Verdacht der Vertuschung in Kremsmünster

Die sexuellen Übergriffe auf Schüler des Stiftes Kremsmünster sollen der Stiftsleitung bereits im Jahr 1995 bekannt gewesen sein. Das geht laut Medienberichten aus den Einvernahmeprotokollen der Staatsanwaltschaft hervor.

Er habe nicht einmal etwas davon erfahren, als einer seiner Patres 2008 wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht stand, sagt Abt Ambros Ebhart am Montagvormittag im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Erst als die Missbrauchsvorwürfe 2010 öffentlich bekanntwurden, habe er auch zum ersten Mal von dem Prozess gehört. Er habe den Pater zur Rede gestellt: „Dann hat er gesagt: ‚Ja, es hat eine Verhandlung gegeben.‘“

Er habe die Leitung des Stifts Kremsmünster im Jahr 2007 übernommen. Dass es in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe auf Schüler gegeben habe, sei höchstens gerüchteweise aufgekommen, so Abt Ebhart. Mehr dazu in Missbrauch: Bedauern im Stift Kremsmünster

Stift Kremsmünster

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Das Stift Kremsmünster

Im Protokoll der Einvernahme durch die Staatsanwaltschaft wird der beschuldigte Pater jedoch zitiert, dass er nach Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs bereits 1995 als Konviktsdirektor abberufen werden sollte. Das sei aber aus organisatorischen Gründen erst am Ende des Schuljahres 1996 passiert, sagt der Abt.

„Man ist damals anders damit umgegangen“

Demnach sollen die damaligen Stiftsoberen bereits 1995 über die Missbrauchsvorwürfe im Bilde gewesen sein. Abt Ebhart sagte dazu im Interview: “Diese Zeit ist mir nicht bekannt. Wir haben jetzt die Protokolle durchgeschaut. Da ist wohl die Abberufung des Paters drinnen, nicht aber irgendwelche Gründe.“ Man sei damals anders damit umgegangen und er habe nicht gewusst, was „da dahintersteht“. Die Äbte hätten das, „weil es doch heikle Sachen sind“, wahrscheinlich nur für sich alleine behandelt, so der derzeitige Abt des Stifts Kremsmünster.

Abt Ambros Ebhart

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Abt Ambros Ebhart im Interview mit dem ORF Oberösterreich

Der Abt will das Thema sexueller Missbrauch nun innerhalb des Ordens ausführlich thematisieren. Es sei an der Zeit, „es wirklich anzugehen und auch intern und in jeder Weise aufzuarbeiten“.

Kirchenrechtliches Strafverfahren

Auch Rom habe großes Interesse an einer Aufklärung, „was zur Folge hat, dass gegen einen Mitbruder ein kirchenrechtliches Strafverfahren in der Diözese läuft“, sagte Abt Ebhart. Wo in Österreich noch strafrechtliche Ermittlungen laufen, will Rom noch bis zum Ende der Verfahren warten, bis auch kirchenrechtliche Verfahren eingeleitet werden.

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