Menschen auf Skilift
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

LRH prüfte Geldflüsse an Skigebiete

Oberösterreichs Skigebiete stehen nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels auf wackligen Beinen. Jedes Jahr fließen mehrere Millionen Euro Steuergeld in den Liftbetrieb – wie viel genau, hat der Landesrechnungshof (LRH) jetzt unter die Lupe genommen.

30 Millionen Euro hat das Land OÖ von 2018 bis 2021 in den Wintertourismus investiert. Angesichts des Klimawandels sieht der LRH laut aktuellem Prüfbericht die Politik gefordert, den Einsatz im Bereich Skitourismus bzw. Seilbahnwirtschaftsentwicklung zu überdenken. Das Land sollte „möglichst viele Perspektiven in die aktuell laufende Entwicklung einer neuen Tourismusstrategie einbringen“, wozu „unbedingt die Einbindung des öffentlichen Verkehrs“ gehöre.

12,3 Millionen Euro an private Seilbahnunternehmen

Konkret gingen von den rund 30 Millionen Euro etwa 17,5 Millionen Euro als Gesellschafterzuschüsse an landeseigene Seilbahnunternehmen und die OÖ Seilbahnholding GmbH. Über Förderungswege wurden ca. 12,3 Millionen Euro an private Seilbahnunternehmen und Skigebietsbetreiber ausgezahlt, hielt der LRH in seinem am Dienstag veröffentlichten Bericht fest. Die Bandbreite der Förderquoten sei mit gut 25 bis – im Ausnahmefall – knapp 78 Prozent sehr weit. Vor allem „in gewinnorientierten Unternehmen“ seien Förderungssätze jenseits der 50 Prozent kritisch, merkte LRH-Direktor Rudolf Hoscher an. Er empfahl eine Reduzierung der Bandbreite.

Überlegungen zur Zukunft des Wintertourismus

Grundsätzlich stellte der LRH aber auch Überlegungen zur Zukunft des Wintertourismus in Oberösterreich an. „Wie bereits jetzt, wird Skifahren ohne entsprechende Beschneiungsanlagen auch künftig nicht im gewohnten Komfort möglich sein. Auf Dauer stellt diese Problematik vor allem Wintertourismusdestinationen in niedrigeren Lagen vor große Herausforderungen“, heißt es in der Initiativprüfung. Daher seien Wintertourismusgebiete gefordert, eine ganzjährige wirtschaftliche Nutzung anzudenken. Das sollte auch die Landespolitik in ihren Entscheidungen berücksichtigen, „welche touristischen Destinationen künftig aus welchen konkreten Überlegungen gefördert werden“, meinte Hoscher.

Neue Tourismusstrategie in Ausarbeitung

Derzeit erarbeitet das Land eine neue, gesetzlich verpflichtende Tourismusstrategie für Oberösterreich, nachdem die alte 2022 ausgelaufen ist. „Ein umfangreicher Prozess für eine Neufassung mit externer Begleitung“ sei am Laufen, würdigte der LRH. Bis zum Sommer soll ein Entwurf vorliegen. Dabei sollten Themen wie „Nachhaltigkeit“, „Klimawandel“ und „Mobilität“ auch in Bezug auf den Wintertourismus stärker berücksichtigt werden. „Entwicklungspotenzial“ sieht Hoscher vor allem beim öffentlichen Verkehr. Entsprechende Anbindungen könnten der jeweiligen Tourismusdestination nützen, regte er an.

Kasberg: Grundeigentümer lehnen Sommerbetrieb ab

Auch den kurz vor der Einstellung stehenden Betrieb der Skiregion Kasberg hat sich der LRH angesehen. 2016 war zwischen dem Land und den Gemeinden Grünau im Almtal, Pettenbach, Scharnstein und Vorchdorf, die den Betrieb übernommen haben, beschlossen worden, Abgänge der Betreibergesellschaft bis zu einer Höhe von einer Million Euro jährlich für zehn Jahre abzudecken. Seitdem zahlte das Land rund fünf Millionen Euro. Als Gegenleistung hatte es ein touristisches Gesamtkonzept gefordert, um den Bestand nach 2016 abzusichern. Den Sommerbetrieb lehnen aber die Grundeigentümer ab. „Es gilt nun, die wirtschaftlichen Auswirkungen der schriftlich erfolgten Ablehnung der Grundeigentümer eines Ganzjahresbetriebes für die Bergbahnen zu ermitteln und dann eine sinnvolle weitere Vorgangsweise festzulegen“, kündigte Tourismuslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) an. Das empfiehlt auch der LRH.

„Neue Anforderungen an den Tourismus“

Grundsätzlich meinte Achleitner, dass die im Bericht festgehaltenen „neuen Anforderungen an den Tourismus“ bei der Erstellung der neuen Tourismusstrategie „eine zentrale Rolle spielen“. Ein „Anpassungsprozess“ im Wintertourismus sei im Gange. In Oberösterreich werde „konsequent an der Entwicklung hin zu einem naturnahen und qualitätsorientierten Ganzjahrestourismus gearbeitet“. Mit dem „Freizeit-Ticket OÖ“ sei etwa mit dem Verkehrsverbund OÖ ein entsprechendes Angebot für den öffentlichen Verkehr geschaffen worden, sagte der Landesrat.

SPÖ: „Transformationsbedarf nötig“

Für die SPÖ offenbare der Bericht „eindeutig den anstehenden Transformationsbedarf in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz“. Nachdem der LRH festgestellt habe, dass es „in Zukunft ohne Beschneiung nicht mehr geht, gilt es, technische Wege zu beschreiten, wie mit möglichst wenig Wassereinsatz ein Optimum an Pistenqualität herauskommt“, so Tourismussprecherin Doris Margreiter.

Grüne: „Neue Liftanlagen kaum noch argumentierbar“

Die Grünen sehen sich mit dem Bericht in ihren Forderungen bestätigt. „Der Klimawandel treibt die Schneegrenzen nach oben. Neue Liftanlagen sind kaum noch argumentierbar.“ Daher müssten das Angebot im Winter verbreitert und der Ganzjahrestourismus gezielt ausbaut werden, betonte Tourismussprecherin Ulrike Schwarz.

NEOS: „Back-up-Pläne benötigt“

Für NEOS steht „die Bedeutung des Wintertourismus für den Standort Oberösterreich und die Menschen sowie die Betriebe in den Regionen“ außer Frage. Es benötige „Back-up-Pläne", die vor allem auch die Betriebe in der Region absichern“, meinte Klubobmann Felix Eypeltauer.