Material der Schuldnerberatung
APA/BARBARA GINDL
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Wirtschaft

Pleiten in OÖ mehr als verdoppelt

In Oberösterreich hat sich die Anzahl der eröffneten Insolvenzverfahren im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Nur in Vorarlberg war der Anstieg noch stärker.

Von Jänner bis September gingen in OÖ heuer 219 Firmen pleite, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 102. Mittlerweile sind es heuer 226 eröffnete Insolvenzen. Und das sei erst der Anfang, sagt Tanja Moser vom Alpenländischen Kreditorenverband. Sie geht davon aus, dass bis in das nächste Jahr viele Firmen Insolvenz eröffnen müssen.

Auch Zuwächse in anderen Bundesländern

Oberösterreich sei als Industriebundesland mit vielen Unternehmen, die in einen finanziellen Engpass geraten können, aktuell besonders betroffen. Die Lage in den anderen Bundesländern werde aber nicht so bleiben. Laut Moser ist es nur eine Frage der Zeit, dass auch dort die Zuwächse derart stark steigen werden wie in Oberösterreich.

Die eröffneten Firmeninsolvenzen haben bereits in allen Bundesländern gegenüber dem Jahr 2021 zugenommen. Die größte Zunahme verzeichnet Vorarlberg (+ 166,67 %), gefolgt von Oberösterreich (+ 114,71 %), wo sich die Anzahl ebenfalls mehr als verdoppelt hat. Die geringste Zunahme ist für die Steiermark zu registrieren, jedoch haben auch in diesem Bundesland die eröffneten Firmeninsolvenzen um die Hälfte (+ 50,60 %) zugenommen. Österreichweit haben die eröffneten Firmeninsolvenzen in den ersten drei Quartalen um 73,62% von 1.228 auf 2.132 Verfahren zugenommen.

Vermehrt Verletzungen von Insolvenzvertragspflichten

Der Grund für die aktuell hohen Zahlen sei aber nicht nur die Teuerung, die viele Firmen in Bedrängnis bringe. Während der Anfänge der Pandemie gab es wenige Insolvenzverfahren und das spiegle sich jetzt wider. Laut dem Alpenländischen Kreditorenverband wurden während der Pandemie Insolvenzeröffnungen vermehrt über Gläubiger beantragt und nicht vom Schuldner. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 wurden von den 2.132 Eröffnungen 1.413 Verfahren über Gläubigeranträge eröffnet, somit etwa zwei Drittel der Verfahren.

Außerdem sollen sich Unternehmer selbst ihre Zahlungsunfähigkeit oft nicht eingestehen. Die Folge seien zunehmende Verletzungen von Insolvenzantragspflichten. Zum Beispiel werden Anträge nicht innerhalb 60 Tagen ab Eintritt der Zahlungsunfähigkeit, wie es rechtmäßig vorgeschrieben ist.