Porscheweg in Linz
picturedesk.com/Harald Dostal
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Politik

NS-belastet: neue Straßennamen in Linz

Im Linzer Stadtsenat wurde am Donnerstag beschlossen, dass vier als besonders bedenklich eingestufte Straßennamen geändert werden. Eine Kommission von Experten hatte im Auftrag der Stadt mehr als 1.100 Straßennamen vor allem auf einen möglichen NS-Hintergrund untersucht.

Die Stadt ließ ihre 1.158 Straßen und öffentlichen Plätze hinsichtlich der Namensgeber von einer Historikerkommission durchleuchten. Sie sollte jene mit fragwürdiger – antidemokratischer, rassistischer oder antisemitischer – Gesinnung ermitteln. 64 Namensgeber wurden von den Experten als problematisch eingestuft und in mehrere Kategorien eingeteilt. Ausschlaggebend bei der Einteilung war vor allem, wie aktiv und exponiert die Namensgeber Extrempositionen einnahmen.

Vier Namen am stärksten belastet

Der höchsten Kategorie eins ordneten die Experten vier Namen zu: Komponist Hans Erich Pfitzner als „überzeugter und radikaler Antisemit“, Ferdinand Porsche, der „eine zentrale Funktion in der NS-Kriegswirtschaft“ einnahm und „aktiv die Zwangsarbeit förderte“, Unterhaltungskünstler Franz Resl, der als „NS-Protagonist einen radikalen Antisemitismus vertrat“, und Bischof Johannes Maria Gföllner, der „1933 in einem Hirtenbrief den Antisemitismus propagierte“, wie Stadtarchivar Walter Schuster, der die Kommission leitete, bei der Präsentation des Berichts erklärte.

Die nach diesen Personen benannten Straßen werden nun umbenannt. Vorschläge für neue Namensgeberinnen und Namensgeber werden in den kommenden Monaten vom Stadtarchiv erarbeitet.

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ORF/sk

In der nächsten Kategorie zwei mit 21 belasteten Personen finden sich u. a. Namen wie Ex-Landeshauptmann Heinrich Gleißner, Ex-Kanzler Julius Raab, Franz Dinghofer und Franz Stelzhammer. In Stufe drei werden 39 Personen aufgelistet, die eher „punktuell verbal NS-Propaganda“ betrieben. Was diese Namensgeber betrifft, so will man sie im Rahmen von neu zu überarbeitenden Publikationen und Onlinemedien der Stadt Linz „umfassend kommentieren“.

Die Kosten für die Umbenennung für die rund 400 betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner sowie Unternehmen übernimmt die Stadt Linz. Die FPÖ stimmte den Umbenennungen nicht zu. Stadtrat Michael Raml begründete das u. a. damit, dass „die Einbindung der Menschen vor Ort leider nicht im erforderlichen Ausmaß erfolgt“ sei und „Straßennamen für viele Menschen einen nicht zu unterschätzenden Teil der Identifikation mit der unmittelbaren Heimat und Umwelt darstellen“. Er plädierte für eine Kontextualisierung, etwa durch Zusatztafeln.

Historische Verantwortung

Die übrigen Parteien sahen das anders und sprachen von historischer Verantwortung. „Dieser mehrheitlich gefasste Beschluss im letzten Stadtsenat dieses Jahres macht einmal mehr deutlich, dass sich die Stadt Linz ihrer historischen Verantwortung aktiv stellt“, sagte Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) und sah einen „wesentlichen Meilenstein unserer historischen Aufarbeitung.“

Die grüne Stadträtin Eva Schobesberger lobte die „konsequente Entscheidung“. Linz zeige, dass man sich der historischen Verantwortung bewusst sei: „Als ‚Patenstadt des Führers‘ ist es besonders wichtig, hier klare Signale zu setzen.“