Flutung des Eferdinger Beckens vorgesehen

Der Verbund bestätigt jetzt, dass die Flutung des Eferdinger Beckens bei Hochwasser vorgesehen sei, weil das die Wehrordnung so vorsehe. Am Montag war noch von einer Fehlinterpretation der Wehrordnung die Rede.

Als am Montag der Waldinger Bürgermeister Josef Eidenberger (SPÖ) die Rede auf die vorgesehene Flutung des Eferdinger Beckens entlang der Donau hingewiesen hatte, sprach ein Sprecher des Verbunds noch von einer Fehlinterpretation der Wehrordnung.

Hochwasser in Walding

ORF/Roland Huber

Die Gemeinde Walding stand beim letzten Hochwasser zum Teil unter Wasser

„Kontrolliertes Fluten des Hinterlandes“

Inzwischen klingt das beim Leiter der Werksgruppe Obere Donau vom Verbund, Reinhard Kremslehner, deutlich anders. Im Interview mit dem ORF Oberösterreich sagte er: „In Ottensheim liegen wir in einer Beckenlandschaft. Dort wird so gefahren, dass die Überströmstrecken und ein kontrolliertes Fluten des Hinterlandes, entsprechend der Wehrordnung, eingeleitet wird.“ Die Frage, ob es daher klar sei, dass es dadurch im Eferdinger Becken zu Hochwasser kommen werde, bejahte der Leiter der Werksgruppe.

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„Die ganze Bauerrichtung des Kraftwerks Ottensheim ist so ausgerichtet, dass eine Hinterlandflutung und eine kontrollierte Flutung des Eferdinger Beckens vonstatten geht“, so Kremslehner, der auch der Aussage zustimmt, dass man Evakuierungsmaßnahmen einleiten hätte sollen.

Verbund nicht für Evakuierung zuständig

Eine Schuld für die Überflutungen in Goldwörth, Walding oder Alkoven sieht der Kraftwerksbetreiber aber nicht bei sich. Der Verbund sei nicht für Evakuierung zuständig und die vorgeschriebene Alarmierung an das Land weitergeleitet worden.

Pühringer: Hatte diese Informationen nicht

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) reagierte verärgert auf diese Wendung, dann er hätte sich „diese klaren Worte des Verbunds gleich zum Zeitpunkt der Katastrophe gewünscht, denn dann hätten sich die Menschen anders darauf einstellen können“. Er habe diese Informationen nicht gehabt. Es werde aber genau zu prüfen sein, ob Mitarbeiter des Landes diese Informationen bekommen hätten. Bei einer Aussprache soll am 9. Juli gemeinsam mit Landesrat Rudi Anschober (Grüne) und Bürgermeistern sowie Abgeordneten der Region geklärt werden, ob und wo Fehler gemacht wurden, erklärte der Landeshauptmann. Auch die Position des Verbundes müsse klargestellt werden.

Landeshauptmann Josef Pühringer im Gespräch mit ORF-Redakteur Patrick Steinbock:

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„Das muss ganz penibel untersucht werden“

Er könne sich nicht vorstellen, dass jemand bewusst Daten nicht weitergegeben hätte, so Pühringer. „Das muss ganz penibel untersucht werden. Wenn es Fehler gegeben hat, dann muss man die einbekennen und dafür sorgen, dass in einem neuerlichen Hochwasserfall diese Fehler nicht wieder passieren.“

Behörde: Informationen standen nicht zur Verfügung

Das Krisen- und Katastrophenmanagement des Landes Oberösterreich sandte am Samstagnachmittag eine Erklärung aus, laut der „die behördliche Einsatzleitung des Landes während der gesamten Dauer der Hochwasserkatastrophe die von Herrn Kremslehner angesprochenen Informationen vom Verbund nicht zur Verfügung“ hatte. Mehrere Anfragen an den Verbund wären mit einem Hinweis auf die Wehrbetriebsordnung ohne nähere Angaben beantwortet worden.

Daher habe man sich an den Informationen des Hydrografischen Dienstes des Landes Oberösterreich orientieren müssen und diese Informationen „nachweislich“ an die behördlichen Einsatzleitungen und an die Landeswarnzentrale weitergegeben. Beim Wasserstand musste davon ausgegangen werden, dass sich dieser im Eferdinger Becken ähnlich wieder Pegel in Linz verhalten würde. „Es bestand daher für die behördlichen und technischen Einsatzleitungen keine Möglichkeit mehr, die Bevolkerung rechtzeitig zu warnen oder rechtzeitig zu evakuieren“ schließt das Krisen- und Katastrophenmanagement seine Stellungnahme ab.

Eidenberger: „Nächtens ganz feige absaufen lassen“

Dass Wasser Platz brauche, sei keine Frage, so der Waldinger Bürgermeister, aber „wenn das strategische Konzept vor hat, das Eferdinger Becken künftig als Überflutungszone zu sehen, dann muss man das den Leuten vorher sagen und sie nicht Nächtens ganz feige absaufen lassen“.

Anschober: Konzept seit 1970 bekannt

Seit 1970 sei bekannt, dass ab einem gewissen Hochwasserniveau vom Kraftwerk Ottensheim Wasser in das Eferdinger Becken ablaufe, trotzdem sei es in diesem Gebiet zu einer intensiven Bautätigkeit gekommen, was er für falsch halte, sagt Rudi Anschober.

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Auch Anschober fordert Aufklärung: „Wenn es zu falschen Reaktionen gekommen ist, dass muss das aufgeklärt werden. Da kämpfe ich dafür und deswegen habe ich auch externes Gutachten an die Universität Kassel übergeben, das zwei Sachen klären soll. Einerseits die Frage, ob es zu einem korrekten Vorgang gekommen ist – also zu einem Einhalten der Vorgaben seitens der Kraftwerkbetreiber. Und zweitens, das ist noch wichtiger, hätte durch ein anderes Handling der Kraftwerke die Überflutung des Eferdinger Beckens verhindert werden können.“

Hochwasser gewaltiger als bisher angenommen

Anschober ergänzte, die bisher ausgewerteten Daten zur Aufarbeitung des Hochwassers würden zeigen, dass es wesentlich gewaltiger gewesen sei, als bisher angenommen. Nach einer Informationsveranstaltung in Goldwörth Freitagabend mit hunderten Betroffenen hätten viele ihr Interesse an freiwilligen Absiedelungen deponiert. Laut ersten Untersuchungsergebnissen sei das Grundwasser im Eferdinger Becken teilweise bakteriologisch belastet und das Wasser vieler Brunnen weise daher nicht Trinkwasserqualität auf. Es handelt sich um geschätzte 800 Hausbrunnen.

Reaktionen von BZÖ und TS

Der BZÖ-Sprecher Rainer Widmann forderte in einer Reaktion die Einsetzung einer mit internationalen Experten besetzten Untersuchungskommission und stellte eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft in den Raum.

Team Stronach-Klubobmann Robert Lugar kritisierte die bewusste Flutung als „bodenlose Frechheit und bewusstes Ignorieren aller erforderlichen Informationspflichten“.

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