Firmengelände von Rotax in Gunskirchen
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Wirtschaft

Rotax-Motor in russischer Kampfdrohne?

Setzt Russland im Ukraine-Krieg Drohnen ein, die von Motoren aus Österreich angetrieben werden? Diese Frage stellt sich, seit CNN über eine abgestürzte Drohne aus iranischer Produktion berichtet hat. Beim Motorenhersteller BRP-Rotax in Gunskirchen ist man um Aufklärung und Beruhigung bemüht.

BRP-Rotax gehört zum kanadischen Bombardier-Konzern, hat aber 1.700 Mitarbeiter in Österreich, und Rotax ist Weltmarktführer bei Benzinmotoren für Leicht- und Ultraleichtflugzeuge. Offenbar sind die Motoren auch für schwere Drohnen geeignet. Nicht nur der Fund einer iranischen Mohajer-Drohne nahe Odessa im Schwarzen Meer ist ein Indiz für den militärischen Einsatz. Sogar laut Wikipedia ist in der seit 2012 im Iran produzierten Schahed-129 Drohne, Schahed heißt Märtyrer, ein Rotax-Motor eingebaut.

Iranische Kampfdrohne Mohajer-6 UAV
wikimedia commons/farsnews
In einer abgestürzten Drohne dieser Bauart soll der Rotax-Motor verbaut sein.

Rotax: „Motor für Kamikazedrohnen zu schwer“

Dass Rotax-Motoren auch in den zuletzt von Russland zur Zerstörung der ukrainischen Energieinfrastruktur eingesetzten Schahed-136-Kamikazedrohnen eingebaut werden, ist laut Rotax aber schon rein technisch unmöglich, der Motor wäre dazu zu schwer.

Rotax-Motoren werden über Vertriebspartner – großteils mit Sitz in anderen EU-Staaten – vertrieben. Auf der Internetseite Flyrotax.com ist zwar kein Vertriebspartner für Russland zu finden, aber ein italienischer Vertriebspartner für den Iran. Von Rotax heißt es aber, man liefere weder direkt noch indirekt Rotax-Motoren in den Iran. Man habe den Vertriebspartnern keine Genehmigung erteilt, militärische Drohnenhersteller im Iran oder in Russland zu beliefern. Im Internet zu finden ist auch ein Vertriebspartner für das Kriegsland Jemen. Von Rotax heißt es aber, man habe seit Jahren keine Kenntnis über Lieferungen des Vertriebspartners in den Jemen.

Aus dem Wirtschaftsministerium, das zum Teil zuständig wäre für Ausfuhrgenehmigungen von militärisch verwendbarem Gerät, heißt es: Die Motoren von BRP-Rotax seien keine militärischen, sondern rein für den Zivilbereich konstruierte Motoren. Sie würden daher kein Kriegsmaterial darstellen und unterliegen bei der Ausfuhr in Drittstaaten keiner Genehmigungspflicht.

Motoren fallen unter Russland-Sanktionen

Die Motoren fallen laut Ministerium nur unter die aktuellen Russland-Sanktionen und dürfen nicht nach Russland ausgeführt werden. Das Wirtschaftsministerium nimmt Rotax auch in Schutz. Die Firma selbst wolle die Verwendung der Motoren in Konflikt- und Kriegsgebieten verhindern und habe die Lieferung in Länder mit unklarer Nutzung im Herbst 2020 eingestellt. Diese Bemühungen müssten intensiviert werden. 2020 hat es Berichte über den Einsatz türkischer Drohnen mit Rotax-Motoren gegen die kurdische PKK gegeben. Auch vom Einsatz iranischer Drohnen gegen Kurden im Nordirak wird berichtet.

Rotax leitete Untersuchung ein

Von Rotax heißt es, man nehme die Situation sehr ernst und habe bereits eine Untersuchung mit den Distributoren eingeleitet und untersuche mit einem Partner in der Ukraine, um die Quelle der Motoren zu ermitteln. Untersucht wird dabei auch, ob auf Umwegen Motoren in den Iran oder nach Russland gelangt sind, oder Rotax-Motoren nachgebaut und trotzdem mit der Aufschrift Rotax versehen wurden.