Chronik

Zweieinhalb Jahre Haft für Betrug an Fleischfirma

In Ried im Innkreis ist am Mittwoch der Prozess gegen einen Bosnier fortgesetzt worden, der einen Innviertler Fleischbetrieb mit falschen Rechnungen und Lieferscheinen um rund 2,3 Millionen Euro betrogen haben soll. Der Mann wurde zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Der Prozess war im Juni des Vorjahres vertagt worden, nachdem der Angeklagte ein angebliches Schmiergeldsystem in der Firma in den Raum gestellt und zwei Mitarbeiter beschuldigt hatte. Daraufhin wurden weitere Ermittlungen angestellt, die das Gericht nun aufarbeiten muss.

Die Staatsanwaltschaft Ried legte dem zweifach Vorbestraften schweren Betrug zur Last. Ihm drohen im Fall eines Schuldspruchs ein bis zehn Jahre Haft. Er soll sich als Chef einer slowenischen Firma ausgegeben und dem oberösterreichischen Unternehmen von 2017 bis 2020 rund 2,3 Millionen Euro herausgelockt haben, indem er Lieferscheine und Rechnungen gestellt habe, ohne dass etwas geliefert wurde, so die Anklage. Erst 2020 habe eine Mitarbeiterin des Fleischbetriebs den Betrug entdeckt.

„Firmenmitarbeiter wollten mitverdienen“

Der Angeklagte tischte dem Gericht zu Prozessbeginn überraschend eine andere Version auf: Er habe seit 2015 Paletten und Kisten an die Firma geliefert. Nach einiger Zeit hätten zwei Mitarbeiter gesagt, sie würden mitverdienen wollen. Das würden sie bei anderen Lieferanten auch so machen. Konkret habe er nur mehr einen Teil der Ware abgeladen, es sei aber die gesamte Ladung abgezeichnet worden, erklärte er das System sinngemäß. Das ergaunerte Geld sei geteilt worden, ihm selbst seien 2.000 bis 3.000 Euro pro Monat geblieben. Von den angeklagten 2,3 Millionen Euro Schaden gestand sein Verteidiger 100.000 Euro ein.

„Jahrelang Rechnungen ohne Gegenleistung bezahlt“

Der Innviertler Betrieb gehört seit 2016 zu einem großen internationalen Konzern. Nachdem erste Verdachtsmomente aufgetaucht waren, wurde der stellvertretende Leiter der dortigen Revision vom Geschäftsführer in Oberösterreich gebeten, sich die Sache anzusehen. Sein Fazit: „Wir haben jahrelang Rechnungen bezahlt, aber keine Bestätigung, dass wir eine Gegenleistung erhalten haben“, sagte er am Mittwoch als Zeuge vor Gericht. „Ich habe keinen Nachweis für eine Lieferung“, meinte er, musste aber auf Nachfrage des Richters einräumen, dass es auch „keinen Nachweis für eine Nichtlieferung“ gebe.

Der Richter wunderte sich allerdings, dass die Firma des Angeklagten immer ziemlich genau 40 Prozent der von der Firma gekauften Transportmittel verrechnet habe, obwohl der Bedarf gestiegen sei. „Die Summe der Rechnungen ist die ganze Zeit nach oben korrigiert worden. Woher hätte der Angeklagte das wissen sollen?“

Urteil ist rechtskräftig

Der Angeklagte wurde zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt und muss der Firma 300.001 Euro Schadenersatz zahlen. Vom Widerruf offener Bewährungsstrafen sah das Gericht ab. Beide Seiten erklärten Rechtsmittelverzicht. Das Urteil ist damit rechtskräftig.