Blick auf Molln
Chronik

Molln: Noch keine Bohrbewilligung beantragt

Nachdem bekanntwurde, dass in Molln in der Nähe des Nationalparks Kalkalpen offenbar große Gasvorkommen unter der Erde schlummern, die ein australisches Unternehmen fördern möchte, tritt das zuständige Ministerium am Montag auf die Bremse. Noch sei keine Bewilligung beantragt worden. Aus Molln heißt es, dass es bereits Probebohrungen gegeben habe.

Es könnte eines der größten Erdgasvorkommen sein, das in Österreich gefunden wurde – 22 Milliarden Kubikmeter werden in Molln unter der Erde vermutet. Fix ist das aber noch nicht, so Reinhard Sachsenhofer, Professor für Erdölgeologie an der Montanuni Leoben: „Jetzt muss die Bergbehörde einmal dieses Bohrprojekt genehmigen, dann gibt es eine Aufsuchungsbohrung. Dann wird man wissen, ob tatsächlich Gas da ist. Mit einer zweiten oder dritten Bohrung wird man dann mit relativ großer Sicherheit abschätzen können, wie groß das Vorkommen ist.“

Karte zeigt Molln
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

„Noch keine Bohrbewilligung beantragt“

Man sei also noch weit entfernt von Erdgasförderung am Rande des Nationalparks. Vom für Bergbau zuständigen Finanzministerium heißt es: Im Herbst habe man die Information erhalten, dass die ADX Energy in Molln bohren möchte. Eine Bewilligung sei aber noch nicht beantragt worden. Sollte das passieren, folgt eine Prüfung, sie müsse auch berücksichtigen, dass das Gasfeld im Nationalpark liegt.

Seit 2022 im Besitz einer Aufsuchungslizenz

Das ausführende heimische Unternehmen ADX Vie GmbH hat am Montag betont, dass es seit April 2022 im Besitz der für das Projekt nötigen Aufsuchungslizenz sei, aber keine Bohr- und Förderlizenz besitze. „Es gibt auch bereits Verträge mit dem Grundstückseigentümer, eine Probebohrung ist in Planung“, hieß es in der Presseaussendung. Alle Aktivitäten würden im Einklang mit den österreichischen Umwelt- und Montangesetzen erfolgen, die zu den strengsten auf der Welt zählten, beteuerte das Unternehmen, das eine 100-prozentige Tochter der in Australien börsennotierten ADX Energy Ltd mit Hauptsitz in Perth ist.

„Es ist wichtig festzuhalten, dass die Berichte über mögliche große Gasvorkommen von Annahmen (Prospects) ausgehen, keinesfalls aber als sicher gelten können“, hieß es weiter. Erst nach erfolgter Probebohrung könne darüber informiert werden, ob es im Gemeindegebiet Molln überhaupt ein Gasvorkommen gebe und daraufhin bei der Montanbehörde ein Bewilligungsantrag zur Nutzbarmachung eingereicht werden soll.

„Keine Pläne, im Naturschutzgebiet zu bohren“

Es gebe keine Pläne, in einem Naturschutzgebiet zu bohren, strich das Unternehmen heraus. Die geplante Bohrstelle liege exakt 2.250 Meter von der Nationalparkgrenze entfernt und nur etwa 20 Meter vom Naturschutzgebiet Jaidhaustal, hieß es vom Nationalpark Kalkalpen, wo man aus den Medien von dem Vorhaben erfuhr.

„Von Bodenschätzen zu wissen ist etwas sehr Positives“

Keinen Grund zur Aufregung sah der für den Naturschutz zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FPÖ). Von den Bodenschätzen zu wissen sei „etwas sehr Positives“. Diese Möglichkeit abzulehnen in der Annahme, dass man die Ressourcen in wenigen Jahren nicht mehr brauche, „halte ich für kurzsichtig und unverantwortlich“, so Haimbuchner. Die Abteilung für Naturschutz solle in Erfahrung bringen, ob Schutzgüter durch die Bohrungen beeinträchtigt sein könnten, und eine fachliche Beurteilung einleiten, wozu aber noch Detailinformationen beschafft werden müssten.

Wirtschafts- und Energielandesrat Markus Achleitner (ÖVP): Es sei gut, „wenn jetzt geprüft wird, ob Erdgasvorkommen in Oberösterreich vorhanden sind und wie rasch diese genutzt werden können“, aber „eine Nutzung heimischer Erdgasvorräte macht nur Sinn, wenn sie in nächster Zeit gefördert werden können.“

„Skurrile Situation“

Für den oberösterreichischen Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) führe eine Realisierung des Projekts zur „skurrilen Situation“, dass ausgerechnet in der „Naturperle Oberösterreichs nach Gas gebohrt wird, das das Klima kaputt macht“.

SPÖ-Landesparteichef Michael Lindner warnt davor, dass ein australischer Konzern hier österreichisches Gas gewinnbringend ins Ausland weiterverkaufen könnte.