Fassade Theater Phönix
Tom Mesic
Tom Mesic
Kultur

Schauspielerin Ingrid Höller gestorben

Die Linzer Schauspielerin Ingrid Höller ist tot. Nach Stationen als Gerichtsschreiberin und Redaktionssekretärin einer Tageszeitung studierte sie Schauspiel. Von 1989 bis 2009 war das Gründungsmitglied fix im Ensemble des Linzer Theaters Phönix.

Ingrid Höller wurde am 22. September 1951 in Linz geboren. Aufgewachsen ist sie in einfachen Verhältnissen, ihr schauspielerisches und tänzerisches Talent wurde früh erkannt und von ihrer Mutter gefördert. Nach der Pflichtschule hat Höller als Schreibkraft am Linzer Landesgericht und später in einer Zeitungsredaktion gearbeitet. „Ich hatte mit 16 Jahren mit Mördern zu tun, mit der bösen Welt, mit allem Möglichem, was man sich vorstellen kann, und habe eigentlich da die beste Lebensschule bekommen. Weil da gab es nichts, was man mir nicht zugemutet hätte. Parallel dazu habe ich wieder zu tanzen und schauspielern begonnen“, so Höller im Gespräch mit ORF-Redakteurin Isabella Minniberger.

Theater-Phönix-Urgestein

Nach ihrer Ausbildung an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz war die Schauspielerin, die in der Spielstatt Leonding erste Erfahrungen sammelte, Gründungsmitglied und fixes ständiges Ensemblemitglied im Theater Phönix Linz. Das Urgestein der freien Theaterszene nahm im Theater Phönix viele Rollen an. Zuletzt war die vielseitige Künstlerin bei „Rozznjogd“ mit Ferry Öllinger im Theater Phönix, im Theater Alter Bauhof Ottensheim und in der Theater-Phönix-Inszenierung „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt zu sehen.

Porträt Ingrid Höller
Theater Phönix / Margit Berger
Ingrid Höller

Auch als Autorin und Regisseurin erfolgreich

Gastspiele hatte sie in Bozen, bei Festivals in Mannheim, Zürich, Bern, Würzburg, Mainz, Salzburg, Wien und Graz. Außerdem wirkte sie bei den Sommertheatertagen Leopoldschlag, beim TheaterSPECTACEL Wilhering, beim Festival Regionale Graz und bei „Kulturbaden“ im Rahmen von Linz 09 mit. Sie ist Autorin der Kinderstücke „Was ist denn bloß mit Lisa los“ und „Niemand war da“ und Autorin und Regisseurin der Produktion „Camille Claudel“. Eine Biografie im Rahmen von Linz 09 im Posthof Linz.

Publikumsliebling mit Tiefgang

„Es ist einfach mein Beruf, und ich brauche das Publikum, um meine Arbeit zu zeigen, und diese Wechselwirkung tut einfach gut. Theater ist einfach mein Leben“, so Höller. In mehr als 66 Produktionen wirkte die vielseitige und vom Publikum geliebte Künstlerin mit und war in unzähligen Hauptrollen zu sehen, u. a. „Soloabend: Frau kocht Huhn“, „Der Drang“, „Rozznjogd“, „The Black Rider“, „Die Präsidentinnen“, „Im weißen Rössl“, „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“, „Geschichten aus dem Wienerwald“, „Romeo und Julia“, „Der Widerspenstigen Zähmung“, „Macbeth“, „Medea“, „Die Räuber“, „Faust“, „Mein Kampf“, „Geschlossene Gesellschaft“ und „Candide“.

Besonders Rollen mit Tiefgang, in denen sie ihr schauspielerisches Talent zeigen konnte, liebte sie. Akribisch genau bereitete sie sich auf neue Stücke vor, im März wäre sie wieder auf der Bühne des Theater Phönix gestanden. Vor wenigen Tagen verstarb Höller überraschend.