Selbst wenn es draußen Minusgrade hat, in den Glashäusern der Großgärtnerei Bergmoser in Frankenmarkt (Bezirk Vöcklabruck) hat es immer rund 20 Grad. Jeden Winter wachsen dort mehr als eine halbe Million Schnittblumen, vor allem Rosen und Gerbera. Sie brauchen nicht nur Wärme, sondern auch viel Licht.
Mehrkosten von zigtausenden Euro
Durch die Energiekrise hätten sich die Stromkosten verdoppelt, sagt Gärtnereichef Dietmar Bergmoser: „Es geht um gigantisch viel Geld. Nicht um ein paar Tausender, sondern um zigtausende Euro, die man da an Kosten hat.“ Verdienst habe man zuletzt nichts mehr. Wenn die Situation so bleiben sollte und sich nicht entschleunige, werde man auch in Zukunft kein Geld verdienen können, so Bergmoser. Er müsse dann sein Geschäft grundlegend neu überdenken.
Wichtiger Stichtag für Blumen am Valentinstag
Noch will der Rosenspezialist kämpfen. Seit 20 Jahren läuft die Produktion hier auch im Winter – damit es im Februar, zum verkaufsstärksten Tag des Jahres, Blumen gibt: „Wir investieren jetzt die Energie und das Know How in die Kultur, damit wir zum Valentinstag möglichst viele Blumen ernten und verkaufen können!“ Jetzt alles abzuschalten wäre strategisch und finanziell dramatisch, sagt Bergmoser. Man hantle sich derzeit so gut es gehe dahin und sei noch optimistisch, dass es gelingen könne.
Die Alternative zu seinen im Glashaus gezogenen Blumen seien dann etwa per Flugzeug importierte Rosen aus Kenia oder ähnlich weit entfernten Ländern.
Glashausgemüse: Hohe Kosten jetzt, Ertrag erst ab März
Dasselbe gilt für Gemüse. Damit es nicht aus Spanien oder Marokko kommen muss, werden diese Woche in einem der modernsten und größten Biogewächshäuser Österreichs in Geinberg 60.000 Paprikapflanzen gesetzt – auch hier zu deutlich höheren Kosten.
Wolfgang Steiner, Geschäftsführer des Biohof Geinberg, sagt: „Wir haben jetzt ausgepflanzt, das heißt für uns läuft die Saison jetzt.“ Vor allem im Jänner, Februar und März müsse man in die Ware und in die Beheizung investieren, habe aber in dieser Phase noch keinen Ertrag: „Der Ertrag, sprich die Ernte, beginnt erst ab März.“ Erst dann wisse man auch, was man für den Wareneinsatz, den man zwischen Jänner und März geleistet habe, zurückbekomme. Das große Problem entstehe dann, wenn man diese Kosten im Kundenpreis nicht entsprechend umsetzen könne, so Steiner.
Hohe Stromkosten trotz PV und Geothermie
In Geinberg sind Sonnenstrom und Geothermie im Einsatz und trotzdem sei die Energiekrise spürbar, sagt Steiner: „Wir haben zum Glück eine großflächige PV-Anlage, die wir überwiegend zur Versorgung mit Eigenstrom nutzen.“
Der restliche Strom müsse aber vom Netz zugekauft werden, was insbesondere in der dunklen Jahreszeit einen erheblichen Anteil ausmache. Bei Preissteigerungen von über 50 Prozent verursache das enorme Mehrkosten.
Späterer Saisonbeginn für Hobbygärtner
Viele Gärtnereien dürften deshalb heuer erst im März beginnen, Balkon- und Gemüsepflanzen für den Verkauf zu produzieren, um Heizkosten zu sparen. Der Gartenbaureferent der Landwirtschaftskammer OÖ, Klaus Stumvoll, beruhigt aber alle Hobbygärtner: „Es wird jeder zur rechten Zeit die Pflanzen bekommen, die er haben will.“ Allerdings brauche niemand wirklich schon Mitte März blühende Pelargonien, so der Experte, der glaubt, dass die Situation auch zu einer Rückbesinnung darauf führen könnte, ab wann man welche Pflanzen wirklich braucht, die man dann auf Terrasse, Balkon oder im Garten aussetzt. Denn zumindest private Gartenfreunde müssen ohnehin auf das Wärmekraftwerk Sonne warten