Wissenschaft

Nächster Eklat um neue Digitaluni

Der nächste Eklat bringt jetzt die neue geplante Digitaluniversität Linz in schwere Turbulenzen. Die Wahl der ersten Rektorin, der Professorin Stefanie Lindstaedt, soll nicht rechtmäßig gewesen sein.

„Stefanie Lindstaedt hat keinerlei Erfahrung in der Leitung einer Universität.“ Das schreibt Helmut Fallmann, Vorstandsvorsitzender von Fabasoft und Mitglied im Gründungskonvent der Digitaluni, in einer Aufsichtsbeschwerde an das Wissenschaftsministerium, die dem „Standard“ vorliegt. Lindstaedt stehe damit im Gegensatz zum nicht zum Zug gekommenen, scheidenden Rektor der Kepler-Uni Meinhard Lukas. Er war der Wunschkandidat von Politik und Wirtschaft.

„Entscheidung für Lindstaedt aufheben“

Fallmann fordert vom Wissenschaftsministerium, die Entscheidung für Lindstaedt aufzuheben. Auch Befangenheiten sollen bei der Entscheidung für Lindstaedt eine Rolle gespielt haben. Mit seiner Meinung steht Fallmann allerdings allein da. In einer Aussendung des Gründungskonvents kann dieser die Vorwürfe nicht nachvollziehen, man behalte sich sogar rechtliche Schritte gegen Fallmann vor und betont, dass alles korrekt abgelaufen sei.

Polaschek steht Vorstoß von Fallmann offen gegenüber

ÖVP-Wissenschaftsminister Martin Polaschek steht dem Vorstoß von Fallmann hingegen offen gegenüber. Er hat ein aufsichtsbehördliches Verfahren eingeleitet und den Gründungskonvent um eine Stellungnahme gebeten. Der Bestellvorgang von Lindstaedt soll vorerst verschoben werden, bis dieses Verfahren abgeschlossen ist, so Polaschek im Standard.

SPÖ fordert Digital-Uni-Planungsenquete

Oberösterreichs SPÖ-Klubvorsitzende Sabine Engleitner-Neu forderte erneut eine Digital-Uni-Planungsenquete mit allen relevanten Stakeholdern, um ungeklärte Fragen sowie Kritikpunkte zu klären und „diese Jahrhundertchance nicht durch voreilige Schnellschüsse“ zu vertun.

NEOS: „Politischer Einfluss muss Ende haben“

Oö. NEOS-Klubobmann Felix Eypeltauer forderte, „der politische Einfluss und die unnötigen Kommentare von oberster ÖVP-Seite müssen ein Ende haben, gerade beim heute eingeleiteten aufsichtsbehördlichen Verfahren.“ Politischer Einfluss in provinzieller Weise habe der Uni, die noch nicht einmal steht, schon viel Reputation gekostet.

ÖVP: „Am Riemen reißen“

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) appellierte in einer Stellungnahme „an alle Beteiligten, sich wieder am Riemen zu reißen und sich bewusst zu werden, welch große Verantwortung sie im Zuge einer Universitätsgründung tragen“. Er erwartet sich vom Ministerium eine rasche Prüfung der Aufsichtsbeschwerde und von Gründungskonvent sowie Rektorin einen realistischen Zeitplan, wie es bis zum Beginn des Studienbetriebs weitergehe.

Grüne: „Stelzer muss für Klärung sorgen“

Die Grünen sehen Stelzer mehr gefordert. „Wo ist Landeshauptmann Stelzer? Die Uni war sein Projekt, er wollte sie so rasch wie möglich umsetzen“, verlangte der oö. Klubobmann Severin Mayr. Stelzer müsse nun „für Klärung, Glättung und vor allem einen einigermaßen normalen Übergang in den Uni-Betrieb sorgen“, sich einschalten und Führungsstärke zeigen.