Eine Frau sitzt mit dem Rücken zugewandt auf einem Baumstamm im Wald, Blick auf den Boden gerichtet
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Politik

Psychische Gesundheit: Lage bleibt ernst

Schon seit Monaten warnen Expertinnen und Experten immer wieder vor der schlechten psychischen Gesundheit vieler Kinder und Jugendlicher. Die Situation scheint sich aber nicht zu entschärfen, wie bei einer Pressekonferenz der Kinderfreunde betont wurde.

Die Situation bei den psychischen Erkrankungen junger Menschen sei besorgniserregend. Doris Koubek, Kinder und Jugendpsychiaterin in Linz, erkennt bei ihren Patientinnen und Patienten ähnliche Krankheitsbilder. Laut ihr vermehren sich vor allem die Fälle von Essstörungen und Depressionen. Viele, die vorher schon ein gewisses Risiko aufwiesen, schlittern nun wirklich in die Krankheit, so Koubek.

Zu wenige Ärzte in Oberösterreich

Es gebe einfach zu wenige Anlaufstellen für Menschen, die Hilfe benötigen. „Es fehlt an fast allen kinder- und jugendpsychiatrischen Fachabteilungen an Betten und auch an Fachärztinnen und -ärzten. Das führt dazu, dass es bei einigen Patientinnen und Patienten zu einer deutlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes kommt, schlicht deswegen, weil es keine Möglichkeit gibt, sie dem Zustandsbild entsprechend zu behandeln“, kritisiert Koubek.

Pressekonferenz zu psychischer Gesundheit von Jugendlichen der Kinderfreunde Oberösterreich.
MecGreenie Production / Kinderfreunde OÖ
v.l.n.r. Doris Koubek (Kinder- und Jugendpsychiaterin), Roland Schwandner (Vorsitzender der Kinderfreunde OÖ) und Anna Marie Wüster (Schülerin)

Laut ihr versuchen Ärztinnen und Ärzte so viel wie möglich zu helfen. Im Zentralraum Linz sei es aber mittlerweile eine Herausforderung, einen Kinderarzt zu finden. Auch sie selbst musste in ihren Praxen bereits einen Aufnahmestopp verhängen.

16-Jährige schildert prekäre Situation

Bei der Pressekonferenz war auch die 16-jährige Anna Marie Wüster, eine Schülerin des BG/BRG Gmunden. Sie will ein Sprachrohr für ihre Generation sein und nicht nur die Erwachsenen über die drastische Situation der Jugendlichen sprechen lassen. In ihrem Umfeld seien viele, die vor allem seit der Pandemie vermehrt zu kämpfen haben. Die Isolation habe laut ihr zu weniger Energie bei ihren Gleichaltrigen geführt. Manche fanden keine Motivation mehr, das Haus zu verlassen oder für die Schule zu lernen. Sie appelliert an die Gesellschaft und an die Politik, den Jugendlichen mehr zuzuhören und sie und ihre Probleme wirklich ernst zu nehmen.

Kinderfreunde fordern mehr Anlaufstellen

Die Kinderfreunde Oberösterreich fordern, dass endlich mehr von Seiten der Politik passieren müsse. "Die Angebote werden immer weniger, die Hürden für Familien, die aktiv Hilfe suchen, immer größer“, so Roland Schwandner, Vorsitzender der Kinderfreunde.