Chronik

Mordversuchsprozess in Ried vertagt

Am Dienstag ist im Landesgericht Ried der Mordversuchsprozess gegen eine 32-Jährige fortgesetzt worden, die im August 2022 ihren Mann mit Antidepressiva sediert und ihn dann am Hals geschnitten haben soll. Am Nachmittag wurde der Prozess vertagt.

Am 27. April soll ab 8.30 Uhr weiter verhandelt werden. Es wurden noch weitere Zeugen, Telefonnachweise in der Tatnacht sowie ein Grundriss des Hauses beantragt.

Mögliche Tatwaffe bisher nicht gefunden

Die Angeklagte hatte am ersten Verhandlungstag überraschend erklärt, nicht sie, sondern ihre damals 13-jährige Tochter sei die mutmaßliche Täterin. Am Dienstag wurde neben Zeugen auch ein Sachverständiger zur möglichen Tatwaffe gehört, die bisher nicht gefunden wurde.

Zwei Stanleymesser sichergestellt

Am Tatort, im Haus der Familie, waren zwei Stanleymesser – eines mit orangem und eines mit rotem Griff – sichergestellt worden, die theoretisch als Tatwaffe infrage kommen. An beiden seien Spuren von der mutmaßlichen Täterin und dem Opfer gefunden worden, allerdings kein Blut, führte der Sachverständige aus. Die Messer könnten abgewaschen worden sein, ergänzte er. Dennoch stellte er klar, „dass keine Zuordnung als Tatwaffe möglich“ sei. Laut Aussage einer Polizistin hätte die Angeklagte selbst einem Beamten jenes mit dem orangenen Griff als Tatwaffe gezeigt.

Antidepressiva in Gulasch gemischt

Am Tatabend, dem 2. August, soll die Frau laut Anklagebehörde ihre Medizin, die sie wegen depressiver Erschöpfungszustände einnimmt, dem Mann ins Gulasch gemischt haben. Darauf schlief dieser nach dem Essen erst auf der Couch ein und ging später zu Bett. Dort soll die gebürtige Tschechin dann mit einem scharfen Messer den Schlafenden an der Kehle geschnitten haben. Davon wachte der Verletzte auf und schrie, worauf die Angeklagte von ihm abgelassen haben soll. Der Mann drückte mit einem Tuch auf die blutende Wunde und rief seiner Tochter zu, sie solle die Rettung rufen.

„Aufgestaute Wut und Zorn“

Aufgestaute Wut und Zorn der Frau, die laut psychiatrischer Sachverständiger zurechnungsfähig sei, aber unter einer Bindungsstörung leide und ständig Aufmerksamkeit und Anerkennung fordere, nannte die Staatsanwältin als Motiv für den Mordversuch am Ehemann. Dass die Angeklagte im Prozess dann „um ihre Haut zu retten, die Tochter opfert“, sorgte nicht nur bei der Staatsanwältin für Entsetzen.

Verteidiger plädiert für Freispruch

Der Verteidiger hingegen plädiert für Freispruch, da seine Mandantin bisher nur deshalb die Schuld auf sich genommen habe, um das älteste ihrer vier Kinder, die Tochter, zu schützen. Ihre bisherigen „Larifari-Aussagen“ zur Tatnacht seien für ihn kein „eindeutiges Geständnis“: „Der schnellste ist nicht immer der richtige Weg“, meinte er gleich zu Prozessauftakt zu den Geschworenen. Die Tochter habe jedenfalls ihren Vater „gehasst“, sagte die Angeklagte unter Tränen. Das 13-jährige, noch strafunmündige Mädchen sei es gewesen.