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CHRONIK

Grünes Licht für Gasprobebohrung in Molln

Eine Gasprobebohrung der Firma ADX in Molln im Nahbereich des Nationalpark Kalkalpen darf durchgeführt werden. Der Naturschutzbescheid ist positiv ausgefallen. Das Land Oberösterreich und ADX bestätigten eine entsprechende Mitteilung des Umweltdachverbands. Dieser prüft nun ebenso wie Greenpeace rechtliche Schritte.

„Die Naturschutzbehörde hat die Eingaben des Antragstellers geprüft und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass die gesetzlichen Voraussetzungen für eine positive bescheidmäßige Erledigung vorliegen“, hieß es aus dem Büro von Naturschutz-Referent und Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ) auf Anfrage.

Damit seien alle notwendigen Bewilligungen erteilt, bestätigte ADX. Etwaige Beschwerden gegen den 150 Seiten starken Bescheid hätten laut dem Unternehmen keine aufschiebende Wirkung.

Probebohrungen sollen noch im Winter starten

Die ADX Vie GmbH – eine Tochterfirma des in Australien gelisteten Explorationsunternehmens ADX Energy – will noch in diesem Winter mit Gas-Probebohrungen in Molln (Bezirk Kirchdorf) starten. Bisher fehlte dazu die naturschutzrechtliche Bewilligung. Montanrechtlich war die Probebohrung bereits genehmigt. „Die Vorbereitungen laufen bereits“, sagte ein ADX-Sprecher am Mittwoch.

ADX-Chef Fink: „Öffentliches Interesse überwiegt“

Die Herstellung des Bohrplatzes wird laut ADX-CEO Paul Fink etwa acht Wochen in Anspruch nehmen. Dabei seien „keine wesentlichen Beeinträchtigungen des Naturhaushalts, des angrenzenden Naturschutzgebietes Jaidhaus und der Region Nationalpark Kalkalpen zu erwarten“. Das öffentliche Interessen der Versorgung Österreichs mit eigenem Erdgas habe „eindeutig die öffentlichen Interessen am Erhalt des Landschaftsbildes und des damit verbundenen Erholungswertes überwogen“, so Fink.

Der oberösterreichische Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) begrüßte die Bewilligung der Probebohrung: Man treibe den Fossilen-Ausstieg voran, aber „zugleich ist klar, dass es gerade für Oberösterreichs Industrie in einer Übergangsphase noch Energieträger wie Erdgas zur Überbrückung brauchen wird.“

Die Nutzung heimischer Erdgasvorräte sei „auf jeden Fall sinnvoller als die Verwendung von Flüssiggas, das in den USA chemisch gefrackt und dann mit Tankern, die mit Schweröl betrieben werden, übers Meer nach Europa verschifft wird“.

Zustimmung signalisierte auch der Mollner Gemeindevorstand Martin Schober (SPÖ), der hofft, dass die Gemeinde profitieren und zugleich einen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit leisten könne.

Der Naturschutzsprecher der oberösterreichischen Grünen, Rudi Hemetsberger, fragte sich hingegen, wann der Naturschutz eine Gas-Probebohrung überhaupt untersage, wenn er sie sogar in einem so sensiblem Gebiet nahe am Nationalpark erlaube.

Für Haimbuchner sei „jedes Windrad ein Naturschutzdebakel, während ein Erdgasbohrturm offensichtlich eher eine Bereicherung ist“, ist Hemetsberger „schwerst irritiert“ von der Behördenentscheidung.

Naturschützer befürchten mehr als 20 Bohrstellen

Sollte Gas gefunden werden, befürchten Naturschützer bis zu 25 Bohrstellen im Gebiet rund um den Nationalpark Kalkalpen. ADX dementierte das und spricht von fünf bis sechs Bohrstellen, die allerdings – ebenso wie eine dann wohl nötige Pipeline – auch erst beantragt und genehmigt werden müssten.

Umweltdachverband-Präsident Franz Maier appellierte an die Landesregierung, das „spekulative, rückwärtsgewandte Fossil-Projekt“ noch zu stoppen. „Jede Regierung, die weiter in den Ausbau fossiler Energieträger investiert, betreibt Raubbau an der Natur, setzt Österreichs Klimaziele und in weiterer Folge unsere Lebensgrundlage aufs Spiel“, hieß es in einer Aussendung. Naturschützer hatten unter anderem mit Eingriffen ins Landschaftsbild und sechs geschützten Fledermausarten argumentiert sowie damit, dass auch das Amtsgutachten der Naturschutzbehörde in einigen Punkten negativ gewesen sei.

Kritik von Greenpeace und WWF

Der Umweltdachverband erwägt nun eine Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht. Auch Greenpeace prüft gemeinsam mit dem Ökobüro rechtliche Schritte gegen die Behördenentscheidung. „Während die österreichische Regierung bei der Weltklimakonferenz in Dubai in den nächsten Wochen den weltweiten Ausstieg aus fossilen Energien verhandelt, werden hierzulande neue klimaschädliche Gasbohrungen bewilligt“, zeigte sich Greenpeace-Österreich-Sprecherin Lisa Panhuber „schockiert“.

Auch der WWF kritisierte die „völlig falsche Weichenstellung“ in Oberösterreich, das ein „fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz“ sende. Fossiles Gas sei allein in Österreich für rund 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich, so WWF-Energiesprecher Karl Schellmann. Zudem würden neue Erdgas-Bohrungen Jahre brauchen, bis sie liefern „und sind daher in der aktuellen Energiekrise völlig nutzlos“.