig dem Passivrauch ausgeliefert. Dass häufiges Stoßlüften die Gefahr beseitige, sei ein weit verbreiteter Irrglaube. Denn der gefährliche Feinstaub des Zigarettenrauchs setze sich in Polstern, Möbeln und der Kleidung ab und werde von den Kindern zwangsläufig eingeatmet.

Die Krönung der Verantwortungslosigkeit sei aber das Rauchen in der Schwangerschaft, so Ärztekammer und der Lungenfacharzt. Man setze sein Kind einer chronischen Kohlenmonoxidvergiftung aus. Fehlgeburten, chronischer Sauerstoffmangel beim Kind, ein höheres Allergierisiko und noch viel Schlimmeres seien die Folge. Eckmayr: „Es nützen sehr viele Eltern und Müttern die Schwangerschaft, mit dem Rauchen aufzuhören. Es wäre schön, wenn man sagt: „Absolutes Rauchverbot“ dort, wo Kinder sind.

Rauchverbot für gesamte Gastronomie

Der Welser Primar fordert von rauchenden Eltern die Disziplin, nur noch draußen zu rauchen, oder besser gleich aufzuhören. Er befürwortet auch eine Ausweitung der Rauchverbote auf die gesamte Gastronomie. Das habe sich auch in anderen Ländern sehr positiv ausgewirkt.