AKW Temelin
Public domain/Japo
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Chronik

Atompark in Temelin sorgt für Unbehagen

Ein geplanter Atompark in Tschechien sorgt für Unbehagen in Oberösterreich. So sollen am Gelände rund um das AKW Temelin nicht nur zwei neue Kraftwerksblöcke entstehen, sondern auch ein Pilotprojekt für Small Modular Reactors (SMR) und möglicherweise ein Atommüllendlager.

Tschechische Atomgegnerinnen und -gegner sorgen sich, dass Tschechien darüber hinaus die Bewilligung von Atomanlagen wie auch des Atommüllendlagers vereinfachen und beschleunigen wolle.

„Kernkraftexperiment vor unserer Haustüre“

„Diese Pläne für einen südböhmischen Atomversuchspark an unserer Grenze erhöhen die Gefahr für Oberösterreich“, warnte Umweltlandesrat Stefan Kaineder (Grüne) bei einem Lokalaugenschein mit österreichischen und tschechischen Atomgegnern am Mittwoch. Man werde sich vehement gegen „ein Kernkraftexperiment, das vor unserer Haustüre durchgeführt werden soll“ stemmen.

Im September verkündeten Premierminister Petr Fiala und der südböhmische Kreishauptmann Martin Kuba die Gründung der Gesellschaft „South Bohemian Nuclear Park“, berichteten Kaineder und der oberösterreichische Antiatombeauftragte Dalibor Strasky. Diese habe die Errichtung des ersten tschechischen SMR am Gelände des AKW Temelin bis 2032 zur Aufgabe. Darüber hinaus laufe parallel die Planung für die Blöcke 3 und 4 in Temelin.

Endlager mit 14.500 Tonnen radioaktivem Müll

Auf einem nahe gelegenen Areal könnte zudem ein Atommüllendlager entstehen: Janoch gilt als „chancenreichster“ unter vier möglichen Standorten. Tschechien plant ein auf 14.500 Tonnen hoch radioaktiven Müll ausgelegtes Endlager – bisher wurde der geplante Baubeginn mit 2050 angegeben, aufgrund der Vorgaben der EU-Taxonomie-Verordnung soll es nun schon 15 Jahre früher so weit sein.

Mini-AKW: „Nicht sicherer, weil kleiner“

Die SMR – oft als Mini-AKW bezeichnet – sollen nach Angaben von Befürworterinnen und Befürwortern sicherer sein, weil sie kleiner sind. Gegner betonen, dass die Sicherheit nicht mit der Größe korreliere und die Gefahr von Unfällen deshalb nicht kleiner werde. Es sei aber zu befürchten, dass die Genehmigungsbehörde geringere Sicherheitsvorkehrungen verlangen werde. Laut einer Studie des Ökoinstituts gebe es derzeit 136 verschiedene SMR-Konzepte weltweit, hieß es bei dem Lokalaugenschein, allerdings sei bisher kein einziges im kommerziellen Betrieb.

Selbst die tschechische Atomaufsichtsbehörde sei skeptisch, so Strasky. „Die Atomlobby war zwar bis heute nicht imstande, die Fernwärmeleitung zwischen dem AKW Temelin und Budweis wie geplant fertigzustellen, sieht sich jedoch bereit, den Aufbau des neuen Blocks in Dukovany und gleichzeitig die SMR-Pilotanlage in Temelin erfolgreich zu realisieren“, zweifelt er an der raschen Verwirklichung.

Bewilligung von Atomanlagen soll vereinfacht werden

Dennoch – die Sorge vor der Realisierung ist auch bei tschechischen Atomgegnern vorhanden. Aktuell werde auf Regierungsebene ein Entwurf diskutiert, der die Bewilligung von Atomanlagen und des Atommüllendlagers vereinfachen solle. Dazu sollen die Rechte von Eigentümern, Gemeinden und der Öffentlichkeit beschnitten, Fristen für Stellungnahmen verkürzt und die Möglichkeit zur Berufung gestrichen werden, berichten tschechische NGOs. „Die Genehmigung eines neuen Kernreaktors soll viel einfacher sein als die Genehmigung des Baus eines Wohnhauses oder eines Sportplatzes“, befürchtet etwa Edvard Sequens, Vorsitzender der tschechischen Umweltorganisation Calla.