Frau steht vor einem Fenster
Getty Images/EyeEm/John Encarnado
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Gesundheit

Junge Beschäftigte psychisch belastet

Ein düsteres Bild zeichnet der neu erhobene österreichische Arbeitsklimaindex: Junge Beschäftigte sind mit ihrem Leben und ihren Perspektiven unzufrieden und psychisch stark belastet. Auch Suizidberatungsgespräche nehmen zu.

In keiner anderen Altersgruppe ist die Arbeits- und Lebenszufriedenheit in den vergangenen drei Jahren so stark gesunken wie bei den jungen Beschäftigten unter 25 Jahren. Das zeigt ein Blick auf die aktuelle Sonderauswertung des Arbeitsklimaindex, der jährlich im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich erstellt wird.

Schulschließungen psychisch belastend für Junge

Besonders auffällig ist, dass die Zahl der jungen Menschen, die psychisch massiv belastet sind, infolge der Pandemie stark gestiegen ist. „Corona-Maßnahmen, Lockdowns oder Schulschließungen haben junge Menschen hart getroffen. Darum müssen wir jetzt in viel stärkerem Maße alles unternehmen, um ihnen neue Perspektiven und Chancen zu ermöglichen. Das beginnt in der Schule, reicht über die Berufsorientierung und den Berufseinstieg bis hin zum Ausbau psychosozialer Anlaufstellen“, so AK-Präsident Andreas Stangl.

Nur noch 62 Prozent aller Befragten mit Beruf zufrieden

Bei den Unter-25-Jährigen ist der Arbeitsklimaindex um ganze zehn Indexpunkte abgestürzt, von 112 auf 102 Punkte. Waren vor der Pandemie noch 81 Prozent der jungen Arbeitnehmerinnen und -nehmer mit ihrem Beruf zufrieden, so sind es derzeit nur noch 62 Prozent. Auch der Anteil jener Menschen, die mit ihrem Leben zufrieden sind, ist bei den Jüngeren am stärksten zurückgegangen – um 15 Prozentpunkte innerhalb von drei Jahren.

Wenige blicken optimistisch in die Zukunft

Auch der Optimismus für die wirtschaftliche Zukunft Österreichs ist in allen Altersgruppen um rund 20 Prozentpunkte gesunken. Derzeit blickt nur mehr die Hälfte der Beschäftigten zuversichtlich in die Zukunft.

Gleichzeitig haben die Belastungen zugenommen. Stress, Zeitdruck und Isolation führen dazu, dass Symptome wie Erschöpfung, Depressivität oder Sinnleere bei Jungen enorm zugenommen haben. Acht von zehn haben psychischen Stress, sieben von zehn zeigen Anzeichen von Resignation und Burnout.

Hohe Anzahl von Suizidberatungen

Auch die Zahl der Suizidberatungen ist alarmierend hoch. Von Jänner bis August wurden von der Anlaufstelle Rat auf Draht heuer schon rund 900 Beratungsgespräche geführt, es sei mit einem ähnlich hohen Niveau wie 2021 zu rechnen.

Berichte über (mögliche) Suizide können bei Personen, die sich in einer Krise befinden, die Situation verschlimmern. Die Psychiatrische Soforthilfe bietet unter 01/313 30 rund um die Uhr Rat und Unterstützung im Krisenfall.

Die österreichweite Telefonseelsorge ist ebenfalls jederzeit unter 142 gratis zu erreichen. Hilfe für Jugendliche und junge Erwachsene bietet auch Rat auf Draht unter der Nummer 147.