„Objekt 21“: Zeuge gab tiefe Einblicke

Im Wiederbetätigungsprozess rund um das rechtsextreme Netzwerk „Objekt 21“ aus dem Bezirk Vöcklabruck sind am Donnerstag im Landesgericht Wels etliche Zeugen am Wort gewesen. Ein Zeuge gab tiefe Einblicke in die Welt von „Objekt 21“.

Mehrere Zeugen beschrieben übereinstimmend NS-Wandschmuck und rechte Liederabende. Ein Zeuge sagte aus, zu Straftaten angestiftet worden zu sein, ein anderer sorgte für einen Eklat, als er den sieben Angeklagten zurief: „Lasst euch nicht unterkriegen, alles für Deutschland!“

„Polizei stundenlang nicht hereingelassen“

Die meisten Zeugen stammten aus dem Umfeld der sieben Angeklagten. Das Vereinslokal, das unter anderem eine schwarze Sonne, Runen und der Spruch „Der Führer hat immer recht“ schmückten, wurde von ihnen ähnlich beschrieben. Allerdings will niemand „Sieg Heil!“-Rufe wahrgenommen haben, die auf einem Video aber sehr wohl zu hören sein sollen. Einer berichtete, man habe die Polizei bei einer Hausdurchsuchung eine Stunde lang nicht hereingelassen und in der Zwischenzeit belastendes Material versteckt. Auf die Frage eines Verteidigers, ob es politische Agitation oder Werbeaktionen gegeben habe, antwortete er, man sei autonom gewesen. „Die Gruppe hatte keine Kontakte zu anderen, aber Einzelne sehr wohl.“

Runentattoos: „Man musste Kriminelles machen“

Einige der Befragten gaben tiefe Einblicke in die Welt von „Objekt 21“: So sollen die Runentattoos der Angeklagten Auskunft über deren Position in der Hierarchie geben. Man habe sich die Zeichen verdienen müssen. „Man musste kriminelle Sachen machen, beweisen, dass man bereit ist, für die Gruppe alles zu geben“, erklärte ein Zeuge. Ein anderer, der mittlerweile zu sieben Jahren Haft wegen Einbruchs, Raubes und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung verurteilt wurde, will von einem der Hauptangeklagten dazu angestiftet worden sein. „Es ist nur ums Geldmachen gegangen.“

Kriminelles Rotlichtnetzwerk

Im Zusammenhang mit dem „Objekt 21“ steht auch ein kriminelles Rotlichtnetzwerk, dem zahlreiche Straftaten zugeordnet werden und bei dem es Überschneidungen mit dem rechten Verein geben soll. Die beiden Hauptangeklagten zählen auch in diesem Verfahren zu den Hauptbeschuldigten. Am Donnerstag wurde die Zeugenaussage einer Frau verlesen, deren Ex-Freund im Dunstkreis von „Objekt 21“ unterwegs war. Sie will in Telefonaten von „Escort-Service, Geldeintreiben und Aufräumen in Lokalen“ gehört haben.

„Kann mir die Dinge nicht in der Zelle aufhängen“

Dann wurde ein rechter Musiker befragt, der ebenfalls aus der U-Haft vorgeführt wurde. Dieser glaubte sich zu erinnern, ein- oder zweimal im Lokal des „Objekts 21“ aufgetreten zu sein. Als die Richterin eine Kiste mit Nazi-Devotionalien auspackte und u. a. ein Bierkrug mit Hakenkreuz, Nazi-Armbinden, Rechtsrock-CDs und ein als Handy getarnter Elektroschocker, den er als „Scherzartikel“ bezeichnete, zum Vorschein kamen, räumte er ein, es könne schon sein, dass Sachen teilweise ihm gehören. Ob er die Dinge gerne wiederhätte? „Ich kann sie mir in meiner Zelle nicht aufhängen.“

Urteil für Freitagabend erwartet

Der Prozess wird am Freitag mit weiteren Zeugeneinvernahmen fortgesetzt. Ein Urteil des Geschworenensenats ist für den Abend geplant.

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