Klage gegen ehemaligen Pater

Die Staatsanwaltschaft Steyr erhebt Anklage gegen den ehemaligen Pater und Internatsdirektor des Stifts Kremsmünster. Dem 79-Jährigen wird vorgeworfen, dass er Schüler sexuell missbraucht und zum Teil körperlich gequält haben soll.

Die Staatsanwaltschaft Steyr klagt den ehemaligen Priester und Internatsdirektor nach sechs verschiedenen Paragrafen an, von sexueller Gewalt bis zum Quälen und Vernachlässigen von Schülern reichen die Vorwürfe. Staatsanwaltschaftssprecher Andreas Pechatschek: „Im Wesentlichen werden dem Angeklagten zahlreiche Verbrechen sexueller Natur zur Last gelegt, darunter auch das Verbrechen des schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen. Es handelt sich um 15 Opfer, die misshandelt wurden.“

Ursprünglich 30 Opfer befragt

Die Polizei hatte ursprünglich an die 30 Opfer befragt, die dem Ex-Internatsdirektor vorwerfen, er habe ein Schreckensregime geführt. Die nun angeklagten Delikte an 15 Betroffenen wurden laut Staatsanwaltschaft zwischen 1973 und 1993 begangen. Diese Vorwürfe seien vor allem deshalb nicht verjährt, weil eine Gutachterin bei drei Opfern schwere psychische Folgen festgestellt hat.

Besitz einer Pumpgun

Auch der Besitz einer Pumpgun bis ins Jahr 2010 wird dem Ex-Priester vorgeworfen. Das spiele bei der Verjährungsfrage ebenfalls eine Rolle, sagte Oliver Plöckinger, der Anwalt des 79-jährigen Beschuldigten. Er überlegt deshalb noch, einen Einspruch gegen die Anklage einzubringen. Zum Inhalt der Vorwürfe will der Anwalt derzeit nichts sagen.

Vom Vatikan in den Laienstand zurückversetzt

Vom Kloster Kremsmünster heißt es, man begrüße, dass der Fall gerichtlich geklärt wird. Der Ex-Pater ist nicht mehr Priester, er wurde vom Vatikan in den Laienstand zurückversetzt. Eigentlich wurde die Anklage gegen ihn schon im Februar erwartet, dann aber wollten Oberstaatsanwaltschaft und Justizministerium die Anklage noch lesen und prüfen, weil es sich um einen aufsehenerregenden Fall handle. Vor wenigen Tagen gab es dann grünes Licht von Ministerium und Oberstaatsanwaltschaft.

Diözese begrüßt Aufarbeitung durch Gerichte

Es sei im Sinne der Vorgaben der katholischen Kirche und der Diözese Linz, dass in dem Missbrauchsfall nun die staatliche Gerichtsbarkeit zum Tragen komme, reagierte der Linzer Generalvikar Severin Lederhilger auf die Nachricht von der Anklageerhebung gegen den ehemaligen Pater des Stiftes Kremsmünster. Die Kommission gegen Missbrauch und Gewalt habe alle Fälle an die staatlichen Stellen gemeldet und werde das gegebenenfalls auch weiterhin tun.

Mehr als 1.000 Opfer gemeldet

Im Rahmen des 2010 ausgebrochenen Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche hatten sich in Österreich insgesamt mehr als 1.000 Opfer gemeldet. Doch die angezeigten Fälle waren laut den Staatsanwaltschaften verjährt. Nur dieser eine besonders schwere Fall kommt nun zur Anklage.

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