Praxis für Kinderpsychiatrie
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Chronik

Lange Wartelisten bei Kinderpsychiatrie

Die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Kepler Uniklinikums schlägt Alarm. Aufgrund des Ärztemangels und des steigenden Bedarfs in diesem Bereich stehen derzeit 140 Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten.

Nachdem bereits durch eine Anfrage von NEOS an die zuständige Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) bekannt geworden war, dass 140 Kinder und Jugendliche auf psychiatrische Hilfe warten müssen, kritisiert nun Michael Merl, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Kepler Uniklinikum, die Versorgungssituation. Kinder und Jugendliche, die beispielsweise Essstörungen entwickeln und eigentlich sofort betreut werden müssten, müssen laut Merl wochenlang auf einen Termin warten.

Gespräch zur Lage der Jugendpsychiatrie

Zum Thema Ärztemangel und steigender Bedarf im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist Michael Merl, Vorstand der Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie (KUK) zu Gast in „Oberösterreich heute“.

Kein Personal für längere Betreuung

Weiters gebe es Patienten, die aufgrund akuter Anfälle eingeliefert werden und nur kurzfristig stationär behandelt werden, weil für längere Betreuung derzeit Ärzte und Therapeuten fehlen, so Merl. „Derzeit ist es wirklich eine Art Drehtüreffekt, also dass wir Patienten aufnehmen, möglichst rasch stabilisieren, aber weit weg sind von einer adäquaten psychotherapeutischen oder medizinischen Behandlung.“

„Gehaltssituation nicht rosig“

Der Grund: Ausgeschriebene Stellen können nicht besetzt werden, weil sie nicht attraktiv genug sind, so Merl. „Leider ist auch die Gehaltssituation im Vergleich zu den deutschsprachigen Nachbarländern nicht so rosig, dass wir von dort Kolleginnen oder Kollegen anwerben könnten.“ Schon den Studierenden müsse die Arbeit in der Kinder- und Jugendpsychiatrie nähergebracht werden, damit zumindest mittelfristige die Zahl der Fachärzte in diesen Bereichen wieder ansteigt, heißt es.

Laut Gesundheitsreferentin Christine Haberlander werde laufend daran gearbeitet, das Angebot zu verbessern

Wartelisten werden weiterhin Thema bleiben

Wartelisten bei der Kinder- und Jugendpsychiatrie werden noch jahrelang Thema bleiben, hieß es am Montag vom ärztlichen Direktor des Kepler Universitätsklinikums, Karl-Heinz Stadlbauer. Es habe keinen Sinn, Betten zur Verfügung zu stellen, wenn man kein Personal dafür finde. Und das sei aktuell das große Thema – von der bevorstehenden Pensionierungswelle ganz zu schweigen, so Stadlbauer.