Josef Bucher in Radio Oberösterreich

Am Donnerstag starteten die Gesprächsrunden zur Nationalratswahl. Von 10.00 bis 11.00 Uhr war Josef Bucher zu Gast und beantwortete die Fragen der Radio Oberösterreich-Hörer.

Chefredakteur Johannes Jetschgo:
„Als Parteichef des BZÖ-Bündnis Zukunft Österreich – was auffällt: Sie greifen immer das Team Stronach gleichermaßen an - auch die sind heute ja zu Gast bei uns - wie die Grünen, und Sie formulieren und firmieren auch als rechtsliberales Angebot, als Mittepartei, hoffen sie auf Protestwähler oder auf wen sonst?“

Josef Bucher: „In erste Linie geht unsere politische Kritik an die beiden Regierungsparteien rot und schwarz; die Oppositionsparteien haben ja sozusagen ein Programm, aber nichts falsch machen können in den letzten Jahren. Daher konzentriert sich alles auf das, was in den letzten Jahren und Jahrzehnten in Österreich versäumt wurde, ÖVP und SPÖ stehen bei uns im Zentrum.“

Jetschgo:
„Was steht im Mittelpunkt der Kritik?“

Bucher: „Im Mittelpunkt steht, dass Rot und Schwarz viele Reformen aufgeschoben haben; sie haben in den letzten Jahren völlig verabsäumt, im Gesundheitsbereich, im Bildungsbereich, im Bereich des Steuersystems in Österreich oder des Pensionssystems Veränderungen vorzulegen und umzusetzen und alles hat sich aufgestaut, so dass jetzt der Reformstau immer noch größer geworden ist, und keiner hat sich mehr getraut, die Reformen endlich anzugehen.“

Josef Bucher

ORF / Henry Steinbock

Jetschgo:
„D.h. aber auch im Klartext, da müssen Sie sich als BZÖ ja bekennen, dass hieße auch Pensionen zum Beispiel, späterer Eintritt in die Pension?“

Bucher: „Nein, das würde beispielsweise bei den Pensionen heißen, dass wir ein Pensionsversicherungssystem für alle Bevölkerungsgruppen in Österreich endlich einmal einführen und die Privilegien abbauen, die es nach wie vor gibt. Das ist das fairste Konzept, und das würde auch die Pensionen der Zukunft sichern - für die nächsten Generationenm, für unser Kinder und Enkelkinder, dass das Geld was einbezahlt wird von ihnen, auch wieder ausbezahlt werden kann.“

Jetschgo:
„Noch einmal Stichwort Mittepartei, den Mittelstand führen ja alle Parteien im Mund, was ist der Mittelstand in Ihrer Definition“

Bucher: „Ja, wir sind die moderne Mitte, wir wollen den Bürger in das Zentrum der Politik stellen, bei der Gesundheitspolitik.“

Jetschgo:
„Das wollen aber alle.“

Bucher: „Ja, aber sie machen es nicht, wir sagen es und wir wollen es auch umsetzen. Wenn die ÖVP sagt, es ist ihr wichtig, dass in der Bildung was weitergeht, dann ist es ihr wichtig, dass die Lehrergewerkschaften im Zentrum stehen. Für uns stehen in der Bildungspolitik die Schüler im Mittelpunkt, der Bürger im Mittelpunkt und deshalb ist das, was wir jetzt vornehmen die neue, moderne Mitte.“

Jetschgo:
„Noch einmal zur Zielgruppe, was ist der Mittelstand, wie definiert er sich?“

Bucher: „Der Mittelstand sind in Österreich alle jene, die eine Einkommenssteuer oder eine Lohnsteuer zahlen; das sind zwei Millionen Österreicherinnen und Österreicher, die diese Volkswirtschaft aufrecht erhalten mit ihrer Leistung, und vor allem mit ihrer Steuerleistung.“

Jetschgo:
„Also gibt es keine Obergrenze, das Wifo hat es ja definiert?“

Bucher: „Ich sage, das sind in etwa jene Einkommensbezieher mit 2.000 bis 6.000 Euro im Monat.“

Helmut Wipplinger aus Walding:
„Für welches Arbeitszeitmodell sind Sie, acht Stunden oder zwölf Stunden?“

Bucher: „Ich bin dafür, dass das die Arbeitnehmer und Arbeitgeber untereinander ausverhandeln, aber mein Rezept ist, die Überstunden zu entsteuern. Dann werden viele nicht mehr so viele Überstunden machen müssen. Dann würde sich die Arbeitszeit gerecht unter jenen aufteilen, die etwas leisten wollen in unserem Land.“

Josef Bucher

ORF / Henry Steinbock

Ernst Richter aus Leonding:
„Warum streben Sie nicht das Wählerpotenzial der Pensionisten an? Wo doch die Pensionisten heuer wieder um 0,8 Prozent weniger Erhöhung bekommen, als die Teuerungsrate ausmacht?“

Bucher: „Ja, die Preissteigerung ist ein Wahnsinn. Es gehören auf jeden Fall die niedrigsten Pensionen angehoben, damit all jene, die von dieser Teuerung unmittelbar betroffen sind, keine Einbußen zu erleiden haben.“

Alexandra Fuchs aus Linz:
„Warum werden die Familien so wenig gefördert?“

Bucher: „Ja, wir sind die Gegenwart und die Zukunft sind die Kinder. Deshalb wollen wir mit unserem Steuersystem all jene entlasten, die Kinder in die Welt setzen oder Kinder haben. Das ist das wichtigste Gut. Eine Familie mit Kindern darf nicht arm machen. Deshalb runter mit den Steuern für jene, die eine Familie haben oder gründen wollen.“

Rosemarie aus Linz:
„Warum beziehen so viele Arbeitslose so viel Arbeitslosengeld und wollen nicht arbeiten gehen?“

Bucher: „Ja, weil manchmal Arbeitslosigkeit und Mindestsicherung attraktiver ist, als einen Job anzunehmen. Deshalb will ich, dass die Mindestsicherung 30 Prozent weniger ausmacht als der Mindestlohn. Wir müssen schauen, dass wir Leistung wieder bezahlbar machen, und dass jene, die bereit sind einen Job anzunehmen, auch davon leben können.“

Hildegard Reiter aus Linz:
„Was haben Sie für die Zukunft der Jungen vor?“

Bucher: „In erster Linie eine gute Bildung, denn nur wer eine gute Bildung hat, hat später auch die Chance, später einen Job zu bekommen, von dem er auch leben kann. Das zweite ist, dass ich im Rahmen der Schule auch eine kostenlose Führerscheinausbildung, zumindest den theoretischen Teil, haben möchte. Ich möchte insgesamt, dass wir eine gute Erziehung und gute Bildung haben.“