Zwei wieselähnliche Comictiere in Kinderkrankenzimmer
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POLITIK

Kinderbetten wegen Personalmangels leer

Im Linzer Uniklinikum sind aktuell 14 Kinderbetten gesperrt, weil das nötige Personal fehlt. Schuld sei auch eine massive Zunahme an Atemwegsinfekten, die zu mehr kleinen Patientinnen und Patienten führt. Der Personalmangel war auch Thema im Budgetlandtag.

Die Krankenhäuser der oö. Gesundheitsholding „fahren überall auf Anschlag“, hieß es von dort am Mittwoch. In Österreichs zweitgrößtem Spital, der Linzer Kepler-Uniklinik (KUK) mit 1.800 Betten, fehlen derzeit 180 Vollzeitäquivalente und 171 Betten sind gesperrt. Zudem seien durch das Zusammentreffen von Corona-, Influenza- und RS-Viren (Respiratorische Synzytial) die Kinderstationen in allen Krankenhäusern in Oberösterreich „sehr, sehr ausgelastet“, so der Tenor.

Drittel mehr Patienten

Im Kinderbereich des KUK gebe es einerseits eine „massive Zunahme von ambulanten Patientinnen und Patienten mit respiratorischen Infekten“. Stoßzeiten seien abends bis in die Nacht hinein sowie an Wochenenden, so eine Sprecherin. Kämen normalerweise an einem Tag am Wochenende 120 kleine Patientinnen und Patienten, seien es in der aktuellen „Infektionszeit“ rund 160. Stationär werden von den derzeit 55 Kindern 19 wegen RSV behandelt. Wegen des Personalmangels können derzeit aber nicht mehr als 55 Kinder aufgenommen werden, obwohl es eigentlich 69 Betten gäbe.

Mehr Gefährdungsmeldungen

Auch in den Landesspitälern gibt es Personalengpässe. Offene Stellen und weniger die Krankenstände sind laut Gesundheitsholding-Sprecherin für die angespannte Situation verantwortlich. Mit einem derzeitigen „Mitarbeiterausfall von rund fünf Prozent“ liege man in dem für die Jahreszeit üblichen Durchschnitt. Aus einer Anfragebeantwortung der NEOS Oberösterreich an LH-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP) vom Mittwoch geht hervor, dass die Zahl der Gefährdungsmeldungen im Hinblick auf Patientensicherheit in den Krankenhäusern seit 2018 in die Höhe geschnellt ist.

39 Anzeigen von Pflegekräften und medizinischem Personal wurden seit 2018 gestellt, 26 stammen allein aus diesem Jahr. Grund dafür sei meist fehlendes Personal. Besonders prekär war demnach die Situation am Ordensklinikum Linz mit Standort Barmherzige Schwestern. Dort gab es heuer elf Gefährdungsmeldungen, fünf aus der Notfallambulanz. Personalausfälle und erhöhter Arbeitsaufwand durch den gestiegenen Pflegebedarf der Patienten, gaben die Angestellten als Grund an. Das Krankenhaus reagierte mit – wie es in der Anfragebeantwortung heißt – (präventiven) Maßnahmen, zu denen auch Bettensperren zählen.

Zwei Milliarden Euro geplant

NEOS-Klubobmann Felix Eypeltauer schließt aus den Antworten Haberlanders, „dass es in unserem Gesundheitssystem aktuell eine rasante Verschlechterung gibt, die vor allem mit dem Ärztemangel und der Auslastung des Krankenhauspersonals in den letzten Jahren zusammenhängt.“ Er fordert ein Krisen-Management im Gesundheitsbereich.

Ausgaben von mehr als zwei Milliarden Euro sind kommendes Jahr für den Gesundheitsbereich eingeplant. Der größte Teil entfällt auf Personalkosten. Trotzdem kämpfen die Spitäler mit Personalmangel. Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) betont, dass die Anzahl an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflege und im ärztlichen Bereich in den vergangenen Jahren um zehn Prozent erhöht worden sei.

Mehr Respekt und bessere Bezahlung

Der Gesundheitssprecher der SPÖ, Peter Binder, kritisiert den Umgang mit dem Personal. Von führender Steller werde immer der Vorwurf gemacht, dass so viel in Teilzeit gearbeitet werde. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werde dadurch gesagt, sie müssten nur mehr arbeiten, um den Personalmangel zu lösen, das sei nicht gerade respektvoll. Vonseiten der Grünen wird heute die mitunter schlechte Bezahlung kritisiert. Ulrike Schwarz, bei den Grünen für Gesundheit und Pflege zuständig, meint, wer gutes Personal will, muss auch Geld dafür in die Hand nehmen.

Höhere Österreichquote

Die FPÖ sieht das Problem schon im Medizinstudium. 20 Prozent der Studienplätze sind für EU-Bürgerinnen und Bürger und fünf Prozent für Drittstaatsangehörige reserviert. Das ist zu viel, sagt Sabine Binder (FPÖ) in ihrer Rede. Sie fordert in Anbetracht eines drohenden Versorgungsengpasses eine Österreichquote von 90 Prozent. Felix Eypeltauer (NEOS) lobt die Bestrebungen, mehr für die Kinder- und Jugendpsychiatrie zu tun, vermisst aber einen ganzheitlichen Plan mit mehr Prävention. Dagmar Häusler (MFG) fordert eine spezielle Ambulanz für Impfschäden.