Töchter der Pflegemutter
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Chronik

Pflegefamilien dringend gesucht

In Oberösterreich werden Pflegefamilien für Krisenfälle gesucht. Sogenannte Krisenpflegefamilien kümmern sich in Notsituationen um Babys und Kleinkinder, die aus unterschiedlichen Gründen gerade nicht bei den leiblichen Eltern bleiben können.

Manchmal wird eine Familie aus der Bahn geworfen. In besonderen Ausnahmesituationen ist es dann erforderlich, dass ein Krisenpflegeplatz für ein Kind gefunden wird. Wenn dann das Telefon klingelt, muss es meist sehr schnell gehen. Dann kommt es auch vor, dass das Pflegekind innerhalb weniger Stunden bei einer neuen Familie einzieht.

Neun Krisenpflegeplätze gesucht

Der Bedarf an Pflegeplätzen ist groß: Neun Krisenpflegeplätze können derzeit nicht besetzt werden. Deshalb sucht das Land Oberösterreich dringend Pflegefamilien, die Kinder in einer absoluten Notlage für ein paar Monate aufnehmen.

Pflegemutter im Kinderzimmer
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Pflegemutter Vielka Pölz aus Leonding

Ein gemütliches Zuhause hat sich Familie Pölz in Leonding geschaffen. Kerzen und helle, moderne Möbel, ein rustikaler Holztisch sowie eine gemütliche Couch und viele Kinderbücher zum Vorlesen strahlen Behaglichkeit aus. Ein Kinderzimmer steht für ein Pflegekind immer bereit. In diesem Nest kann ein Kind in einer schlimmen Notsituation ankommen.

Pflegemutter aus eigener Erfahrung

Vielka Pölz kann sich keinen besseren Job vorstellen. Sie sagt im Gespräch mit dem ORF Oberösterreich, dass sie selbst als Pflegekind in der Dominikanischen Republik aufgewachsen sei und positive Erfahrungen gemacht habe. Deshalb möchte sie diese Liebe, die sie selbst dabei erfahren hat, weitergeben. Sie beschreibt es als ganz normales Familienleben, dass sie dem Pflegekind vorleben. Die beiden Töchter im Alter von neun und 15 Jahren helfen dabei mit. Händchenhalten, vorlesen, trösten, wickeln und spielen – so beschreibt die 15-jährige Schülerin Chayen ihre Rolle als ältere Schwester.

Aktuell ausschließlich Frauen angestellt

Krisenpflegeeltern müssen mit beiden Beinen im Leben stehen und neben der fachlichen Kompetenz auch starke Nerven haben, beschreibt Theresia Schlöglmann, Abteilungsleiterin der Kinder- und Jugendhilfe des Landes Oberösterreich, das Anforderungsprofil. Das Umfeld, die familiäre Situation, ein einwandfreier Leumund und die Wohnsituation werden vorher geprüft, ehe man eine Ausbildung zur Krisenpflegemutter machen kann. Es sind derzeit ausschließlich Frauen, die angestellt werden. Die Betreuung kann aber nur gelingen, wenn die ganze Familie mitzieht, so Schlöglmann.

Töchter der Pflegemutter
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Die Töchter von Pflegemutter Vielka

Als Aufwandsentschädigung für einen an und für sich 24-Stunden-Job, ist die Krisenpflegemutter für 17 Stunden angestellt. Dafür bekommt sie 1.210 Euro brutto und zusätzlich noch eine Aufwandsentschädigung – etwa für Therapien. Übernehmen Krisenpflegeeltern ein zweites Kind, beträgt das Grundgehalt 1.802 Euro, berichtet Alexander König, der Geschäftsführer der Trägerorganisation Plan B. Genauso wie die Soziale Initiative bereitet Plan B als größter Anbieter Krisenpflegefamilien im Auftrag des Landes Oberösterreich auf ihre Aufgabe vor.

Bedingungslose Liebe auf Zeit

„Bauchkinder“, wie Vielka Pölz ihre eigenen Kinder bezeichnet oder Pflegekinder – sie mache keinen Unterschied, obwohl sich die Pflegemutter immer auch auf eine bevorstehende Trennung vorbereiten müsse. Denn Krisenpflegekinder bleiben meist nur ein paar Monate, ehe eine Rückführung zur Herkunftsfamilie oder ein Umzug zu einer dauerhaften Pflegefamilie stattfindet. Mama-sein auf Zeit, das verlange einem emotional viel ab, aber sie könne gar nicht anders, als Liebe und Unterstützung zu geben, denn solange Pflegekinder unter einem Dach leben, sehe sie sich als deren Mutter.

Mangel an Krisenpflegeeltern