Leiner in Steyr Parkplatz überfüllt
APA/Kerstin Scheller
APA/Kerstin Scheller
Chronik

„Blockabfertigung“ bei kika/Leiner in Steyr

An den von der Schließung betroffenen kika/Leiner-Standorten hat am Freitag der Totalabverkauf gestartet. Per Ende Juli schließen etwa in Oberösterreich alle vier Leiner-Häuser sowie eine von drei kika-Filialen. Regelrecht überrannt wurde das Möbelhaus in Steyr am Freitagvormittag.

Schnäppchenjäger waren genauso unterwegs, wie verunsicherte Kunden. Zu Mittag herrschte bereits Blockabfertigung beim Einlass. Den Andrang verschärft haben dürfte der Wunsch, noch vorhandene Gutscheine zu verwerten. Wegen der angekündigten Insolvenzanmeldung hatte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) Mitte der Woche geraten, Gutscheine rasch einzulösen. kika/Leiner wiederum verspricht, dass alle Bons ihre Gültigkeit behalten. Möglich werden soll das, weil der neue Eigentümer, Hermann Wieser, über seine Gesellschaften die Haftung dafür übernehme, sagte ein kika/Leiner-Sprecher am Freitag zur APA. Denn im Rahmen der Insolvenzmasse dürfen Gutscheine nicht bessergestellt werden als andere Forderungen, wie Anwalt Michael Poduschka im Gespräch mit der APA erinnerte.

Kundenparkplatz hoffnungslos überfüllt

Tatsächlich stauten sich etwa in Steyr bereits gut eine Stunde nach Geschäftsöffnung die Autos Richtung Leiner. Der Kundenparkplatz war hoffnungslos überfüllt und im Haus selber schlängelten sich Menschen Richtung Kasse. Die Verkäuferin aus der Bettenabteilung erklärte, dass derzeit die Wartezeit an den Kassen rund 1,5 Stunden betrage. Für einige Grund genug, wieder kehrtzumachen. Viele, die noch einen Gutschein einzulösen hatten, blieben jedoch.

Um 11.30 Uhr wurde dann der Leiner wegen Überfüllung geschlossen. „Es sind mehr Kunden als erlaubt im Geschäft“, bat eine Mitarbeiterin bei einem APA-Lokalaugenschein um Verständnis, dass in den kommenden 30 Minuten niemand ins Haus gelassen werde und Blockabfertigung gelte.

263 Jobs in Oberösterreich betroffen

Eine Verkäuferin in der Küchenabteilung versicherte ratsuchenden Kunden, dass alle bereits bestellten Waren ausgeliefert werden. Auf lagernde oder Ausstellungsstücke gebe es aktuell 30 Prozent Preisnachlass. Auch wenn sie von der Zentrale erfahren habe, dass Gutscheine in anderen Leiner-Filialen, die bestehen bleiben sollen, eingelöst werden könnten, riet sie einem Ehepaar, ihre dennoch jetzt zu verwerten. Denn in Oberösterreich bleibe ja kein Haus offen.

Die freundliche Verkäuferin ist eine von 263 Betroffenen in Oberösterreich, die ihre Stelle verlieren wird. Zeit, sich über ihre berufliche Zukunft Gedanken zu machen, habe sie noch nicht gehabt. Eines der zahlreichen Jobangebote von Lebensmittelhändlern denke sie nicht anzunehmen, sie wolle eher in einem Küchenstudio arbeiten.

„Bewundere die Mitarbeiter“

Regelrecht gestürmt wurde am Freitag auch die Leiner-Filiale in Vöcklabruck. Bürgermeister Peter Schobesberger (SPÖ) machte am Freitag gegenüber dem ORF Oberösterreich auf die schwierige Lage der Beschäftigten aufmerksam: „Aktuell ist meine größte Sorge, was mit den Mitarbeitern passiert. Es herrscht eine große Unsicherheit, und wir versuchen jetzt zu unterstützen. Ich bewundere derzeit wirklich die Mitarbeiter, wenn man sich ansieht, wie es da heute zugeht. Die Filiale wird überrannt, weil noch Gutscheine eingelöst oder Schnäppchen gemacht werden. Und die Mitarbeiter arbeiten wirklich ganz, ganz irre, obwohl sie wissen, dass die Filiale geschlossen werden wird.“ Aktuell würden für die 40 betroffenen Mitarbeiter in Vöcklabruck Joblisten erstellt. Kommende Woche ist eine Informationsveranstaltung für sie geplant.