Arbeiter psychisch stark belastet

Das Vorurteil hält sich hartnäckig, aktuelle Zahlen belegen jedoch das Gegenteil: Psychische Be- oder Überlastung ist keineswegs vorwiegend auf Managementebene zu finden. Einer aktuellen Umfrage zufolge sind vier von zehn Arbeitern betroffen.

Als Gründe werden in erster Linie Zeitdruck, Monotonie und Unsicherheit genannt, erläuterte AK-Oberösterreich-Präsident Johann Kalliauer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Burn-out und ähnliche Erschöpfungszustände werden im Allgemeinen meist mit beruflichen Funktionen in Zusammenhang gebracht, die hohe Verantwortung mit sich bringen. Diese Last stellt zwar laut Arbeiterkammer-Studie einen nicht unwesentlichen Faktor für psychische Belastungen dar (17 Prozent), Zeitdruck (21 Prozent) und hohe Konzentration (19 Prozent) liegen allerdings davor.

Bauarbeiter am stärksten betroffen

Seit 2010 ist ein deutlicher Anstieg des Anteils jener Beschäftigten zu beobachten, die drei oder mehr psychische Belastungsfaktoren aufweisen. Dass hoher Zeitdruck, monotone Arbeit und unsichere Zukunftsperspektiven für rund 40 Prozent der Arbeiter zu starken psychischen Belastungen führen, könne man aktuell vermutlich am besten bei den im Handel Beschäftigten nachvollziehen, so Kalliauer. Die hauptbetroffenen Arbeiter finden sich allerdings in der Baubranche (41 Prozent), in Fabriken (39 Prozent) und an der Kassa (38 Prozent).

Krankenstandstage seit 1994 fast verdreifacht

Die Zahl der Krankenstandstage wegen psychischer Erkrankungen hat sich in Österreich seit 1994 fast verdreifacht, was in beträchtlichem Maße schlicht auf den kontinuierlich steigenden Zeitdruck zurückzuführen sei. Allerdings spielen auch eventuell nicht ganz so naheliegende Aspekte eine wichtige Rolle: Ständige Kontrolle und mangelnde Rückzugsmöglichkeiten etwa sind für jeweils 14 Prozent der Belastungen ausschlaggebend. Darüber hinaus klagen Betroffene über Probleme mit dem Chef und Lärm (jeweils 13 Prozent).

Die Folgen der steigenden psychischen Belastungen wirken sich häufig auch körperlich aus: Zwei Drittel leiden etwa an Muskelverspannungen und/oder Rückenschmerzen, mehr als zwei Drittel (67 Prozent) sind erschöpft, 62 Prozent haben Kopfschmerzen.

„Hauptfaktoren beurteilen und dokumentieren“

Die Arbeitnehmerschützer appellierten an alle Beteiligten inklusive Belegschaftsvertretern, Maßnahmen zu ergreifen und die Hauptfaktoren und -gefahren für die psychische Gesundheit der Mitarbeiter systematisch zu ermitteln, zu beurteilen und zu dokumentieren. Teilweise könne zum Beispiel eine Änderung der Arbeitsabläufe, eine Optimierung des Führungsverhaltens und Klärung von Zuständigkeiten viel zu einem besseren Klima beitragen.

„Belohnung“ für vorbildliche Betriebe

Vorbildliche Betriebe sollten nach Meinung Kalliauers im Rahmen eines Bonus-Malus-Systems belohnt werden. Darüber hinaus regte er eine Kopplung mit umfassender Gesundheitsförderung inklusive des flächendeckenden Einsatzes von Arbeitspsychologen an und sprach sich für „sanften Druck“ aus.

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