Dass die Zahl der Zivildiener sinke, sei seit Jahren festzustellen, so Stefan Pimmingstorfer, Vorstand der Caritas in Oberösterreich. „Insgesamt haben wir 110 Zivildienstplätze. Aktuell fehlen uns 13 Zivildiener.“ Der bevorstehende Stichtag im April mache ihm aber Sorgen. Dann brauche man 32 Zivildiener und nur neun seien bisher zugewiesen worden.
Man bemerke die geburtenschwächeren Jahrgänge. Und auch das Bundesheer scheine für junge Männer wieder attraktiver zu werden, so Pimmingstorfer. Auch beim Roten Kreuz sieht man den kommenden Monaten noch nicht gelassen entgegen: „40 Prozent der Zivildiener für den Sommer fehlen noch“, so Paul Reinthaler, Bezirksgeschäftsleiter in Linz.
Wettbewerb um Zivildiener
Die Organisationen stehen mittlerweile in einem Wettbewerb um jene, die Zivildienst machen möchten. Gut ein Drittel der oberösterreichischen Zivildiener entschied sich im Vorjahr für das Rettungswesen, dabei gibt es auch zahlreiche andere Möglichkeiten – beispielsweise in Kindergärten.
Es sei zwar eine Herausforderung für ihn, sagt Zivildiener Tobias Raffetseder, aber er lerne viel, auch von den Kolleginnen. Der 19-Jährige arbeitet in einem Kindergarten der Caritas in Leonding (Bezirk Linz-Land), in dem Kinder mit Beeinträchtigung gefördert werden. Seine Kolleginnen sind froh über die Unterstützung.
Staatssekretariat: Bedarf fast gedeckt
Im vergangenen Jahr waren laut dem zuständigen Staatssekretariat 2.815 Zivildiener in Oberösterreich im Einsatz. Das sind 4,3 Prozent mehr als im Jahr davor. Der von den Organisationen gemeldete Bedarf sei 2022 zu knapp 90 Prozent gedeckt gewesen, so das Staatssekretariat. Man zeigt sich noch nicht beunruhigt. Viele wehrpflichtige junge Männer würden erst zur Stellung kommen. Bei jenen, die bis Ende April gemustert werden und sich für den Zivildienst entscheiden, sei es zeitlich noch möglich, dass sie im Juli ihren Zivildienst beginnen.
Freiwilliges Soziales Jahr als möglicher Ausgleich
Um die zurückgehende Zahl der Zivildiener auszugleichen, wollen manche Organisationen das sogenannte Freiwillige Soziale Jahr forcieren. Dabei melden sich Menschen freiwillig, um ein Jahr im sozialen Bereich zu arbeiten. Im Jahr 2022 absolvierten in Oberösterreich 111 Menschen ein solches Freiwilliges Soziales Jahr.