Energiegewinnung im Marchfeld
ORF.at/Roland Winkler
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Wirtschaft

Erdgas: Selbstversorgung nicht möglich

Kann Österreich sich selbst mit Gas versorgen? Diese Frage ist in Zeiten der Energiekrise besonders interessant. Bisher jedenfalls war das nicht möglich, und auch ein unter der Nationalpark-Gemeinde Molln (Bezirk Kirchdorf) vermutetes großes Gasvorkommen würde das kaum ändern, vermuten Experten.

Österreich kann sich derzeit nur zu einem geringen Teil selbst mit Erdgas versorgen. Insgesamt wurden in Österreich im Jahr 2021 rund achteinhalb Milliarden Kubikmeter Erdgas verbraucht – aus dem Boden geholt wurden aber nur 654 Millionen Kubikmeter. Das bedeutet, dass in Österreich nur sieben Prozent des Verbrauchs aus den eigenen Lagerstätten gefördert wurden.

Erdgasgebiet in Molln bislang völlig unberührt

Die größten Erdgasvorkommen im Land finden sich im Wiener Becken und in der sogenannten Molassezone in Oberösterreich, die sich wie ein schmales Band quer durch den Untergrund des Landes zieht. Es gibt bereits einige Erdgasvorkommen, die in Oberösterreich genutzt werden, völlig unberührt ist aber jenes im Bereich Molln.

Riesiges Erdgasvorkommen in Pipelinequalität

Seit den 1980er-Jahren wissen die Geologen, dass dort Erdgas in Pipelinequalität zu finden ist. Dass dieses Vorkommen aber für österreichische Verhältnisse riesig sein soll, wurde erst vor Kurzem bekannt. Immerhin werden dort 20 Milliarden Kubikmeter Gas vermutet – also deutlich mehr als die Menge, die in Österreich in zwei Jahren verbraucht wird.

Aufregung um geplante Bohrungen in Molln

In Molln selbst hat die Nachricht, dass ein australisches Unternehmen dieses Gas fördern will, für große Aufregung gesorgt. Mehr dazu in Erdgasbohrungen in Nationalparkgemeinde (ooe.ORF.at)

Der Bürgermeister von Molln, Andreas Rußmann (SPÖ), am Sonntagabend im OÖ heute Interview:

Livebericht aus Molln

ORF-Reporterin Caroline Geyer berichtet von der Informationsveranstaltung in Molln und spricht mit dem Bürgermeister Andreas Rußmann (SPÖ).

Am Wochenende hat in Molln eine Bürgerversammlung stattgefunden, an der auch Franz Mayer, Präsident des Umweltdachverbandes, teilgenommen hat. Mayer sagte dabei im ORF-Interview, dass die Lizenzvergabe tatsächlich ohne Information an die Region oder an Umweltorganisationen erfolgt sei und jetzt vermutlich auch nicht mehr rückgängig gemacht werden könne.

Umweltdachverband: Wenig Nutzen für Region

Einen direkten Nutzen für Österreich oder die Region sieht Mayer durch den Erdgasabbau in Molln eher nicht: „Österreich und die Standortgemeinde Molln selbst werden ganz wenig bis gar nichts von dem Gasvorkommen haben.“ Es handle sich um ein australisches Unternehmen mit internationalen Investoren im Hintergrund, das ein Interesse an dem Abbau hätten, weil es aus der aktuellen Gas- und Energiekrise Profit schlagen möchte, so Mayer. In der Region würde vor allem der Schaden an der Natur bleiben.

Empörung über Gasbohrpläne in Molln

Für Empörung sorgen die Pläne eines australischen Unternehmens in einem Naturschutzgebiet in Molln nach Gas zu bohren. Die Verträge mit dem Grundbesitzer, den österreichischen Bundesforsten, sollen bereits unter Dach und Fach sein. An die 150 Bewohner der Nationalparkgemeinde sind am Sonntag zu einer Info-Veranstaltung in einem Gasthaus gekommen.

Umweltministerin eher skeptisch

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) wurde im Rahmen eines Interviews in der ZIB 2 am Sonntagabend beenfalls zu dem Thema befragt und sieht vor allem eine Frage, die es schnell zu klären gelte: „Kann das Projekt jetzt, in dieser Krise, einen Beitrag zur Versorgung leisten? Wenn dem so ist, dann bin ich dafür, dass man das prüft.“ Sei das aber nicht der Fall und könne man etwa erst 2030 von dem Vorkommen profitieren, dann würde das Projekt keinen Sinn haben, so Gewessler, denn zu dieser Zeit müsse man aus Klimaschutz-Gründen aus fossilem Gas bereits ausgestiegen sein. Der Zeithorizont sei also ein entscheidender Faktor.

Zusätzlich müsse aber auch die Umweltverträglichkeit in der sensiblen Umgebung des Nationalparks besonders geprüft werden, so die Umweltministerin. Hauptthema des Interviews in der ZIB 2 war ein von der Ministerin geplantes Fracking-Verbot in Österreich. Mehr dazu in Umweltministerin Gewessler für Fracking-Verbot (news.ORF.at).