Philip Glass probt für Neues Musiktheater

Der Amerikaner Philip Glass zählt zu den bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, und er liebt Linz, wie er sagt. Im Neuen Musiktheater probt er derzeit an der Eröffnungsoper „Spuren der Verirrten“ und schwärmt von der Akustik.

Die „Spuren der Verirrten“ - eine Oper in drei Akten - basierend auf dem gleichnamigen Text von Peter Handke ist ein Stück über die Suche nach dem richtigen Weg, in dem die Ratlosigkeit unserer heutigen Gesellschaft beschrieben wird.

Auf der Suche nach dem eigenen Glück

Jeder sucht sein Glück und stürzt in seine Krisen: Egal ob Beziehungskrisen, Finanzkrisen, Gesundheitskrisen oder politische Krisen, die in Auseinandersetzungen, ja in Kriege münden. Das, woran wir eben noch geglaubt haben, erweist sich als haltlos. Ideologien taugen nichts mehr, Programme und Kalkulationen brechen zusammen, Mythen und biblische Erzählungen verlieren ihre Leitfunktion, die Zeit löst sich auf in einer Wanderung, die kein Ziel mehr hat.

„Ehrgeiziges und vor allem mutiges Unterfangen“

"Das tolle an dem Text ist, dass er gar nicht so abstrakt ist, wie er zuerst scheint. Die Menschen in dem Stück sprechen über ganz normale Dinge, die uns alle beschäftigen. Was mich fasziniert ist, dass spartenübergreifend gearbeitet wird. Denn egal ob Tänzer, Sänger oder Schauspieler - alle Ensemblemitglieder werden auf der Bühne stehen. Ein sehr ehrgeiziges und vor allem mutiges Unterfangen“, sagt Glass.

„Mut, nicht auf Bewährtes zu setzen“

Mutig sei auch die Entscheidung von Landestheater-Intendant Rainer Mennicken gewesen, für die Eröffnungsoper nicht auf Bewährtes, wie etwa Wagners „Meisteringer von Nürnberg“, zurückzugreifen, sondern mit den „Spuren der Verirrten“ völlig neue Wege in der Opernwelt zu beschreiten, so Philip Glass.

„Damit hat Rainer Mennicken den Grundstein für ein modernes Opernhaus gesetzt. Und da zählt es nicht, ob es in einer großen oder kleinen Stadt steht, ob es provinziell ist oder nicht. Es ist ein Haus, das genau da steht, wo es hingehört, nämlich in der Welt, in der wir leben.“

„Akustik besser als in Mailänder Scala“

Viel habe sich verändert, seit er das letzte Mal in Linz gewesen ist. Da sei gerade die Baugrube des neuen Musiktheaters ausgehoben worden. Die vergangenen Tage hat Philip Glass für einen Rundgang in der neuen Spielstätte am Volksgarten genutzt. Vor allem die Akustik des neuen Musiktheaters hat es ihm angetan. Denn die stelle sogar die Mailänder Scala in den Schatten.

Linzer Musiktheater

ORF.at/Roland Winkler

„Sie ist perfekt und vor allem ausgewogen, was Musik und Gesang betrifft. Man muss zwar erst abwarten, wie sich die Dinge entwickeln, aber ich war bei den Proben zum Rosenkavalier Wochenende dabei, und das war ein wahrer Genuss. Es klingt alles wirklich sehr natürlich und vor allem ausgewogen“, so Glass.

Regie unter David Pountney

David Pountney führt bei den „Spuren der Verirrten“ Regie. Der Intendant der Bregenzer Festspiele und Träger des britischen Verdienstordens ist bekannt für seine ungewöhnlichen Inszenierungen. Die „Spuren der Verirrten“ seien ein so unmögliches Unternehmen, dass er es unbedingt machen wolle, so Pountney.

Im Kulturhauptstadtjahr Linz09 hat Philip Glass dem Landestheater mit der Kepler-Oper große internationale Erfolge beschert. Ob die Weltpremiere von die „Spuren der Verirrten“ auf eine ähnlich große Euphorie stößt, wird sich zeigen. Zur Uraufführung am 12. April will Peter Handke jedenfalls dabei sein, heißt es.

Links:

  • Musiktheater Linz(www.musiktheater-linz.at/)
  • Philip Glass(www.philipglass.com)