Wirtschaft

WK und AK: Modelle gegen Fachkräftemangel

Wer mehr und länger arbeitet, soll dafür auch mehr Geld bekommen, das fordert Oberösterreichs Wirtschaftskammer mit einem 6-Punkte-Programm. So soll der akute Arbeitskräftemangel zumindest kurzfristig gelindert werden. Die Arbeiterkammer setzt hingegen auf Verkürzung der Arbeitszeit.

Das Programm der Wirtschaftskammer OÖ richtet sich an Menschen, die bereits berufstätig sind und mehr arbeiten wollen. Darin enthalten sind unter anderem Vorschläge wie eine Steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten, keine Pensionsbeiträge mehr in der Pension, oder eine steuerliche Entlastung von Überstunden.

WK: Wer mehr arbeiten will, soll belohnt werden

Vor allem für Teilzeitkräfte, Pensionisten, ältere Beschäftigte und Überstundenleister müsse sich Mehrleistung finanziell lohnen, so Wirtschaftskammer-Oberösterreich Präsidentin Doris Hummer: „Es geht ja nicht darum, dass wir sagen, es muss jeder Überstunden leisten, sondern jene, die möchten, die grad Haus bauen, die sich grad was anschaffen wollen, die sich was aufbauen wollen, die sollen die Chance haben, durch eigene Arbeit das auch zu erreichen. Und wir kennen ganz viele, die eigentlich sagen, ich möchte gerne über das Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten.“

Anreize auch für Arbeitslose nötig

Stärkere Anreize brauche es aber auch für Arbeitslose. Wenn das Arbeitslosengeld kombiniert mit einer geringfügigen Beschäftigung mehr bringe, als wenn jemand 38 Stunden arbeiten gehe, passe das nicht zusammen, so Hummer. Da müsse man attraktivere Modelle schaffen. Außerdem fordere man die Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus Drittstaaten als Arbeitskräfte für die Industrie.

AK: Mehr Bewerber durch 30-Stunden-Woche

Einen anderen Ansatz, dem Fachkräftemangel zu begegnen, bringt die Arbeiterkammer ins Spiel. Im Match um qualifizierte Bewerberinnen setzen manche Unternehmen auf attraktivere Arbeitsplätze. Die Online Marketingagentur e-Magnetix aus Bad Leonfelden zum Beispiel hat vor einigen Jahren die Wochenarbeitszeit auf 30 Stunden reduziert – bei vollem Lohnausgleich. Das Ergebnis: Die Produktivität sei gestiegen, die Beschäftigten zufriedener und es würden mehr Bewerbungen eingehen. „Wir haben unsere Bewerbungen gesteigert, und zwar um den Faktor 10!“, sagt Klaus Hochreiter, Chef von e-Magnetix.

Forderung nach neuen Arbeitszeitmodellen

Seit der Umstellung auf die 30 Stunden-Woche habe sich sein Team verdreifacht und die Produktivität pro Beschäftigtem sei um ein Drittel gestiegen, so Hochreiter. Laut Arbeitszeitforscherin Anna Arlinghaus verbringen die Menschen viel von ihrer gewonnen freien Zeit mit der Familie und Freunden, das sorge für gesunden Ausgleich.
Die AK sieht in kürzerer Arbeitszeit die Lösung für den Fachkräftemangel. Arbeitsminister Martin Kocher solle mit den Sozialpartnern daher über ein geeignetes Modell verhandeln.