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Wirtschaft

Zweifel an Ausstieg aus Gas

Wegen des möglichen Ausfalls von Gaslieferungen unterstützt die Regierung Großunternehmen, die von Gas auf Erdöl oder Kohle umrüsten. Energieintensive Branchen wie die Papierindustrie zweifeln aber an der Realisierbarkeit so eines Umstiegs.

16.000 Gigawatt Energie aus Dampf, Strom und Brennstoffen benötigt allein die Papierindustrie in Österreich. Das Unternehmen Smurfit Kappa investierte bereits vor zwei Jahren in Nettingsdorf mehr als 130 Millionen Euro in eine Energierückgewinnung über die Zellstofferzeugung. Laut Geschäftsführer Günter Hochrathner werden damit mehr als 80 Prozent der Prozesswärme selbst aus Biomasse erzeugt: „Man muss allerdings sagen, dass die zugekauften Energiemengen immer noch erheblich und daher auch noch ein ganz wesentlicher Faktor in unserer Kostenbilanz sind.“

Gas nicht überall ersetzbar

Gas lasse sich in der Wärmegewinnung mittelfristig ersetzen, nicht aber in Prozessabläufen. Jedes Unternehmen muss daher jetzt genau überlegen, wie viel es in Krisenszenarien investiert. Bei der Papierproduktion seien die Energieanlagen ein wesentlicher Teil, erklärt Hochrathner: „Es werden zwar verschiedene Szenarien durchgespielt, es ist aber nicht möglich, Parallelanlagen aufzubauen.“ Vor allem seien aber auch die Unterstützungsmöglichkeiten des Staates „eher beschränkt“.

Hilfe bei Umstieg auf Öl oder Kohle

Die Regulierungsbehörde E-Control hat festgestellt, dass 60 Großverbraucher in Österreicher Gas teilweise durch Öl oder Kohle ersetzen könnten. Für den Umstieg sollen die Unternehmen finanziell unterstützt werden. Dennoch zweifeln energieintensive Unternehmen an der Realisierbarkeit eines Umstieges.

Die oberösterreichische Industriellenvereinigung (IV OÖ) hat im Juli 60 Unternehmen zu einem möglichen Ausstieg aus Gas befragt. Dabei stellte sich die lange Zeit der Umrüstungen von sechs Monaten bis zu drei Jahren als Hauptproblem dar, daher sei Sparen das Gebot der Stunde. In der Industrie sei das mit dem Zurückfahren gewisser Produktionsprozesse möglich oder dem Aussetzen der Herstellung gewisser Produkte, erklärt Joachim Haindl-Grutsch, der Geschäftsführer der IV OÖ, das führe aber zu Brüchen in der Wertschöpfungskette. „Dann würde es heißen, ‚ich hab zwar noch Gas zum Produzieren, aber mein Vorlieferant vielleicht nicht mehr‘ und damit steht dann die gesamte Kette.“

Scharfe Kritik der Umweltschützer

Umweltschützer kritisieren einen aus Steuern finanzierter Rückschritt auf Kohle oder Erdöl und bezeichnen das als völlig inakzeptabel. Die Unternehmen wüssten ja nicht erst seit gestern, dass fossiles Gas umweltschädlich ist, sondern seit Jahrzehnten, sagt Greenpeace-Sprecherin Jasmin Duregger im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Sie wirft der Industrie vor, nicht richtig und nicht rechtzeitig auf erneuerbare Energie gesetzt zu haben.

Bei der voestalpine wollte man die Umstiegsförderung der Regierung am Montag nicht kommentieren. Man sei aber in der Fertigung von Gas abhängig und habe deshalb einen Notfallvorrat für drei Monate eingelagert. Die Stromerzeugung erfolge längst über Abwärme der Hochöfen, da sei man von Stromlieferanten unabhängig.