Das große Aufräumen beginnt

In Oberösterreich geht das Hochwasser zurück, die Pegelstände sinken. Am Inn und entlang der Donau sind bereits tausende Helfer im Einsatz. Manche gelangen schon an das Ende ihrer Kräfte, die Suche nach freiwilligen Helfern läuft.

Hochwasser Spendenaktion

ORF

A1-Spendentelefon

0800 312 312 (kostenlos und ohne Vorwahl aus ganz Österreich)

In den vergangenen Tagen waren 26.000 Feuerwehrleute in Oberösterreich im Einsatz. Mehr als 220 Menschen und 2.600 Tiere wurden aus dem Hochwasser gerettet, über 500 Personen aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht. Die Einsatzkräfte sind inzwischen an ihren physischen und psychischen Grenzen angelangt. Nicht nur die Bevölkerung, auch die Einsatzkräfte können das Ausmaß der Katastrophe noch gar nicht fassen. Das Landesfeuerwehrkommando hat speziell geschulte Personen in seinen Reihen, die auch den Helfern Hilfe anbieten, sollte der Stress zu viel werden.

Pegel fallen

Während die Pegel am Inn und der Donau in Österreich fallen, steigt das Wasser in der Donau in Bayern noch immer. Der Hydrographische Dienst des Landes beruhigt aber: In Oberösterreich werden die Wasserspiegel auch weiterhin sinken. In Linz und Mauthausen fallen die Pegel um etwa fünf Zentimeter pro Stunde. In Grein geht das Wasser etwas langsamer, um etwa drei Zentimeter pro Stunde, zurück, so der Hydrographische Dienst.

Spannung bis zuletzt in Grein

Am Dienstag war die Lage in Grein bis spät in die Nacht kritisch. Am Mittwochabend war die Donau hier 13,90 Meter hoch.

Hochwasser in Grein

APA/Bundesheer/Thomas Kremer

Grein am Dienstagnachmittag

Immer wieder schwappte die Donau am Dienstagnachmittag über die 15 Meter hohe Dammkrone, es ging sich aber ganz knapp aus - der Damm hielt, das Zentrum von Grein blieb weitgehend verschont. Trotz Entwarnung gibt es aber noch keine echte Entspannung der Hochwassersituation, heißt es beim Hydrographischen Dienst.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

ORF-Redakteur Robert Fürst fasste die Entwicklung der Hochwasserlage der vergangenen Tage zusammen.

Vorsicht bei Rückkehr

Die Menschen kehren langsam in ihre Häuser zurück. Besonders vor elektrischen Defekten, die durch das Hochwasser verursacht wurden, solle man sich in Acht nehmen, warnte Felix Kreil, Sprecher der Elektriker in Oberösterreich. Bewohner betroffener Häuser sollen keinesfalls selbst den Schutzschalter im Schaltkasten berühren, wenn das Haus im Wasser steht. Durch defekte Stromkabel in den Mauern könnten sogar feuchte Mauern völlig unter Strom stehen, warnte der Fachmann.

Aufräumen in Schärding

In Schärding kann mit den Aufräumarbeiten weitergemacht werden. Dorthin sind auch Feuerwehreinheiten aus anderen Orten und Bezirken unterwegs, um die örtlichen Feuerwehren zu unterstützen.

Die vom Wasser in den Wohnungen zerstörten Möbel liegen nun in Schärding auf der Straße. Wichtig ist jetzt, möglichst schnell den Schlamm aus den Häusern zu bringen, bevor er trocknet und hart wie Beton wird. Nicht nur die Häuser, auch die Infrastruktur in Schärding wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Die alte Inn-Brücke ist bis auf weiteres gesperrt, das Wasser aus der Leitung ist in Teilen von Schärding derzeit ungenießbar, und auch die Kläranlage wurde vom Hochwasser zerstört. Die Bevölkerung wird aufgerufen, mit dem Brauchwasser zu sparen und keine Chemikalien zu verwenden.

„Land unter“ entlang der Donau

Besonders dramatisch ist die Lage in den am Dienstag so schwer betroffenen Gebieten entlang der Donau, vor allem in den Gemeinden Goldwörth, Feldkirchen und Alkoven. 600 Feuerwehrleute sind alleine hier im Einsatz. Unterstützung kommt von Feuerwehreinheiten aus anderen Bezirken. Der Zusammenhalt ist groß. Notfallseelsorger und Rettungskräfte versuchen jenen zu helfen, die den Betroffenen helfen. Wichtig sei vor allem einmal - zuhören, ihnen ein offenes Ohr schenken.

Hochwasser an der Donau

APA/rubra

„Land unter“ entlang der Donau

Zerstörte Infrastruktur

Die Infrastruktur in Goldwörth ist zu 80 Prozent zerstört, die meisten Häuser sind ohne Strom und Trinkwasserversorgung. Flugaufnahmen vom Dienstagnachmittag machen das Ausmaß der Zerstörung in Goldwörth deutlich.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Auch in Alkoven entspannte sich die Lage mittlerweile wieder etwas. Insgesamt 110 Häuser sollen dort vom Innbach überflutet worden sein, so der Kommandant der Feuerwehr, Markus Wieshofer.

Bundesheer im Einsatz

„Die Soldaten werden immer am Ende von solchen Überflutungen eingesetzt, um dabei zu helfen, die Infrastruktur wieder einzusetzen“, sagte Major Gerhard Oberreiter im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Das Bundesheer könne erst nach einer Assistenzanforderung, die über die Landeswarnzentrale gerichtet werden kann, in Aktion treten. Bisher habe es Anforderungen aus Ebensee, Schärding, Eferding, Enns und Saxendorf gegeben, die auch erfüllt werden, so der Sprecher des Bundesheeres. 800 Soldaten sollen am Mittwoch in Oberösterreich bei den Aufräumarbeiten helfen.

Verkehrsbehinderungen

Die Hochwassersituation in Oberösterreich sorgt für eine Reihe von Straßensperren und Verkehrsbehinderungen auf Straße und Bahn - mehr dazu in Verkehrsbehinderungen durch Hochwasser. Die oberösterreichischen Schüler sind weiterhin entschuldigt, wenn ihr Schulweg unterbrochen oder zu gefährlich ist. Das teilte der Landesschulrat am Dienstag mit. Etliche Kinder und Jugendliche haben bisher davon Gebrauch gemacht, auch einige Lehrer konnten hochwasserbedingt nicht zum Unterricht erscheinen.

Notrufe über „Euro-Notruf 112“ immer möglich

Aufgrund des Hochwassers wurde in einigen Katastrophengebieten die kommunale Stromversorgung eingeschränkt bzw. abgeschaltet. Davon sind auch Mobilfunkstationen betroffen. Wenn das Handy am Display „Nur Notrufe möglich“ anzeigt, ist das Heimnetz ausgefallen, und es kann mittels Notruf 112 über ein Fremdnetz ein Hilferuf abgesetzt werden. Voraussetzung ist natürlich, dass zumindest eine aktive Station, von welchem Betreiber auch immer, erreichbar ist.

Hilfe für die Opfer

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) hatte bereits am Sonntag den Hochwasseropfern Hilfe zugesagt. Der Katastrophenfonds werde sofort aktiviert: „Das muss man außerhalb des Budgets machen. Dieses Geld muss man zur Verfügung stellen.“ Eine genaue Schätzung über die Höhe der Schäden gibt es noch nicht. Derzeit sehe es aber so aus, als würde der Schaden geringer als 2002 ausfallen. Die Landesregierung verspricht indes rasche und unbürokratische Hilfe. Betroffene sollen sich an die Gemeindeämter wenden - mehr dazu in Hochwasser: Pühringer sagt Opfern Hilfe zu.

Spezielle Büros der Caritas

Die Caritas richtet in einzelnen vom Hochwasser besonders betroffenen Gebieten Büros ein. Es sollen Anlaufstellen für eine erste Beratung sein, überdies gibt es finanzielle Soforthilfe zur Überbrückung der akuten Notsituation. Auch wer Hilfe beim Aufräumen benötigt, kann sich an diese Caritas-Büros wenden. Unterstützung gibt es auch bei der Antragstellung für die Katastrophenhilfe. Ein erstes Hochwasserbüro wurde in Schärding eingerichtet.

Freiwillige Helfer dringend benötigt

Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl (SPÖ) appellierte: „Wir haben zurzeit dringende Hilfsansuchen aus Steyr und aus Schärding. Das sind die zwei Gemeinden, in denen dringendste Wünsche bestehen, dass Freiwillige helfen. Es kann nicht genug helfende Hände einfacher Art geben. Da muss man kein ausgebildetes Organ der Hilfe sein wie Feuerwehr oder Rotes Kreuz. Da reicht es, wenn man weiß, wie man mit einem Kübel, Besen oder Fetzen umgeht. Es gibt zwei Möglichkeiten, sich über Internet zu erkundigen. Das eine ist das Team Österreich, das andere ist das Unabhängige Landesfreiwilligenzentrum.“

Links: