Türe zu Empfangsraum Infektionsstation Kinderspital Landeskrankenhaus Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
ORF.at/Georg Hummer
Chronik

Gefährliches Kindervirus breitet sich aus

In Oberösterreich wird derzeit ein massiver Anstieg von Infektionen mit dem RS-Virus verzeichnet. Es ist eine Atemwegserkrankung, die vor allem bei Kleinkindern zu einem schweren Verlauf führen kann.

Das RS-Virus, im Fach-Englisch „Respiratory Syncytial Virus“ genannt, ist derzeit Auslöser für zahlreiche Atemwegserkrankungen. Seit Anfang Oktober nimmt die Zahl der nachgewiesenen Fälle österreichweit stark zu. Damals lag die Zahl der positiven Nachweise beim Zentrum für Virologie der Uni Wien noch deutlich unter zehn Prozent der untersuchten Proben. Bis Anfang November stieg dieser Wert auf 20 Prozent. Die meisten Fälle treten aktuell in Oberösterreich auf. Hier sind inzwischen über 50 Prozent der Verdachtsfälle positiv.

Immer mehr Infektionen durch RS-Virus

Seit Oktober hat in Österreich die Zahl der RSV-Infektionen stark zugenommen. Der RS-Virus ist derzeit Auslöser für zahlreiche Atemwegserkrankungen. Besonders bei Kleinkindern kann die Infektion auch schwere Verläufe auslösen.

Außergewöhnlich viele Kleinkinder betroffen

Die Zahl der infizierten Kleinkinder steigt in Oberösterreich seit etwa zwei Wochen markant, heißt es von der OÖ. Gesundheitsholding. Im Klinikum Wels-Grieskirchen werden mittlerweile konstant sechs bis acht kleine Patienten mit dieser Atemwegsinfektion behandelt. Im Salzkammergut Klinikum sind aktuell sogar zwei Drittel aller Kinderpatienten damit infiziert, im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum die Hälfte. In der Kinderklinik Linz sind es 20 Fälle, so viele wie seit zwei Jahrzehnten nicht. Die Tendenz ist steigend.

Besonders gefährdet seien Säuglinge, erklärt Walter Bonfig, Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Wels-Grieskirchen. Bei Kindern unter einem Jahr komme es zu einer Infektion der kleinen Atemwege, die sehr gefährlich sei. Sie haben Schwierigkeit bei der Atmung und trinken kaum mehr. Auffällig sei aber, dass heuer nicht nur Babys schwer betroffen seien, sondern auch überaus viele Kleinkinder.

Corona-Maßnahmen als Mitgrund

Die ungewöhnlich hohe Anzahl an betroffenen Kleinkindern sei eine Folge der Pandemie-Maßnahmen. Dadurch seien bei Kindern zwei Jahrgänge kaum bis gar nicht mit RS-Viren in Kontakt gekommen und weisen daher keinen Schutz auf. Normalerweise kommen 95 Prozent der Kinder bis zum Ende des zweiten Lebensjahr zumindest einmal mit RSV in Kontakt, sagt Bonfig. Danach komme nur mehr zu Reinfektionen, die glimpflicher verlaufen. So sei das auch bei Erwachsenen. Jetzt seien viele Kinder bei ihrer Erstinfektion aber häufig schon drei Jahre alt.

Immunsystem nicht vorbereitet

Unter den infizierten Kindern seien immer wieder auch schwere Verläufe zu beobachten, teilweise müssen die Kinder auf der Intensivstation behandelt werden. Häufig bekommen sie schwer Luft und brauchen Sauerstoff und atemunterstützende Maßnahmen. Auch Erwachsene stecken sich immer wieder mit RS Viren an. Bei ihnen verläuft die Infektion aber im Normalfall, wie eine leichte Erkältung. Problematischer sind hier derzeit die Grippezahlen – denn auch die steigen wieder deutlich an, weil unsere Abwehrkräfte wegen der Corona-Schutzmaßnahmen nicht trainiert worden sind, heißt es von der Österreichischen Gesundheitskasse, die auch weiterhin zur Grippeimpfung rät.