Dornröschen
Philip Brunnader
Philip Brunnader
Kultur

Dornröschen am Musiktheater Linz

Dornröschen gehört bis heute zum Standardrepertoire eines jeden Balletttänzers und zählt zu den berühmtesten Ballettmusiken. Im Linzer Musiktheater holt der gebürtige Moskauer Tänzer und Choreograf Andrey Kaydanovskiy den 130 Jahre alten Stoff ins hier und jetzt.

Egal ob Tänzer oder Bühnenbild: alles ist im Linzer Musiktheater in ein Zuckerl-Rosa getaucht. Kein Wunder: Denn zunächst scheint ja alles in märchenhafter Ordnung: Ein Königspaar schmeißt anlässlich der Geburt ihres langersehnten Kindes eine Party. Doch der schöne Schein trügt, denn bei Hof regiert Egoismus und Vergnügungssucht – die feiernden Herrschaften sind weltvergessen und ignorant. Da taucht plötzlich die böse Fee auf und öffnet der jungen Königstochter die Augen. Kaydanovskiy: „Im Grunde geht es um die Frau, wie sie groß wird, was mit ihrem Körper passiert, was mit ihrer Umgebung passiert. Ich glaube, das ist immer aktuell.“

Dornröschen
Philip Brunnader

Versuch der Emanzipation von Eltern und Umfeld

In seiner Produktion erzählt Andrey Kaydanovskiy vom Versuch, einer jungen Frau, sich von ihren Eltern, ihrem Umfeld zu emanzipieren. Ein Versuch, der schlussendlich zum Scheitern verurteilt ist. Da kann auch der Prinz nicht helfen, den Aurora auf ihrer abenteuerlichen Reise trifft, so Kaydanovskiy: „Wir reden viel über politische Korrektheit. Es wird viel geredet, aber im Grunde wenig gemacht. Deshalb gibt es die Probleme weiterhin.“

Dornröschen zieht sich wie ein roter Faden durch Andrey Kaydanovskiy Leben. Bevor er nach Österreich auswanderte, stand er mit zwölf Jahren selbst als Tänzer in dem Ballett-Märchen im Moskauer Bolschoi Theater auf der Bühne. An der Wiener Staatsoper erhielt er ein fixes Engagement als er in der Dornröschen-Produktion für einen kranken Kollegen einspringt. Über Russland und den Krieg zu sprechen, fällt dem 35-jährigen preisgekrönten Tänzer und Choreografen schwer: „Ich glaube, es ist schlimm für alle, die verstehen, was da passiert. Es ist schwer, darüber zu reden.“

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16 Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne

Anstatt 60 stehen im Musiktheater 16 Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne. Das Bruckner Orchester Linz hingegen spielt Tschaikowskys Musik in Originalbesetzung. Für die musikalische Umsetzung zeichnet Dirigent Marc Reibel verantwortlich: „Wir haben eine sehr stark gekürzte Fassung. Das hat etwas mit dem sehr klaren Konzept von Andrey Kaydanovskiy zu tun. Im ersten Teil vor der Pause ist es relativ konventionell, es gibt ein paar Auslassungen, und es wurden ein paar Stücke in den zweiten Teil verlegt. Der zweite Teil ist tatsächlich stark gekürzt.“

Dornröschen im Musiktheater Linz ist eine Produktion, der es gelingt, sich von alten Denkmustern zu befreien. Eine Geschichte, die daran erinnert, mutig und selbstbestimmt seinen eigenen Weg zu gehen. Premiere ist am Freitagabend.