Warnung vor der „Durchschnittsfalle“

Der Genetiker Markus Hengstschläger warnt im Buch „Die Durchschnittsfalle“ vor einem Bildungssystem, das nur angepasste, durchschnittliche Schüler hervorbringt. Um Außergewöhnliches zu leisten, brauche es auch außergewöhnliche Persönlichkeiten, so der Forscher.

Markus Hengstschläger ist mittlerweile einer der renommiertesten Forscher Österreichs, in seiner Schulzeit war er aber alles andere als ein Streber. Mit 16 zog er lieber als Punker durch Linz. Die Zeit als rebellierender Jugendlicher sieht er auch als Grundstein dafür an, später über die Grenzen des bekannten hinaus zu blicken und neue Wege in der Forschung zu gehen.

Markus Hengstschläger

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„Jeder von uns hat besondere Talente. Es gibt niemanden, der keine hat."

Talente werden vergraben

Das österreichische Schulsystem fördert jedoch das komplette Gegenteil. Am Ende der Schule müssen alle das Gleiche können und damit tappe Österreich in die Durchschnittsfalle, so Hengstschläger: „Wenn in Österreich ein Kind mit vier Nicht Genügend und einem Sehr Gut nach Hause kommt, dann geben die Eltern, die Lehrer, die Politik dem Kind folgenden Rat: ‚Wo du ein Sehr Gut hast, machst du jetzt gar nichts mehr. Bist eh schon durch, da kannst du das Jahr mit wenig Aufwand zu Ende bringen. Da, wo du die vier Nicht Genügend hast, da heißt es jetzt lernen, büffeln, Nachhilfe rund um die Uhr.‘"

Markus Hengstschläger im Gespräch mit ORF-Redakteur Wolfgang Lehner.

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„Ich kenne kaum ein Land, das so ein effizientes Modell entwickelt hat, seinem Gegenüber zu sagen, was es nicht kann, um ihm dann zu sagen ‚Jetzt beschäftigst du dich nur mehr mit den Dingen, die du nicht kannst‘. Am Ende wird das Kind bei den vier schlechten Noten fleißig gewesen sein und wieder den Durchschnitt erreicht haben. Es wird aber da, wo es ein Sehr Gut gehabt hat, wenig bis gar nichts getan haben und in den Durchschnitt rutschen. Am Ende ist das Kind überall Durchschnitt und wir können nicht erwarten, dass es sich für eine besondere Leistung vorbereiten kann.“

Markus Hengstschläger

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Zwei Schulkameraden trafen sich im ORF Radio Oberösterreich Studio

„Jeder von uns hat besondere Talente. Es gibt niemanden, der keine hat. Das ist auch wissenschaftlich so. Das muss auch so sein. Das ist nichts anderes als die Variation der Anlagen.“ Auf eines weist der Genetiker jedoch auch hin. Üben oder Lernen bleibt auch den größten Talenten nicht erspart.

Mehr kreative Forschung

Laut Hengstschläger gibt es genug Herausforderungen, die die Forschung, die Wirtschaft oder die Politik zu lösen haben. Instabile Finanzmärkte oder die Rohstoffknappheit, sind nur ein kleiner Teil der Probleme die auf uns zukommen. Ohne kreative Forschung wären die Folgen unabsehbar.

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