I Will Close the Sky So You Could Breathe / Daria Pugachova (UA)
Kultur

Ars Electronica am „Kriegsschauplatz Kunst“

Das Ars Electronica Festival „Welcome to Planet B“ gibt auf seiner Onlineplattform mit dem Titel „State of the ART(ist)“ Künstlerinnen und Künstlern Raum, die der politischen Dimension ihrer Werke wegen bedroht, verfolgt und unterdrückt werden.

Gemeinsam mit dem Außenministerium erfolgte ein Open Call, bei dem 357 Arbeiten aus 40 Ländern eingereicht wurden. Eine Plattform wie Ars Electronica müsse solch dramatische Ereignisse wie in der Ukraine zum Anlass nehmen, sich dem „Kriegsschauplatz Kunst“ zu widmen und zu fragen, wie es um den „State of the ART(ist)“ weltweit bestellt ist, hieß es.

„Wäre die Kunst gesellschaftspolitisch irrelevant, scheint der Aufwand, mit dem sie vielerorts unter Druck gesetzt wird, maßlos übertrieben“, wird Festivaldirektor Martin Honzik in einer Aussendung zitiert. Mit der Aussage „die Kunst lebt auch von der Freiheit, alles hinterfragen zu dürfen. Gerade das ist in einer freien, demokratischen Gesellschaft essenziell, deshalb ist es auch unabdingbar, dass die Kunst geschützt und unterstützt wird“, sagte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP).

Mehr Einreichungen als erwartet

Angesichts der schwierigen Umstände, unter denen die Kunstschaffenden arbeiten, hatte man nicht mit so vielen Einreichungen gerechnet. Festivalorganisatorin Christl Baur gab zu bedenken, „dass Künstler*innen ihre Projekte oft nur über Umwege einreichen können, weil ihre Onlineaktivitäten überwacht und eingeschränkt werden“. Eine internationale Jury wählte elf Werke aus, die nun in einer virtuellen Schau – und teilweise beim Festival in Linz – zugänglich sind.

Logo State of the ART(ist)

Bevorzugt wurden Arbeiten, die demokratische Werte, Menschenrechte, einschließlich Umweltrechte, stärken und aktivistischen Methoden nahestehen, auch eher traditionelle Arbeiten wurden aufgenommen. Die Mehrheit stammt aus der Ukraine wie das Video „Clanking, hammering, dispute and gurgling“ von Andrij Rachinskij und Daniil Rewkowskij, das Teil einer Ausstellung ist, die im fiktiven Museum of Human Civilization gezeigt wird, das nach dem Aussterben der Menschheit geschaffen wurde.

Daria Pugachova lebte in Kiew, bis sie vor den anrückenden russischen Truppen nach Sofia in Bulgarien flüchtete, wo ihre Performance „I Will Close The Sky So You Could Breathe“ im Juni erstmals aufgeführt wurde. Sie steht für die Hoffnung der Ukrainerinnen und Ukrainer, Schutz vor russischen Raketen zu finden.

Hip-hop music to honour the Syrian memory – Resisting dictatorship, sectarianism and war through music in Syria / Amir Almuarri (SY)
Amir Almuarri: „Hip-hop music to honour the Syrian memory – Resisting dictatorship, sectarianism and war through music in Syria“

Der syrische Hip-Hop-Künstler Amir Almuarri begann Lieder zu schreiben, um seine Kriegserlebnisse und Verluste zu verarbeiten, aber vor allem um die Hoffnung nicht zu verlieren. „Hip-hop music to honour the Syrian memory – Resisting dictatorship, sectarianism and war through music in Syria“ ist sein Beitrag zur Ausstellung. Weitere Positionen kommen neben der Ukraine aus Hongkong und Myanmar.

Weltweit Gehör und Aufmerksamkeit verschaffen

„State of the ART(ist)“ wird der zentrale und einzige Onlinebeitrag des Ars Electronica Festivals 2022 sein. Die Künstler könnten ihre Projekte dort, wo sie leben und arbeiten, physisch gar nicht umsetzen, viele würden anonym bleiben wollen oder müssen. „Und zu guter Letzt eröffnet das Internet die Möglichkeit, genau diesen Künstler*innen weltweit Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen“, betonte Honzik. Einige von ihnen kommen auch mit ihren Kunstwerken in Kepler’s Garden nach Linz.