Frank Stronach in Radio Oberösterreich

Am Donnerstag starteten die Gesprächsrunden zur Nationalratswahl. Von 11.00 bis 12.00 Uhr war Frank Stronach zu Gast und beantwortete die Fragen der Radio Oberösterreich-Hörer.

Chefredakteur Johannes Jetschgo:
„Frank Stronach, der Vorname als Markeinzeichen könnte man sagen, was wollen Sie damit signalisieren, das gibt es ja sonst nur bei HC Strache.“

Frank Stronach: „Ja, da gibt es gewisse Regeln; am Wahlzettel dürfen das ja viele Buchstaben sein, das geht sich mit Frank noch genau aus.“

Jetschgo:
„Aber das ist wohl eine sehr verwaltungstechnische Antwort, ich nehme an, Sie wollen mit dem Vornamen etwas anderes noch signalisieren. Vielleicht heißt das, dass Sie das Wunschbild - sozusagen als kleiner Mann ausgezogen, als reicher, situierter, mächtiger Mann zurückgekehrt – als Wunschbild vieler ihrer möglichen Ansprechpartner – vorstellen wollen“

Stronach: „Ich glaube, ich bin bei allen Leuten als Frank bekannt. Bei meinen Arbeitern und Angestellten war ich auch immer der Frank, und nicht als Stronach Frank.“

Frank Stronach im Radio

ORF / Henry Steinbock

Jetschgo:
„Jetzt in der Debatte jüngstens – das hat zu tun mit dem Ideenwettbewerb, den sie auch ausgeschrieben haben – Geld spielt ein große Rolle vom Mitbewerber wird ihnen auch immer wieder unterstellt, Sie würden sowieso alles kaufen, sie könnten zweifelsohne sehr viel kaufen – es eilt der Ruf voraus, sie würden mit Geld alles regeln?“

Stronach: „Ja ich glaube, verschiedene Parteien und der Funktionäre haben Angst, wenn die Jugend gute Ideen vorbringt; sonst kann ich es mir nicht erklären und ich möchte auch betonen, dass ich diesen Ideenwettbewerb schon seit 15 Jahren in Kanada mache, wo ich die Jugend versuche zu inspirieren und dass sie drüber nachdenken wenn ich sag‚ pass’ auf, auf die alten Politiker könnts Euch nicht verlassen, die machten vor 50 Jahren auch schon immer das Gleiche - und Einstein sagte ja selbst ‚Dummheit ist, wenn man immer das gleiche macht und man erwartet andere Resultate.’“

Jetschgo:
„Sie sehen sich als Jungpolitiker?"

Stronach: "Es ist wie der Geist ist, ja, hat man junges Denken, hat man frisches Denken, die haben nur altes Denken. Also auf die ist kein Verlass, für die Jugend ist es ja schwierig, die kaum also ganz schwierig für die Jugend einen Arbeitsplatz zu finden und die Jugend hat große Sorgen; Ich möchte die Jugend nicht bevormunden, ich möchte sie nur inspirieren, ‚pass auf, nehmts – sprechts darüber, wie sehts ihr das Land, wenn ihr Bundeskanzler sein würdet, was würdet ihr machen‘ also ich inspiriere sie, dass sie gute Ideen hervorbringen und der oder die, der die beste Idee hat, kriegt 100.000 Euro.“

Frau Maria aus Aschach:
„Die Arbeitnehmer sitzen immer auf dem kürzeren Ast. Was sagen Sie dazu?“

Stronach: „Ich glaube, das würde eine schlechte Philosophie der Arbeitgeber sein. Der Arbeitgeber muss die Arbeitnehmer motivieren, nicht unter Druck setzen. Das kann nur gehen, wenn alles ganz transparent ist. Ich habe schon vor vielen Jahren eine Arbeiterrechtsverfassung und eine Wirtschaftsrechtsverfassung in meiner Firma eingeführt. Die Wirtschaft wird von drei Faktoren getrieben: kluge Manager, fleißige Arbeiter und die Investoren. Die Arbeiter haben ein moralisches Recht auf einen Teil des Profites, den sie mit ihrem Fleiß miterworben haben.“

Walter Brunnhofer aus Mörschwang:
„Mich würde interessieren, was Sie tun würden, damit der Staat nicht täglich 21 Mio. Euro Schulden macht, sondern dass es dem Staat besser geht?“

Stronach: „Das ist eine sehr gute Frage. Das ist vielleicht auch ein Hauptgrund, warum ich mich mit der Politik beschäftige. Jede Hausfrau weiß, dass sie ins Armenhaus kommt, wenn sie mehr ausgibt, als hereinkommt. Nur die Regierung weiß das nicht. Das sind nur Funktionäre, die durch die Kammern und Parteiwirtschaft hinaufgekommen sind. Schon Einstein sagte, Dummheit ist, wenn man immer das gleiche macht und andere Resultate erwartet. Die letzten Regierungen haben in den letzten 50 Jahren nur Schulden gemacht. Am Anfang war das ein kleiner Schneeball, ist jetzt aber eine gewaltige Lawine. Man muss einmal feststellen, was die Kompetenzen der Gemeinden, Länder und des Bundes sind. Da gibt es ein großes Durcheinander. Zunächst würde ich festlegen, dass die Gemeinden keine Schulden machen darf, dann der Bezirk nicht, dann die Länder und Städte auch nicht.“

Frank Stronach

ORF / Henry Steinbock

Johann Friedl aus Schärding:
„Wir sind Hochwasseropfer, und es heißt ja, Fränk hilft jedem. Jetzt haben wir Ihnen eine E-Mail geschickt, aber keine Antwort bekommen. Warum?“

Stronach: „Ich habe beim Hochwasser 2002 spontan zwei Millionen Euro hergegeben und jetzt auch 500.000 Euro gespendet. Wir sind jetzt gerade dabei, die letzten Informationen über die Schäden zu bekommen. Das Geld liegt in einem Trust, aus dem das Geld dann verteilt wird. Seit ich wieder in Österreich bin, habe ich über 150 Mio. Euro an Sozialspenden gegeben. Aber ich kenne keinen Politiker, der jemals etwas aus seiner eigenen Tasche hergegeben hat. Aber es tut mir leid, wir bekommen Tausende E-Mails, und manchmal geht eines nicht durch. Wir sind eine neue Partei, und wir machen auch Fehler.“

Reinhold Meier aus Gmunden:
„Ihr Parteiprogramm ist zum Teil in hohem Maße von anderen Parteien, zum Teil vom BZÖ, kopiert. Sie sind mehr als 50 Prozent im Jahr in Kanada. Wie wollen Sie das dann federführend umsetzen?“


Stronach: „Ich habe ungefähr 400 Fabriken weltweit, und 200 davon habe ich noch nie gesehen. Wichtig ist, dass die Prinzipien passen. Eine Firma von uns in Korea funktioniert gleich wie eine Firma in Österreich. Die Frage ist, wie man Österreich besser machen kann. Vom BZÖ brauche ich nichts abzuschreiben. Die Leute können selbst entscheiden. Unser Programm steht auf eigenen Füßen.“

Martina Patzak aus St. Marien:
„Ich wünsche mir, dass die Politiker einmal das Gehalt eines normalen Arbeiters erhalten und sich einen Monat durchboxen müssen.“

Stronach: „Ich zum Beispiel nehme kein Geld vom Staat, ich gebe nur. Ein idealer Politiker wäre einer, der schon einmal gearbeitet hat und dann sagt, jetzt will ich einmal dem Volk dienen. Wir wollen keine Berufspolitiker, zwei Perioden sind genug. Nach diesen zwei Monaten müssten sie dann wieder raus in die Wirtschaft.“

Franz Josef aus Timelkam:
„Wie können Sie sicherstellen, dass Ihre Politiker nicht so werden, wie die Berufspolitiker heutzutage in Österreich sind?“

Stronach: „Die haben alle einen Ehrenkodex unterschrieben. Wir haben gewisse Werte. Unsere wichtigsten Punkte sind: Dass der Staat keine Schulden mehr machen soll, dass die Verwaltung jedes Jahr um fünf Prozent reduziert wird, dass es nur mehr zwei Perioden für Politiker gibt.“

Herr Gruber aus Linz:
„Auf den Wahlplakaten tun Sie ihre so soziale Einstellung kund. Warum haben Sie Firmengewinne im Rahmen des Magna-Konzerns nicht in Form von Gewinnausschüttungen an Ihre Mitarbeiter weitergegeben hat.“

Stronach: „Unsere Mitarbeiter sind weltweit am Profit beteiligt. Magna notiert an der Börse, also alle Informationen sind vorhanden. Wir haben eine Wirtschaftsrechtsverfassung, die besagt, dass die Löhne im Durchschnitt der Konkurrenz einer Region liegen, dazu bekommen sie noch zehn Prozent vom Profit. Einen Teil davon bekommen sie in Aktien, einen Teil davon in Cash.“

Johannes Jetschgo:
„Wie transparent ist Ihr eigenes System? Sie mahnen das ja ein. Auf der anderen Seite wird Ihnen immer wieder vorgehalten, dass Sie Ihren Hauptwohnsitz nicht in Österreich haben und daher auch keine Steuern in Österreich zahlen.“

Stronach: „Ich sage immer, mein Hauptwohnsitz ist im Flugzeug. Ich bin sehr viel unterwegs. Wir haben Fabriken in 30 verschiedenen Ländern. Ich glaube, meine Mission ist, wie man Armut elemenieren kann.“

Johannes Jetschgo:
„Aber werden Sie Ihr eigenes Steueraufkommen auch transparent machen?“

Stronach: „Absolut, meine Erklärung kommt wahrscheinlich diese Woche noch, spätestens aber nächste Woche heraus. Ich habe kein Geheimnis. Ich habe schon vor Jahren immer gesagt, dass ich ungefähr zwei Millionen Euro hier in Österreich verdiene, und die Hälfte sind halt Steuern. Ich glaube, ich bin sehr transparent.“

Johannes Jetschgo:
„Insofern decken Sie sich durchaus mit dem BZÖ, denn auch Herr Bucher hat hier verkündet, auch er will das Steuergesetz vereinfachen. Was ist da ihr Eckpunkt?“

Stronach: „Zumindest was wir machen ist, das hängt wirtschaftlich zusammen, weil Steuergesetze haben einen großen Einfluss auf die Wirtschaft, und wenn die Wirtschaft nicht funktioniert, funktioniert gar nichts. Wir sagen, wenn österreichische Firmen ihren Profit hier in Österreich investieren, würden sie nur zehn Prozent Steuern zahlen, und die zehn Prozent können sie an die Arbeiter weitergeben. Und Firmen, die ihren Profit im Ausland investieren, müssen die volle Steuer zahlen, und sie können die Verluste nicht gegen ihre Profite in Österreich abschreiben. Das würde die Wirtschaft ankurbeln, besonders wenn die Arbeiter wissen, ja ist alles transparent und sie kriegen einen Teil des Profits.“

Johannes Jetschgo:
„Man liest immer wieder, Sie würden auch im Bildungssystem ganz anders eingreifen, ich sag bewusst eingreifen, weil es natürlich einen gewissen autoritären Zug hat, wenn man sagt ‚alle Macht dieser oder jener Gruppe‘. Wie soll das Bildungssystem beispielsweise in den Schulen, auch in den Volksschulen, ausschauen?“

Stronach: „Das Bildungssystem hängt auf der untersten Stufe. Das ist das selbe, als wenn man ein Haus baut muss man ein Fundament haben. Es hängt schon im Kindergarten, der ersten Klasse damit zusammen“

Johannes Jetschgo:
„Was würden sie ändern?“

Stronach: „Die Eltern sollen doch ein Recht haben, den Schuldirektor zu bestellen, der in der Schule, wo ihre Kinder in die Schule gehen, verantwortlich ist. Und ein Schuldirektor muss es eben dann verantworten, dass er die richtigen Lehrer einstellt. Und wenn Lehrer nicht gut sind, nicht berufen sind für diesen Beruf, dann muss er sie weggeben. Aber wie es mir jetzt vorkommt, haben wir nur Funktionäre, der Schuldirektor kann ja gar nicht sagen, wen er da einstellt“

Johannes Jetschgo:
„Aber Herr Stronach, das setzt voraus, dass die Eltern ideale Eltern sind, die genug Selbstkritik haben, sonst kaufen sie sich eben einen entsprechenden Schuldirektor?“


Stronach: „Die meisten Eltern sind schon vernünftig" - Jetschgo: Wollen das Richtige für ihre Kinder meinen Sie? - Ich glaube schon, dass die meisten Eltern das wollen; sie brauchen nur ein bisschen besser aufgeklärt werden, aber jetzt haben nur die Funktionäre – die Funktionäre sagen zu den Eltern, wir wissen was gut ist für eure Kinder. Und das wird so eingebürgert, dass die Leute schüchtern sind. Müssen die Eltern ein bisschen besser aufklären. Eltern haben das Recht, dass sie einen Schuldirektor bestellen können, jetzt sind es Funktionäre. Jetzt musst ein Parteibuch haben, sonst kommst nicht. Also wie in Wien, wennst kein rotes Parteibuch hast, kommst nicht weiter. In Niederösterreich ein schwarzes, also.“

Johannes Jetschgo:
„Noch einmal zu den Parteibüchern, ganz zum Schluss die Frage: Ihre Kandidatenliste ist zuletzt von Ankündigungen, aber dann eben auch von prominenten Widerrufen geprägt. Warum das?“

Stronach: Ja, war nur ein Widerruf, die Frau Lindner (Anm.: Ex-ORF-Generaldirektorin Monika Lindner) nicht. Das kommt manchmal vor, also so ist es im Leben. Das Leben geht weiter. Eine Partei wird ja von vielen Personen geführt, nicht nur von einer, und ich widerrufe bestimmt nicht."

Johannes Jetschgo:
„Also es ist ein Team, nicht nur Frank Stronach. Manchmal hat man den Eindruck, es ist in erster Linie Frank.“

Stronach: „Ja natürlich, ich hab sehr viel Erfahrungen. Ich kann Dinge sagen wie sie sind, weil ich brauche von niemand was, ich gebe mein eigenes Geld her, aber die Politiker nehmen ja das Geld der Bürger.“

Johannes Jetschgo:
„Aber können sie auch loslassen und delegieren?“

Stronach: „Ja sicher, ich habe eine Firma aufgebaut, die weltweit anerkannt ist als Nummer 1. Das kann nur passieren, wenn man ein gutes Management mit heranzieht, und das wird ein bisschen Zeit dauern. Ich bin überzeugt davon, dass wir gute Mitstreiter heranziehen, die Österreich – wir müssen von den alten weggehen nicht, von der Koalition von Faymann, Spindelegger, Glawischnigg; wir brauchen einen neuen Weg, wir gehen den neuen Weg, in die neue Zukunft mit Frank Stronach.“