Orgel der Pöstlingberg-Kirche
Pfarre Linz-Pöstlingberg-Lichtenberg/APA-Fotoservice/Greindl
Pfarre Linz-Pöstlingberg-Lichtenberg/APA-Fotoservice/Greindl
Kultur

Neue Orgel für Pöstlingberg-Kirche

Der Pöstlingberg in Linz ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte Oberösterreichs. In der Wallfahrtsbasilika wurde heute eine neue Orgel präsentiert. Die in Linz geborene Künstlerin Valie Export wurde mit der Gestaltung der Orgel beauftragt.

Eine neue Orgel bedeutet einem Kirchenraum ein neues Klang- und Erscheinungsbild zu geben. Die Basilika am Linzer Pöstlingberg ziert nun eine schlichte, moderne und elegante Orgel. Weiß lasiertes Eichenholz vermittelt einen leichten Eindruck. Die alte Orgel hatte deutlich mehr Platz benötigt, erklärt Siegfried Adlberger, Orgel- und Glockenreferent der Diözese. Neben der neuen, schlankeren Orgel hätten nun auch Chorsängerinnen und Chorsänger Platz.

Valie Export

Die internationale Pionierin konzeptueller Medien-, Performance- und Filmkunst, Valie Export wurde mit der Gestaltung von der Diözese beauftragt. „Wenn ich die Orgel beim Hochamt gehört habe, bin ich als Kind innerlich um ein paar Zentimeter gewachsen“, so die Künstlerin. Ihre künstlerische Handschrift ist auf den sogenannten „Schleierbrettern“ – die den Leerraum zwischen den Orgelpfeifen und dem Gehäuserahmen der Orgel verdecken- zu sehen. Dafür wählte EXPORT Texte, die Bezug auf die Stimme nehmen.

Valie Export
Werner Kerschbaummayr
Valie Export in der Pöstlingbergkirche

Ein Schriftzug ziert die Orgel. Zu lesen ist der Satz „Wer begreift, hat Flügel". Das bedeutet, dass man, wenn man erst, wenn man sich selbst begreift, verstehen kann, wer man ist. Das gäbe einem Flügel im Denken und erst dann könne man andere Menschen und Erlebnisse besser aufnehmen“. Religiösen Ritualen könne sie etwas abgewinnen, sie hätten ihre künstlerische Entwicklung und besonders ihre Performances und feministische Haltung beeinflusst. Dennoch sehe sie die römisch-katholische Kirche und ihr Frauenbild mit einer sehr kritischen Distanz.

Behandlung wie ein Neuwagen

Derzeit wird das neue Instrument noch ganz vorsichtig gespielt. Jedes Register, jeder einzelne Ton muss abgenommen werden. Für diese Arbeit benötigt man viel Zeit und ein feines Gehör. „Am Anfang behandelt man eine neue Orgel wie einen Neuwagen. Man tastet sich vorsichtig voran und erst mit der Zeit wächst man zusammen und wenn die Feinjustierung abgeschlossen ist, kann man in die vollen Tasten greifen und sie in ihrer ganzen Pracht zum Klingen bringen“, beschreibt Domorganist Wolfgang Kreuzhuber die Vorsicht, mit der das Instrument anfangs gespielt wird. „Die neue Orgel klingt hervorragend und endlich hat der Pöstlingberg wieder ein schönes Instrument zur Verfügung. Die Neuanschaffung war auch dringend notwendig“, so Siegfried Adlberger im Gespräch mit dem ORF Oberösterreich.

Auszeichnung von Papst

Papst Paul VI. hatte am 11. Juni 1964 die barocke Wallfahrts- und Pfarrkirche Pöstlingberg zur Basilika minor erhoben. Diesen Titel tragen nur bedeutende Kirchen. Eine gut klingende Orgel wird dieser Auszeichnung wieder gerecht. Die alte Orgel, die 1942 erbaut wurde, wies bereits gröbere Mängel auf, eine Restaurierung war nicht mehr effizient. Die neue, mechanische Orgel kommt mit wenig Elektronik aus. Besonderes Augenmerk wurde auf Recycling gelegt. Die meisten ausgedienten Pfeifen werden zu anderen Instrumenten umgebaut, das alte Gehäuse wird in einem Depot gelagert und könnte später einmal in einer anderen Kirche wiederverwendet werden. Einige Orgelpfeifen hat Valie Export in einer Installation, die derzeit im Kunsthaus Bregenz zu sehen ist, verwendet.

Orgel der Pöstlingberg-Kirche
Werner Kerschbaummayr
Künstlerische Gestaltung der neuen Orgel

Ohne Unterstützung der Sponsoren nicht möglich

Die Gesamtkosten der neuen Orgel sind beträchtlich. 600.000 Euro an öffentlichen und privaten Spenden seien bisher eingelangt, berichtet Koordinator Wolfgang Seitz. Spendenaktionen wie Patenschaften für Orgelpfeifen laufen weiter. An der Finanzierung beteiligen sich das Land Oberösterreich, die Stadt Linz, die Diözese, die Linz AG, die Anrainergemeinden Gramastetten, Lichtenberg und Puchenau und viele Wirtschaftstreibende sowie Einzelpersonen. Eine deutsche Orgelbaufirma aus Freiburg im Breisgau, die bereits die Orgel der Anton Bruckner Privatuniversität gebaut hat, wurde auch mit der neuen Orgel beauftragt.

Orgelweihe durch Bischof

Die Orgel ist das liturgische Musikinstrument schlechthin, das seit Jahrhunderten verwendet wird. Am 12. März wird die neue Orgel eingeweiht und dann wird sie der Domorganist vollständig zum Klingen bringen. Der Chor der Pöstlingbergkirche wird den Festgottesdienst mitgestalten.