Apotheke, Medikamente, Mangel
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Ersatz-Medikamente verwirren Patienten

Wegen Lieferengpässen weichen Apotheken bei Medikamenten oft auf Präparate anderer Hersteller aus. Die Ärztekammer kritisiert, dass vor allem Ältere durch so einen Wechsel verwirrt werden können, von Problemen mit anderen Inhaltsstoffen ganz abgesehen.

Zurzeit mangelt es an allem, ob Schmerzmittel, Antibiotika oder Bluthochdrucktabletten. Grund dafür sind Lieferengpässe. Oft fehlen die Wirkstoffe oder auch das Verpackungsmaterial. Die Situation hat sich zuletzt auch durch die Erkältungs- und Grippewelle weiter zugespitzt.

Apotheken kritisieren langwieriges Nachfragen

In den meisten Fällen gebe es Ersatzpräparate von anderen Herstellern, heißt es aus den Apotheken. Doch davor müsse immer mit dem behandelnden Arzt des Patienten oder der Patientin Rücksprache gehalten werden, schildert Monika Aichberger, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich.

„Was uns sehr helfen würde wäre, wenn man den Apothekerinnen und Apothekern die Möglichkeit geben würde, zu Zeiten, bei denen wir keine Ärzte erreichen können, ein Generikum mit demselben Wirkstoff ohne Rücksprache abgeben zu dürfen“. Die Telefonate würden viel Zeit kosten, so Aichberger weiter.

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Ärztekammer: Rücksprache bei Medikamentenwechsel

Anders sieht das die Ärztekammer. Nicht jedes Medikament werde, selbst wenn der Wirkstoff derselbe ist, auch gleich gut vertragen, so Wolfgang Ziegler, Vertreter der Hausärzte in Oberösterreich. „In einer Tablette ist ja nicht nur der Wirkstoff, sondern auch eine Menge an Füllstoffen, an Konservierungsmitteln, an Bindesubstanzen. Laktose ist da zum Beispiel auch ein Klassiker. Und das wird von manchen Patientinnen und Patienten eben schlecht vertragen, obwohl es um denselben Wirkstoff geht. Es sind oft die Beistoffe, die hier eine entscheidende Rolle spielen“, so Ziegler.

Vor allem für Ältere sei auch der plötzliche Umstieg auf ein anderes Medikament ein Grund für Verwirrungen und Verwechslungen.

Produktion wieder nach Europa holen

Laut den Pharmagroßhändlern fehlen zurzeit vor allem günstige Präparate, die in Indien, Ost-Asien oder China produziert werden. Die Medikamenten-Produktion wieder nach Europa zu holen sei sinnvoll, aber auch ein langwieriges Projekt, so Roland Huemer, Vorstandsvorsitzender von Richter Pharma in Wels. „Dann geht es in erster Linie auch darum, den Nutzen von Arzneimitteln zu erkennen, und nicht nur die Kosten zu sehen, und dann auch die entsprechenden Preise zu zahlen. Dann sind wir bei einer Inflationsanpassung für diese Produkte, die ganz ganz wichtig wären“, so Huemer.