Experte kritisiert Lebensmittelpolizei

Nach dem Auffliegen des Pferdefleischskandals übt Hans Schlederer, der Chef der österreichischen Schweinebörse, harte Kritik an der Lebensmittelpolizei. Diese werde immer erst dann tätig, wenn im Ausland ein Skandal bekannt geworden sei.

Der Skandal um falsch deklarierte Fleischprodukte, vor allem um faschiertes Rindfleisch, das aber tatsächlich auch Pferdefleisch enthält, schockiert die Konsumenten in ganz Europa. Ausgehend von Großbritannien, wo die ersten falsch deklarierten Produkte bei Kontrollen im Handel entdeckt wurden, zieht sich die Spur der „Fleischfälscher“ durch die gesamte EU. Inzwischen sind auch in Österreich erste Fertigprodukte, in denen nicht deklariertes Pferdefleisch verarbeitet wurde, gefunden worden.

Spätes Erwachen der Behörden

Nicht nur die Konsumenten, auch die Fachleute wundern sich aber, wie so etwas trotz der immer wieder gepriesenen, strengen Kontrollen im Fleischbereich passieren kann. Hans Schlederer, der Chef der österreichischen Schweinebörse, übt in diesem Zusammenhang harte Kritik an der Lebensmittelüberwachung. Im Interview mit dem ORF Oberösterreich sagte er:„Immer erst dann, wenn es im Ausland einen Skandal gibt, werden unsere Behörden wach und jagen hinter solchen Betrügereien her.“

Die Kriminalität sei auch im Lebensmittelbereich immer den Kontrolloren voraus und Schlederers erhebt den Vorwurf, dass nicht einmal darüber nachgedacht werde, wo die größten Risiken sein könnten. Diese sieht Schlederer in „all jenen Produkten, die aus Faschier- oder Hackfleisch hergestellt, international gehandelt und meist im Billigregal oder bei Diskontern angeboten werden“.

„Es geht nicht immer um Pferdefleisch“

Die Lebensmittelpolizei sollte sich Produkte wie Hascheeknödel, Lasagne oder Ravioli gezielt ansehen, denn da gehe es nicht immer im Pferdefleisch, dass dann als Rindfleisch deklariert werde, so der Chef der Schweinbörse. Man dürfe im internationalen Fleisch nicht dem vertrauen, was auf dem Etikett steht, sondern die Profis der Lebensmittelüberwachung sollte da genauer hinsehen.

Hans Schlederer im Gespräch mit ORF-Redakteurin Doris Fischer-Stadler:

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Schlederer hat auch den Eindruck, dass heimische Produkte viel stärker kontrolliert werden als jene, die aus dem Ausland kommen: „Ich habe auch überhaupt nichts dagegen, dass unsere Waren und Produkte scharf kontrolliert werden. Wir haben seit dem EU-Beitritt jede Menge Hochsicherheitsprogramme entwickelt.“ Das AMA-Gütesiegel sei hier hervorzuheben und das könne ruhig kontrolliert werden, „das ist alles wasserdicht“, so der Fleisch-Experte.

Kritik von der IG Fleisch

Aber auch Schlederer selbst muss Kritik einstecken, und zwar von der IG Fleisch und vom unabhängigen Bauernverband. Er sei mitverantwortlich dafür, dass jedes Jahr zwei Millionen importierter Schweine aus dem Ausland den österreichischen Beschaustempel bekämen, so der Vorwurf.

„Erfolg eines europaweiten Kontrollsystems“

Konsumentenschutz-Landesrat Rudi Anschober von den Grünen dagegen sieht das Auffliegen des Pferdefleischskandals auch als Erfolg eines europaweiten Kontrollsystems, mit dem man auch „intensivst“ verbunden sei: „Immer dann, wenn ein Alarmfall auftritt wird über ein Schnellinformationssystem ganz Europa informiert und damit auch die oberösterreichischen Behörden.“

Kritik übt Anschober dafür an Umweltminister Berlakovich (ÖVP). Dieser fordert jetzt einen Inhaltsstoffe-Pass für Lebensmittel und will dies seinen EU-Ministerkollegen vorschlagen. Für Anschober das um Jahre zu spät. Die Forderung nach genauer Kennzeichnung gäbe es schon lange und sei im Biobereich längt umgesetzt.

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